Josef Skvorecky

Feiglinge

Roman
Cover: Feiglinge
Deuticke Verlag, Wien 2000
ISBN 9783216304490
Broschiert, 494 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Karl-Heinz Jähn. Mai 1945. Das "Protektorat Böhmen und Mähren" ist Vergangenheit, und im Städtchen Kostelec kann wieder Ruhe einkehren. Bevor es aber soweit ist, muss noch ziemlich viel erledigt werden. Danny Smiricky steht mitten im aufregenden Trubel, bereitet mit seinen Orchesterfreunden den Aufstand vor, kümmert sich um freigelassene britische Gefangene und befördert einen Panzer der SS in den Graben. Dabei macht er das alles nur wegen Irena, die ihn immer noch nicht erhört hat. Sie soll ihn als "Held der Revolution" bewundern und endlich ihren Zdenek vergessen. Irena denkt aber nicht daran. Lieber stellt sie sich auf den Hauptplatz von Kostelec und jubelt mit ihren Freundinnen den Soldaten der Roten Armee zu ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.02.2001

Hermann Wallmann schnipst mit den Fingern und bekommt keineswegs den Blues, denn es ist der Jazz, den er bei seiner Rezension von Josef Skvoreckys neuaufgelegtem Roman "Feiglinge" heraushört. Der Roman sei außerdem "bedeutsam", so der Rezensent, weil er und seine Hauptfigur gleichsam zum Spiegelbild des 20. Jahrhunderts mit seinen ideologischen Gegensätzen und sogar der heutigen Zeit wird, in der "neue Fundamentalismen und politische Korrektheiten allüberall herumzensieren". Dies gelinge dabei aber eben nicht über drögen Abbildrealismus, sondern im Rhythmus des Jazz: "noch in der Übersetzung wird `hörbar` dass Skvorecky ein Instrument spielt", schwärmt der Rezensent und legt das Buch heutigen "juvenilen Debütanten" ans Herz, deren musikalische Welt mit ihren Love Parades seiner Meinung nach weit weniger musikalischen, literarischen und politischen Sprengstoff enthält als der Jazz der Nachkriegszeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2000

Egon Schwarz vermutet, dass man diesen Roman heute anders liest, als bei seinem Erscheinen (in Deutschland) 1969. Damals habe man wohl mehr die politische Dimension wahrgenommen, heute dagegen interessiere sich der Leser wohl mehr für das "Psychogramm einer Jugend" am Ende des Zweiten Weltkriegs. Letzteres findet Schwarz "überzeugend" gezeichnet. Die Kritik liest sich leider ein bisschen wie eine Pflichtübung, an die der Rezensent nicht viel Zeit verschwendet hat: Aus dem Zeitroman sei ein historischer Roman geworden, erklärt Schwarz. Aber ob ihn Skvoreckys Geschichte heute noch etwas angeht, sagt er leider nicht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2000

Der Rezensent Andreas Breitenstein ist voll des Lobes für den schon 1948, im Alter von 23 Jahren geschriebenen Roman von Josef Skvorecky, der die letzten Tage der Naziherrschaft im `Protektorat Böhmen und Mähren` und die damit einhergehenden Wirrungen aus der Sicht des jungen Danny (mit deutlichen autobiographischen Verweisen) beschreibt. Die unprätentiöse Sprache mache ihn zu "einem Manifest wider die Sirenengesänge alle Erlösungsideologien". Feiglinge, so Breitenstein, ist hier kein durchweg negativ belasteter Begriff, sondern steht auch für die humanistische Verweigerungshaltung gegenüber der "Mustergültigkeit des Menschlichen, wie sie der sozialistische Realismus [?] vorschrieb". Breitenstein stellt in seiner ausführlichen Rezension die Lebensläufe und schriftstellerischen Ansätze von Skvorecky und Milan Kundera - beide böhmische Tschechen - nebeneinander und weist auf erstaunliche biografische Parallelen hin. Anders als Kundera hält er Skvorecky für einen Schriftsteller, der von Anfang an versiert mit Melancholie und Ironie umgeht. Seine Romane zeigten, dass "Eindeutigkeit kein Aggregat des Humanen ist." Diese Veröffentlichung ist nach Meinung des Rezensenten ein weiterer - letzter - Versuch, den 75-jährigen Autor zu Lebzeiten im literarischen Kanon zu etablieren. Breitenstein hat mit seinem ausgreifenden Essay dazu beigetragen.