Jose Dalisay

Last call Manila

Roman
Cover: Last call Manila
Transit Buchverlag, Berlin 2023
ISBN 9783887473990
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Niko Fröba. Ein Zinksarg trifft auf dem Manila International Airport ein, in dem laut Begleitschein eine Tote namens Aurora V. Cabahug liegt. Es gibt keine Informationen, warum die Frau in Saudi-Arabien, wo sie als Dienstmädchen arbeitete, umgebracht wurde. Ein Hilfspolizist, der den Sarg in ihre Heimatstadt transportieren soll, kennt den Namen der Frau - er hat sie erst gestern als Sängerin "Rory" in einer Karaoke-Bar gesehen. Er erfährt, dass die Tote die Schwester von Rory ist, die unter falschem Namen nach Saudi-Arabien vermittelt wurde. Aus der Recherche, warum sie das tat, wie und warum sie umgebracht wurde, wie sie auf den Philippinen und dann in Saudi-Arabien gelebt hat, entwickelt sich ein spannender Einblick in eine Gesellschaft, in der es fast in jeder Familie mindestens eine Frau oder einen Mann gibt, die in weit entfernten Ländern, in Westeuropa, Arabien, Skandinavien oder den USA arbeiten und das Geld Jahr für Jahr an ihre Familien überweisen. Eine fluktuierende Gesellschaft, immer konfrontiert mit neuen, oft entwürdigenden Erfahrungen in immer neuen Ländern, aber vielleicht gerade deswegen so eng miteinander verbunden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.06.2023

Nicht nur aufgrund des Renommees, das Jose Dalisay in seiner philippinischen Heimat genießt, ist Rezensent Thomas Wörtche froh, dessen Kriminalroman nun auch auf Deutsch lesen zu können. Auch die Handlung bewegt ihn und regt zum Nachdenken an: Ein Sarg kommt aus Saudi-Arabien nach Manila, die sterblichen Überreste einer Frau sind darin, die, unterwegs unter falschem Namen dann auch noch gestohlen werden, resümiert Wörtche die ein wenig verwirrende Story. Mit gelegentlich zynischem schwarzen Humor erzählt ihm der Autor vom Schicksal der Arbeitssklaven, die von den Philippinen in die ganze Welt verschickt werden, von ihren Lebens- und Sterbensbedingungen und von dem kolonialen Erbe, das sich in diese für westliche Augen oft unsichtbaren Existenzen verwebt. Ein Roman, der diesen schrecklichen Bedingungen nichts entgegenzusetzen hat, sie uns aber in aller notwendigen Gründlichkeit vor Augen führt, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.06.2023

Wie eine erzählerische "Mindmap" entfaltet sich dieser im Original 2008 erschienene Roman des philippinischen Autors Jose Dalisay vor Rezensentin Katharina Granzin. Das hat großen Reiz, findet sie, neben der kriminalistischen Handlung widmet der Autor nämlich allen Figuren viel Aufmerksamkeit. So vermag er es "das schicksalhafte Ineinandergreifen" der einzelnen Leben deutlich zu machen und gleichzeitig die philippinische Gesellschaft in unterschiedlichen Facetten darzustellen, lobt sie. Es geht um Rory, die das Rätsel um den Tod ihrer Schwester Soledad lösen muss, die Sehnsucht und Geldnot zum Arbeiten ins Ausland getrieben hatten. Dalisay zeichnet ein "breit angelegtes, atmosphärisch reiches Bild" einer dysfunktionalen Gesellschaft, in der jeder nur "um sich selbst kreist", schließt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.04.2023

Rezensentin Maria Wiesner sieht im zweiten Buch des philippinischen Autors Jose Dalisay eine gelungene Mischung aus Sozialporträt und Krimi. Am Flughafen von Manila kommt die Leiche einer jungen Frau an, es ist die Schwester der Protagonistin Aurora, die das Land verlassen hatte, um unter falscher Identität als Kindermädchen in Saudi-Arabien zu arbeiten und Geld an ihre Familie schicken zu können, berichtet Wiesner. Nun machen sich Polizist Walter Zamora und Aurora auf, den Sarg abzuholen und den Mord aufzuklären. Der Autor verbindet hier Elemente von Reportage und politischer Analyse, so die Rezensentin, gleichzeitig werden auch geschichtliche Hintergründe erläutert. In seiner Sozialkritik verzichtet Dalisay auf den mahnenden Zeigefinger, sondern beschreibt nüchtern, aber nie mitleidlos, die Folgen von Grausamkeit und Korruption im Land, so die Rezensentin. "Poetisch" wird seine Sprache vor allem, wenn er über Menschen und Landschaften schreibt, bemerkt Wiesner, dabei gefallen ihr die treffenden Vergleiche und die lebendige Figurenzeichnung. Die deutsche Übersetzung von Niko Fröba, so die Kritikerin, fängt gekonnt den lakonischen Stil des Originals auf.
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