Joseph Brodsky

Weihnachtsgedichte

Russisch-deutsch
Cover: Weihnachtsgedichte
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446203624
Gebunden, 93 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Alexander Nitzberg. Ein kleines großes Buch mit Versen zur Weihnachtszeit: Von 1962 an bis zu seinem Tod 1996 hat der Nobelpreisträger Joseph Brodsky jeweils zu Weihnachten ein Gedicht geschrieben, um an die Geburt Christi zu erinnern. In der atheistischen Sowjetunion eine Provokation. Aber auch im Exil ließ der Dichter nicht von seiner Übung ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.12.2004

Rezensent Gustav Seibt sieht Weihnachten wahlweise als "Geburt des Herrn" oder "Bratapfelfest mit Keksexzess", vor allem aber als "hinderlichste Bedingung" für Poesie, und doch findet er Joseph Brodskys Gedichtband richtig "cool". Seit Ende der 60-er Jahre bis 1995, ein Jahr vor seinem Tod, hat Brodsky alle Jahre wieder ein Weihnachtsgedicht geschrieben und im Laufe der Zeit aus dem "absichtslos begonnenen" Zyklus ein "Variationsvirutosenkunstwerk" geschaffen, das sich dem "mystischen Kern" des Geschehens immer stärker annäherte. Besonders der "Bänkelsängerton" und das "Schlagerhafte" der Gedichte entzückt den Kritiker, der auch Übersetzer Alexander Nitzberg lobt. Zwar reime dieser "achtzig" auf "Nachtzug" und riskiere damit viel, doch sei es gerade diese "Lässigkeit", die Brodskys Ton "nicht schlecht" treffe. Ein Buch für alle, die sich an Heiligabend lieber an einem "perlenden Getränk" berauschen, als sich an "Zimtsternen überfressen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2004

Für den russischen Schriftsteller Joseph Brodsky hatte es nichts Seltsames, meint Olga Martynova, trotz seiner jüdischen Herkunft Weihnachtsgedichte zu schreiben. Warum das so war, erklärt Martynova damit, dass in der Sowjetunion damals religiöse Feste, egal ob jüdische oder christliche, Bestandteil einer unterdrückten Kultur waren und somit zu einer anderen, westlichen Lebensweise zu gehören schienen, und so interessierte man sich eben gleichermaßen für Weihnachten und Jeans, behauptet die Rezensentin. Bei Brodsky hätten die Weihnachtsgedichte außerdem eine persönliche Tradition, die in den 60er Jahren mit der "Weihnachtsromanze" begann, einem Text, mit dem der junge Dichter berühmt wurde. Mit Ausnahme der Jahre 1974 bis 1985 schrieb Brodksy jährlich bis zu seinem Tod im Jahr 1996 ein Weihnachtsgedicht - 17 insgesamt, die alle auch einen biografischen Hintergrund haben, weil sie, so Martynova, Brodskys Sehnsucht nach der Kleinfamilie widerspiegeln. Ein Glück, das ihm in der ersten Lebenshälfte versagt blieb und kurz vor seinem Tod doch noch eintrat, wie die Rezensentin weiß. Die Sammlung sei chronologisch geordnet, "ein sehr kompliziertes und sehr einfaches Buch zugleich", schreibt Martynova.
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