Michael Mönninger

"Neue Heime als Grundzellen eines gesunden Staates". Städte- und Wohnungsbau der Nachkriegsmoderne

Die Konzernzeitschrift "Neue Heimat Monatshefte" 1954-1981
Cover: "Neue Heime als Grundzellen eines gesunden Staates". Städte- und Wohnungsbau der Nachkriegsmoderne
DOM Publishers, Berlin 2018
ISBN 9783869225043
Kartoniert, 480 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Mit 300 Abbildungen. Die Geschichte der Neuen Heimat beginnt als regionales Hamburger Wohnbauunternehmen 1926, das 1933 von der Deutschen Arbeitsfront übernommen wurde und nach seiner Wiedergründung im Jahr 1950 zur größten Wohnungsbaugesellschaft der nicht-kommunistischen Welt aufstieg. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang prägte der gewerkschafts­eigene Konzern die Leitlinien des deutschen Wohnungs- und Städtebaus. In ihrer Spätphase ging die ­Neue ­Heimat jedoch immer mehr auf Expan­sionskurs und verfing sich in einem unüberschaubaren Geflecht von Tochtergesellschaften und Auslandsbeteiligungen. 1982 von einem Kor­ruptionsskandal in der Unternehmensführung erschüttert, wurde der Konzern von 1986 an vollständig abgewickelt. Das führte zu einem katas­trophalen Ansehensverlust sozialreformerischer Gemeinwirtschafts­ideen und leitete nicht nur den Untergang der gewerkschaftseigenen Wirtschafts­unternehmen und des sozialen Wohnungsbaus ein, sondern auch das vorläufige Ende des sozialdemokratischen Zeitalters. Angesichts des großen Interesses am Umgang mit dem architektonischen und städtebaulichen Erbe der Nachkriegsmoderne, der quantitativ größten geschlossenen Epoche der deutschen Baugeschichte, doku­mentiert und analysiert der vorliegende Band die bislang nicht gewürdigte Geschichtsquelle der 1954 bis 1981 erschienenen Konzernzeitschrift Neue Heimat Monatshefte. Leitfrage ist, wie die Öffentlichkeit für die neuen sozio­ökonomischen und ­urbanistischen Ideale gewonnen werden konnte und auf welchen Argumentationsmustern die Überzeugungs- und Durchsetzungsarbeit der Neuen Heimat beruhte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2019

Cornelia Dörries lernt bei Michael Mönninger weniger die kriminalistischen Aspekte als die politischen, soziologischen und kulturellen Entstehungsbedingungen und Auswirkungen der "Neuen Heimat" kennen. Dass der Autor dafür das riesige Archiv der NH-Monatshefte analytisch durchackert und dem Leser die Ergebnisse auch noch zeitdiagnostisch mundgerecht serviert, scheint ihr bemerkens- und dankenswert. Sichtbar wird für Dörries die Krankengeschichte des sozialen Wohnungsbaus mit dem Berliner ICC als trauriges Symbol. Durch die Anbindung seiner Ergebnisse an die Gegenwart eines entfesselten Wohnungsmarktes bekommt Mönningers Buch für die Rezensentin noch einmal eine ganz besondere, aufklärerische Note.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

Rezensent Jens Bisky lässt sich von Michael Mönninger gern daran erinnern, dass auch die provinziell-bescheidene Bundesrepublik ihre größenwahnsinnige Seite hatte: die Neue Heimat, die größte Wohnungsbaugesellschaft der westlichen Welt, die nicht nur ganze Stadtteile wie die neue Vahr in Bremen und Neuperlach in München baute, sondern auch Kongresszentren in Berlin, Hamburg und Monaco. Und die nach Korruption, Missmanagement und Bankrott krachend in sich zusammenstürzte. Mönniger versammelt in seinem Band Dokumente aus den einst so wichtigen, konzerneigenen "Monatsheften für neuzeitlichen Wohnungsbau" und liefert dem Rezensenten seinerseits erhellende Kommentare zu Großsiedlungen, Planungskultur und Nachkriegsmoderne. Noch wichtiger findet Bisky aber, dass Mönninger auch die alten Frage nach gesellschaftlicher Daseinsvorsorge wieder auf die Tagesordnung holt, da die Märkte in dieser Frage so fatal versagt hätten.
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