Jochen Strobel

Entzauberung der Nation

Die Repräsentation Deutschlands im Werk Thomas Manns. Diss.
Cover: Entzauberung der Nation
Thelem Verlag, Dresden 2000
ISBN 9783933592019
Kartoniert, 394 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Der Autor fragt nach der Entwicklung von Deutschlandbildern im Gesamtwerk Thomas Manns. Die Genese einer eigenständigen Rolle des Autors als "Repräsentant der deutschen Nation" wird vor dem Hintergrund jener Texte nachgezeichnet, in denen Mann immer wieder den Versuch unternimmt, "Deutschland", den Kern der wichtigsten Mythologie des 19. und 20. Jahrhunderts, im Medium der Literatur zu repräsentieren. Thomas Manns lebenslanges "Leiden an Deutschland" wird transparent als Leiden an der Unmöglichkeit, Deutschland unter den Bedingungen der literarischen Moderne und des Ablaufs der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert zu retten. Der umfassende Blick auf das Quellenmaterial und die Präsentation noch unedierter Texte machen das Buch zu einem wichtigen Kompendium für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Thomas Mann wie mit dem "modernen Mythensystem "Nation".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2001

Albert von Schirnding bespricht in einer Doppelrezension zwei Bücher, die sich mit Thomas Mann und den Deutschen bzw. dem Antisemitismus befassen, und die nach Ansicht des Rezensenten kaum unterschiedlicher hätten ausfallen können.
1.) Yahya Elsaghe: "Die imaginäre Nation" (Wilhelm Fink Verlag)
Von Schirnding merkt nicht ohne Ironie an, dass es dem Autor hier "beinahe gelingt", den Leser vom Antisemitismus Thomas Manns zu überzeugen. Zwar sei dieser Antisemitismus durch die Forschung längst widerlegt, doch Elsaghe halte nicht viel von diesen Studien. Deswegen legt er nun, so von Schirnding, "umfangreiches Beweismaterial" vor, die seine These vom Antisemitismus Manns untermauern sollen. Grundlage sind dabei vor allem handschriftliche Anmerkungen Manns in Büchern oder Notizen, Bemerkungen also, bei denen Mann sich "unbeobachtet wähnt". Diese werden von Elsaghe wiederum in Bezug zu anderen Textstellen Manns bzw. seiner Biografie gebracht. Der Rezensent bewertet dieses Vorgehen nicht dezidiert, doch dem Tenor seiner Besprechung darf entnommen werden, dass er diese Studie nicht besonders ernst nehmen kann.
2.) Jochen Strobel: "Entzauberung der Nation" (W. E. B. Universitätsverlag)
Zu diesem Buch merkt Albert von Schirnding an, dass der Autor- bezogen auf die Studie von Elsaghe - zu "fast genau gegensätzlichen Resultaten" kommt. So sind nach Strobel Begriffe wie `Rasse` und `Blut` bei Thomas Mann eher "als Chiffren zu verstehen" und keineswegs in dem Sinne, wie sie von der völkischen Bewegung verwendet wurden. Außerdem habe Strobel darauf aufmerksam gemacht, dass Mann Juden keineswegs nur negativ porträtiert habe, wie es offenbar die Studie von Elsaghe nahe legt. Ähnliches gilt nach von Schirnding auch für Thomas Manns Einstellung zur Monarchie und Repräsentation, bei der Strobel durchaus eine gewisse Distanz und sogar Kritik des Schriftstellers ausmache. Insgesamt macht von Schirnding keinen Hehl daraus, dass er Strobels Studie der Elsaghes vorziehen würde.
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