Jochen Schmidt

Phlox

Cover: Phlox
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406793080
Gebunden, 479 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Line Hoven. Es ist das letzte Mal, dass Richard Sparka, vertraut aus Jochen Schmidts Roman "Zuckersand", mit seiner eigenen Familie, der Gefährtin Klara und den Kindern Karl und Ricarda, ins geliebte Kindheitsparadies Schmogrow im Oderbruch fährt. Nach dem Tod der Tatziets, die jahrzehntelang das Haus und den Garten, das Dorf und die Umgebung zu einem Ferienidyll und Hort des richtigen Lebens gemacht haben, wird das Haus abgerissen und das Grundstück verkauft. Und Richard, verstrickt in die Erziehungskonflikte mit Klara und konfrontiert mit dem Eigensinn der Kinder, will im Gedenken an die "Wunder von Schmogrow" seinen ewigen Kampf gegen die Verhässlichung der Welt fortsetzen. In Erinnerungen und Erkundigungen, mit einer Art Archiv der Geschichte und der geistigen und praktischen Lebensweisheiten der Familie Tatziet, forscht Richard dem Glück Schmogrows nach und entdeckt, dass Vieles in dem naturnahen Selbstversorger-Paradies, mit seiner Liebe zur Dauer und dem Widerstand gegen jegliche Verschwendung, auch dunkle Züge trägt, so wie es die Suche nach dem Eigentlichen und Authentischen in Deutschland immer getan hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.02.2023

Rezensentin Katharina Teutsch freut sich über den für sie bisher besten Roman von Jochen Schmidt: "Phlox" spielt in dem fiktiven Ort Schmogrow in der DDR, an den sich der Erzähler sehnsüchtig, mit fast proust'schen Qualitäten erinnert, wie die Rezensentin bezeugt. Die ländliche Geschichte überzeugt sie dadurch, dass statt spannungsreicher Handlung Beobachtungen und Assoziationen Vorrang haben und sich entwickeln können. Daneben, so Teutsch, widmet sich der Autor auch der (Kriegs-)Vergangenheit des idyllischen Ortes, die weniger Schönes zum Vorschein bringt. Eine rundum gelungene poetische und reflektierende Erinnerungsreise, resümiert sie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2023

In Jochen Schmidts Roman "Phlox" wird eine Reise in ein kleines Dorf im Oderbruch zur Erinnerungsreise - und zwar nicht nur in die eigene Kindheit, erklärt Rezensent Harald Eggebrecht, sondern auch in die weniger idyllische Vergangenheit dieses Dorfes und seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Schmidt erzählt von dieser Reise mit einer Gewissenhaftigkeit und Beredsamkeit, die zwei wahrscheinlich kausal zusammenhängende Effekte haben, bemerkt der Rezensent: Eine leichte Ermüdung und/aber gleichzeitig das Abgleiten in eigene Erinnerungen. Eggebrecht findet für diesen durchaus positiven Effekt eine schöne Metapher: Die "Phlox" in Jochen Schmidts brandenburgischem Dorf, beschreibt er, duften so stark, dass auch im eigenen Garten die Blumen zu blühen beginnen, wenn man sich denn darauf einlassen möchte.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.10.2022

Idyllisches Leben als Fundgrube für das eigene Erzählen: Dass das keineswegs kitschig werden muss, zeigt sich für Rezensentin Elke Schmitter in diesem Roman. Wir begleiten darin den Erzähler Richard Sparka, der ein letztes Mal in das Dorf seiner Kindheit zurückkehrt, einen Ferienort nahe der polnischen Grenze. Er muss erkennen, dass das einst so behütende Dorf in "banaler Wohlstandshässlichkeit" aufgegangen ist. Und - für Schmitter ganz zentral - dass auch in dieser Kindheitsidylle nicht alles Gold war, was glänzt. Die Rezensentin ist begeistert von Jochen Schmidts Fähigkeit, ein Panorama verschiedenster emotionaler Regungen zu beschreiben, ohne dabei jemals ins Kitschige oder Vereinnahmende zu verfallen. Große Kunst, findet sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.09.2022

Rezensentin Elke Schlinsog stöbert verzückt in den Sommerferienerinnerungen eines gewissen Richard Sparka, dem Hauptprotagonisten in diesem Roman. Der Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt erzählt auf 470 Seiten davon, wie sein umsichtiger Held ein letztes Mal mit seiner Familie zum Haus des Ehepaars Tatziet in Schmogrow im Oderbruch reist und dort die goldenen Sommerferien seiner Jugend Revue passieren lässt, erklärt Schlinsog. Die Sätze schlängeln sich der Rezensentin zufolge nahezu absatzlos durch die Handlung und machen Gegenwart und Vergangenheit lebendig, die immer häufiger von Erinnerungen an die Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs geprägt sind. Für sie ein feinfühliger, origineller "Erinnerungs- und Geschichtskasten", der zeigt, dass es sich auch lohnen kann, in der Vergangenheit zu graben.