Slata Roschal

153 Formen des Nichtseins

Roman
Cover: 153 Formen des Nichtseins
Homunculus Verlag, Erlangen 2022
ISBN 9783946120940
Gebunden, 176 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Debütroman über Identität, Migration, Außenseitertum, Weiblichkeit und die Frage nach dem Sein. Ksenia ist Russin, sie ist Deutsche, sie ist Jüdin, sie ist unter Zeugen Jehovas aufgewachsen, sie ist eine junge Frau, Mutter, Schriftstellerin und Wissenschaftlerin - das alles ist sie und gleichzeitig ist sie nichts davon. Bei der Erforschung des eigenen Identitätspluralismus sammelt sie Ebay-Anzeigen, die das Wort "russisch" enthalten, notiert Gespräche von Arbeitskolleg:innen, korrigiert Stellenaushänge, beobachtet russische Mütter in der Stadt und israelische Verwandte auf Facebook, besucht arabische Läden, diskutiert mit einem Logopäden, dolmetscht in einer Psychotherapie für Flüchtlinge, erinnert sich immer wieder an einen traumatischen kindlichen Zustand von Orientierungslosigkeit und Fremdbestimmung, betastet misstrauisch ihren Körper und fragt sich nach einer Definition und dem Wert des eigenen Daseins.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.11.2022

Sein oder nicht sein: Eine Frage, die mit ihrem Bezug auf Identität auch die Autorin Slata Roschal umgetrieben haben könnte, meint Rezensent Jan Drees. "153 Formen des Nichtseins" der Ich-Erzählerin würden so vor allem über Identitäten und Identitätsmarker erzählt, die die Figur nicht hat, sie werde entwickelt wie ein analoges Fotonegativ. Die Figur steht zwischen ziemlichen vielen Gruppen und Diskursen, das kann die Leser bisweilen etwas verwirrt zurücklassen, warnt der Rezensent, aber mehr und mehr Informationen würden uns im Lauf der Zeit gegeben. Das Thema Identität ist zwar allgegenwärtig, aber so spannend, so mit dem Anderen im Fokus, habe dies niemand so schön hinbekommen wie die Debütantin Roschal, ist sich Drees sicher.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.05.2022

Rezensentin Lara Sielmann hält Slata Roschals Roman für zeitgemäß. Wie die Autorin vom Gefühl des Nichtdazugehörens, der Suche nach Antworten über die eigenen Prägungen und dem Wunsch des Ankommens erzählt, erscheint ihr wortgewandt und stilistisch abwechslungsreich und prägnant. Roschals Ich-Erzählerin, geborene Russin, aufgewachsen in Deutschland unter dem Einfluss der Zeugen Jehovas, blitzgescheit und kritisch, seziert sich selbst in 153 kurzen Anekdoten, Skizzen, E-Mails und Erinnerungen, erläutert Sielmann das Buch. Sichtbar wird laut Sielmann ein Leben aus vielen disparaten Facetten. Ein in mehrfacher Hinsicht erstaunliches, vielschichtiges Debüt, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2022

Rezensent Moritz Baßler staunt über den Sog von Slata Roschals autofiktionaler Prosa aus den Dialogen, Briefen, Listen, Zetteln und Social-Media-Einträgen einer jungen jüdischen Russlanddeutschen. Wie die Autorin die gesamte Facettenvielfalt der Figur in deren Sprache packt, scheint Baßler bemerkenswert. Die zugängliche Vielstimmigkeit dieser Prosa erinnert Baßler an Dostojewski, nur dass Roschal damit die "relevanten Diskurse" unserer Zeit angeht und das komplexe "weibliche postmigrantische Subjekt" sprechen lässt, wie er erkennt.
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