Jochen Schmidt

Zuckersand

Roman
Cover: Zuckersand
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406705090
Gebunden, 206 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Mit Vignetten von Line Hoven. Karl, zwei Jahre alt, entdeckt die Welt und sein Vater möchte ihm dabei nicht im Wege stehen. Karls Expeditionen in die Gegenstandswelt von Wohnung und Straße, Spielplatz und Geschäften, die sein Vater liebevoll begleitet, lösen zahlreiche Erinnerungen und Betrachtungen über dessen eigene Kindheit und deren Gegenstandswelt aus. Der Vater will nicht nur Karls Kindheitsglück, sondern auch die Dinge seiner eigenen Kindheit retten und bewahren. Dies ist nicht der einzige Konflikt in seiner innigen Beziehung zu Karls Mutter Klara, die in der Denkmalschutzbehörde arbeitet, und aus dem Büro per SMS Anweisungen zu Karls Erziehung schickt. Und die Aussicht, endlich eine gemeinsame Wohnung zu beziehen, gefährdet zugleich die "Wunderkammer" voller bedeutungsvoller Gebrauchsgegen stände, die der Ich-Erzähler zu Hause hütet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.04.2017

Aus der Masse der neuen Väterliteratur ragt Jochen Schmidts "Zuckersand" in den Augen von Rezensentin Katharina Granzin aus mehreren Gründen hervor: Zum einen erlaubt sich der Schriftsteller Schmidt im Gegensatz zu seinen journalistischen Kollegen nicht nur die Abschweifung, er beherrscht sie auch in ihrer ganzen Schönheit. Außerdem weiß er Liebeserklärungen zu machen, wenn er etwa die Haare seines kleines Sohnes einzeln vom Boden aufsammelt und nicht wegwerfen mag. Und schließlich, das ist Granzin wichtig, lässt Schmidt auch die Mutter des Kindes präsent sein, die in anderen Vaterbüchern meist an den Rand gedrängt ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2017

Martin Halter hält es fast nicht aus, das Vater-Sohn-Idyll, das Jochen Schmidt in seinem neuen Roman hinzaubert. Aus der Erfahrung des eigenen Vaterglücks heraus gelingen dem Autor laut Halter zwar schöne Miniaturen über verschissene Windeln, Sprachspiele, Faxenmachen und Sachensuchen, "hübsch" illustriert von Line Hoven, wie Halter findet, auch kann Schmidt toll auf Augenhöhe des Kindes über Bauplätze staunen, doch etwas fehlt bei dem Ganzen, denkt sich der Rezensent. Richtig: Die pralle Schönheit der Schöpfung, in der der Vater nicht nur dem Kind, sondern auch der Frau aufs Wort folgt und in vegetarische Idiosynkrasien und Haferflockenseligkeit, sie ist irritierend frei von allem Bösen, meint Halter.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2017

Jutta Person schwelgt mit Jochen Schmidts kinderkarreschiebendem Vater im possierlichen Sein der kleinen Dinge am Wegesrand: Kiesel, Haargummis, Rohre, alles animistisch belebt in den Augen des Sachenfinders, wie Person staunt. Dass Schmidts Pantoffelheld kein Esoteriker ist, sondern ein subtiler, ironischer "Feinmechaniker", den jedes Staubsaugergeräusch ins "Universum des Rauschens und Röhrens, Klackens und Quietschens" beziehungsweise zurück in die eigene (Ost-)Kindheit beamt, macht die Lektüre für Person erst schön. Umso mehr, als Schmidt mitunter ins Apokalyptische driftet, wenn er seine Figur Trennungsszenarien aushecken oder über Rasierklingen in der Sandkiste nachsinnen lässt.
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