Gabriele Riedle

In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.

Eine Art Abenteuerroman
Cover: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.
Die Andere Bibliothek, Berlin 2022
ISBN 9783847704478
Gebunden, 280 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Als schreibende Reporterin war die Erzählerin auf allen Kontinenten der Erde unterwegs. In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. Nun verabschiedet sie sich von einer Welt, die einmal die eigene war.Aus dem Radio erfährt Gabriele Riedles Erzählerin vom gewaltsamen Tod des berühmten britischen Kriegsfotografen Tim H. in Libyen. Nicht lange zuvor war sie mit ihm als schreibende Reporterin unterwegs im Bürgerkriegsland Liberia. Anlass für sie, von ihm zu erzählen, von seinem Leben und von seinem Sterben, aber auch von ihren eigenen Erfahrungen in allen möglichen Winkeln der Erde, in Afghanistan und im Dschungel von Papua-Neuguinea, im Inneren der Mongolei und im Kaukasus, von den Höhen des Himalaya und der Reise nach Liberia. In ihre Erzählung fließen die Bilder und Beschreibungen der Welt, die die internationalen Berichterstatter den Medienhäusern in Hamburg und in Manhattan liefern - diejenigen, die unsere globale Gegenwart deuten. Ihre Berichterstattung in Bildern und Texten unterliegt ästhetischen und ökonomischen Zwängen, die vom Zustand der Welt und der Krise der westlichen Zivilisation künden.
Gabriele Riedle hat selbst über 20 Jahre Erfahrung als Reporterin. "In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg." Ist jedoch originäre Prosa, eine kunstvolle Literatur. Das Nachdenken ihrer Ich-Erzählerin und ihr persönlichstes Erleben kombiniert sie in einem mäandernden Bewusstseinsstrom in weit ausschwingenden Sätzen. Und die Autorin hieße nicht Gabriele Riedle, wenn die Reisen durch Raum und Zeit nicht auch durch die Zettelkästen der Weltliteratur führten, durchweht vom "Hegelschen Weltgeist". Sie nennt ihr Buch "eine Art Abenteuerroman" und knüpft damit spielerisch an eine Tradition an, die sie jedoch zugleich hinter sich lässt.In "In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg." lässt Gabriele Riedle eine Frau sprechen in einem durch und durch männlichen Genre. Das weltumspannende Romanabenteuer ist hochaktuell nicht nur im Blick auf die Mechanismen, die zu den Fälschungen des Spiegel-Reporters Relotius führten, sondern auch angesichts der Verunsicherung des Westens nach dem Rückzug aus Afghanistan, mit dem der Roman endet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.10.2022

Wie das ist, als Kriegsreporterin immer wieder in die gefährlichsten Gebiete der Welt ziehen zu müssen, kann Rezensent Claus-Jürgen Göpfert gebannt bei Gabriele Riedle verfolgen. Ihm gefällt, wie das Buch klug Abenteuergeschichte mit Satire und Lovestory verknüpft. Rapide wechseln die Schauplätze, das "war horse" Riedle bleibt mutig und beeindruckt den Rezensenten nicht nur durch das, was sie in Kabul oder Misrata erlebt, sondern auch durch ihre Unerschrockenheit einer kapitalistisch-journalistischen Verwertungsmaschinerie gegenüber, die durch einen namen- und skrupellosen Chefredakteur verkörpert wird. Ein "sprachlicher Parforceritt", zeigt sich Göpfert mitgerissen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.08.2022

Fokke Joel wird ganz traurig beim Lesen von Gabriele Riedles Roman über eine Kriegsreporterin und ihr resignatives Hadern mit einem Job, der zum Zynismus erzieht, weil er die Vergeblichkeit westlicher Anstrengungen von Afghanistan bis Liberia erkennt und die Bigotterie der Medien, die nach den immer gleichen Texten und Bildern hecheln. Um Absurditäten wie diese geht es im Roman, so Joel, der sich am Ende fragt, warum die Erzählerin nicht einfach aufhört mit dieser Arbeit. Die Ruhelosigkeit der Erzählerin bildet Riedle auch sprachlich gut ab, findet er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2022

Rezensent Roman Bucheli schildert Gabriele Riedle als bedeutende, vor allem aber mutige Reporterin. Es stellen sich offenbar auch in diesem Roman über ihr Metier die mit dem Genre verknüpften üblichen Fragen: Warum begibt man sich als Journalist in Chaos und Gefahr? Ist es die Suche nach Wahrheit, ist es Selbstinsznierung oder der Thrill? Man kann nicht behaupten, dass Bucheli Riedles Antwort auf diese Frage erschöpfend paraphrasiert. Aber das Buch war für ihn merklich eine anregende Lektüre, als Persiflage auf ihr Gewerbe, aber auch als Hommage auf einen Kollegen, der bei einer Reportage über Libyen von einer Granate zerfetzt wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.06.2022

Rezensentin Frauke Meyer-Gosau folgt Gabriele Riedles Ich-Erzählerin, einer hartgesottenen Reisereporterin, in die Wüste Gobi, nach Papua-Neuguinea, Liberia und Kabul und zurück in die Miefigkeit des Berliner Westens, zu durchgeknallten Kriegslords und zu den bin Ladens. Dass Riedle dabei nicht den Faden verliert und auch noch die Liebesgeschichte mit einem Fotoreporter einzuflechten versteht, versetzt die Rezensentin in respektvolles Staunen. Ein mal witziger, mal düsterer Abenteuerroman, dessen zunächst disparat erscheinende Teile am Ende doch auf elegante Weise zusammenpassen, findet Meyer-Gosau.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2022

Rezensent Andreas Platthaus ist schwer beeindruckt von der "Kanalarbeit", die Gabriele Riedles Buch leiste: tief in die stinkenden Abgründe des politischen Weltgeschehens und des journalistischen Umgangs begebe sich Riedle in ihrem Buch, das aus der Sicht ihres Alteregos von ihren Erfahrungen als Reporterin in Kriegsgebieten erzählt. Dabei geht es, wie Platthaus resümiert, um den Tod des befreundeten Kriegsfotografen Tim H. (Tim Harrington), um die Schattenseiten des Berufs, in dem jeder Auftrag nicht Heldentum, sondern "Katzenjammer" hinterlasse, und um aktuelle Dekolonialisierungsdebatten - das alles vermittle Riedle aber, und das findet der Kritiker bemerkenswert, mit viel Witz, einem Gespür für "Irrsinn" und Selbstironie. Eine "große Mediensatire" sieht der Kritiker hier, mit der Riedle die "Banalisierung" ihres Berufs aufs Korn nehme, ohne ihn dabei zu verklären - ganz in der von der Anderen Bibliothek gewohnten hohen Qualität, lobt Platthaus.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.04.2022

Eine "anspruchsvolle wie lohnende" Lektüre verspricht Rezensent Oliver Pfohlmann mit Gabriele Riedles Reportage, die keine klassische sei. Die ehemalige Kriegsreporterin, die sich mittlerweile auch als Autorin einen Namen gemacht hat, so Pfohlmann, verarbeitet darin ihren Einsatz in Liberia, Westafrika, und den Tod ihres dortigen Kollegen und Vertrauten Tim Hetherington, im Buch Tim H. Dabei erfährt der Kritiker zwar viel über den Berufsalltag in Kriegsgebieten, über die Begegnung mit fragwürdigen Gestalten wie einem ehemals eine Kinderarmee anführenden, nun vermeintlich geläuterten Ex-Soldaten, und über die Grenze zum Wahnsinn, dem Riedle durch Gespräche mit Tim H. zu entkommen versuchte. Wie in einer gewöhnlichen Reportage gehe es dabei aber gar nicht zu; stattdessen staunt Pfohlmann über Riedles "Prosadschungel mit hochreflexiven, mäandernden Satzgirlanden", der auch die Unübersichtlichkeit von Krisengebieten widerspiegele und ein besonderes Leseerlebnis beschere. Sympathisch ist ihm außerdem die Selbstironie der Autorin.