Jörn Düwel, Niels Gutschow

Baukunst und Nationalsozialismus. Demonstration von Macht in Europa 1940 - 1943

Die Ausstellung Neue Deutsche Baukunst von Rudolf Wolters
Cover: Baukunst und Nationalsozialismus. Demonstration von Macht in Europa 1940 - 1943
DOM Publishers, Berlin 2015
ISBN 9783869220260
Gebunden, 480 Seiten, 28 EUR

Klappentext

Dieser Band thematisiert ein unbequemes Kapitel deutscher Geschichte. Während Deutschland Krieg führte, wurde die Ausstellung "Neue Deutsche Baukunst" zwischen 1940 und 1943 in mehreren europäischen Großstädten mit großem Erfolg gezeigt. Die aufwendige Schau demonstrierte einen selbstbewussten Machtanspruch: Das nationalsozialistische Deutschland reklamierte damit im Rahmen einer Kulturkampagne seine Führung in Europa. Es unterstrich, erst der Nationalsozialismus habe einen Neuanfang in Architektur und Stadt möglich gemacht. Zugleich sollte diese erste umfassende Leistungsbilanz Vorbildliches für das zukünftige Bauen zeigen. Die Ausstellung war für die vorliegende Studie der Auslöser. Anhand umfangreicher, bislang unveröffentlichter Materialien zeichnen die Autoren ihre unmittelbare Entstehungs- und Wirkungsgeschichte nach. Sie beschreiben die Akteure und geben dem Thema selbst Raum: Was verstand man unter neuer deutscher Baukunst? Auf welche Vorbilder berief man sich, was waren die Ziele? Inwieweit waren Texte und das gesprochene Wort mit den architektonischen Entwürfen vereinbar?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2015

Als einen der einflussreichsten Architekten der NS-Baupolitik sieht Rezensent Klaus Englert den 1903 geborenen Rudolf Wolters, der während des Dritten Reichs vom "männerbündisch-reaktionären Zirkel" rund um Generalbauinspektor Albert Speer profitiert habe und selbst in der Nachkriegszeit noch ein gefragter Mann gewesen sei. Jörn Düwels und Niels Gutschows Buch - ein Ergänzungsband zur Publikation "Neue Städte für Stalin" - nimmt nun Wolters' Tätigkeit als Verantwortlicher der Ausstellung "Neue Deutsche Baukunst" in den Blick, so Rezensent Englert. Sie zeige, wie die Propagandaschau die Ideen der NS-Architektur international bekannt machen sollte, indem sie von einer europäische Metropole zur nächsten wanderte, und dabei beispielsweise im Herbst 1942 in Barcelona Halt machte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2015

Rezensent Oliver G. Hamm bespricht zwei Neuerscheinungen über den Architekten Rudolf Wolters, der zunächst für Stalin in Nowosibirsk und später für die Nazis unter Albert Speer arbeitete - zum einen Wolters' Erinnerungen an Nowosibirsk, die einen interessanten Einblick in das stalinistiche Russland um 1932 zu bieten scheinen, zum anderen einen Band, der um die die Ausstellung "Neue deutsche Baukunst" von 1940 kreist, an der Wolters maßgeblich beteiligt war. Beide Male hat Hamm Kritik am Mitherausgeber Jörn Düwel, der in Wolters' Erinnerungsband auf den Abdruck eines späteren Nachworts verzichtet, und im Band über die Ausstellung, den er mit Niels Gutschow betreut hat, zwar ein Vorwort Wolters' in zehn Sprachen nachdruckt, nicht aber die zugehörigen Bilder. Hamm fand beide Bände dennoch interessant, weil sie einen authentischen Einblick in die Architektur- und Propagandabestrebungen der beiden totalitären Diktaturen gestatten.
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