John Updike

Sucht mein Angesicht

Roman
Cover: Sucht mein Angesicht
Rowohlt Verlag, Reinbek 2005
ISBN 9783498068813
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Maria Carlsson. Ein Tag im Leben von Hope Chafetz, ein Tag "voller Worte und einem bisschen Regen" - die Malerin und Witwe berühmter Maler wird von der jungen Kunsthistorikerin Kathryn interviewt. In den vierziger Jahren, als moderne Kunst aus Picasso, Matisse und den Surrealisten bestand, kommt Hope nach New York und landet in jener unbotmäßigen Clique, die einmal der Kern des Abstrakten Expressionismus sein wird. Sie heiratet Zack (eine Jackson Pollock- Figur) und ist nach seinem tödlichen Autounfall in der Rolle der Witwe des Genies nicht glücklich wenngleich sehr effektiv.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.03.2005

Klaus Harpprecht hat dieses Buch als "Schlüsselroman" der New Yorker Kunstszene mit großem Vergnügen gelesen. Eine zweifache Künstler-Witwe erinnert sich im Gespräch mit einer jungen Journalistin an ihr Leben, wobei sich hinter ihrem ersten Ehemanns Zack unzweifelhaft Jackson Pollock verbirg, während ihr zweiter Mann so etwas wie das "Sammelporträt" von Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg und Robert Rauschenberg darstellt, erklärt der Rezensent. Zu seiner Erleichterung vermeidet es der amerikanische Autor, in kunsttheoretische Abstraktion abzugleiten, indem er seine Witwe mit "salzigem Realismus" und viel "kritischem Witz" von der Kunstszene und dem Kunstmarkt New Yorks erzählen lässt. Nicht nur die genauen Beobachtungen geben diesem Roman seine "Frische", sondern auch die "Spannung zwischen den Generationen", zwischen der jungen Journalistin und der alten Frau, macht ihn so lebendig, lobt Harpprecht. Er findet den Roman überaus gelungen und kann sich vorstellen, dass die deutsche Übersetzung von Maria Carlsson mit ihrer "reichen, nuancierten Sprache" dem amerikanischen Original möglicherweise sogar überlegen ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.02.2005

John Updikes neuer Roman spielt in der Künstlerboheme, erzählt Jürgen Verdofsky in seiner ausführlichen Besprechung. Im Zentrum steht die Malerin Hope Chafetz, Witwe zweier großer Künstler, die nun mit dem Sammler der beiden verheiratet ist. Der Roman dauert so lange wie das Interview dauert, das die Journalistin Kathryn mit der Künstlerin führt. Die beiden Frauen umkreisen und belauern sich, Fragen stellend, erzählend, die eine misstrauisch, die andere umwerbend. Schnell stellt sich heraus, dass die Journalistin nicht nur Chafetz wegen gekommen, sondern an deren Verhältnis zu den Ex-Männern interessiert ist, Figuren, die an Jackson Pollock und Andy Warhol angelehnt sind. Diese und noch mehr Künstlerbiografien öffnet Updike, doch niemals lässt er den Kunstkritiker, der er auch sein kann, über den Autor triumphieren, schreibt der Rezensent anerkennend und lobt, dass wohl niemand so viel literarischen Mehrwert aus der ritualisierten Kulturtechnik des Interviews schlägt. Sein Buch soll eine Art Pendant zu Pollocks "Drip-Painting " sein, doch Updike ist nicht Pollock, bemerkt Verdofsky lapidar, nichts ist getröpfelt oder gespritzt, alles vielmehr ausgemalt, Updike wie eh und je "Meister des Atmosphärischen". Und das, findet Verdofsky, ist auch gut so.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.01.2005

Brigitte Werneburg deutet John Updikes Roman ganz unter dem Aspekt der Geschlechterverteilung beim Entstehen großer Kunst. Updike zeichnet den Aufstieg und Fall der künstlerischen Moderne nach, und stellt dabei in Verkörperung von Jackson Pollock fest, dass "Fotzen" eben nicht malen können. In dieser Diskussion von Tugenden und Schwächen von Männern und Frauen spielt der Autor Updike dem Kunstkritiker Updike die "Bälle" zu, mit der Absicht, die Männlichkeit als Verkörperung der amerikanischen Tugend im künstlerischen Prozess darzustellen. Zwar werde durch Übertreibung und Zuspitzung der These auch die Ambivalenz Updikes in dieser Frage zum Ausdruck gebracht. "Doch er überzeugt damit nicht", meint Werneburg. Sie hätte eine Auseinandersetzung mit der Homosexualität vieler Protagonisten der künstlerischen Moderne in Amerika vorgezogen, um die "Fragwürdigkeit von Männlichkeit" auf diesem Gebiet zu diskutieren.