Judy Budnitz

Nice Big American Baby

Erzählungen
Cover: Nice Big American Baby
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006
ISBN 9783455400106
Gebunden, 352 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Kathrin Razum. Moderne Märchen, fantastische Tagträume oder Orwellsche Welten - das sind die Geschichten von Judy Budnitz, die dennoch ganz in der Realität unserer Tage verwurzelt sind. Da ist die Mutter, die jahrelang mit ihrem Sohn schwanger geht, weil sie ihn unter allen Umständen auf US-amerikanischem Boden zur Welt bringen will. Da ist der Elefantenjunge in Indien, dem eine mildtätige westliche Dame so viel Gutes tut, dass sie nicht bemerkt, wie sie dabei sein Leben zerstört, oder das weiße Pärchen, das ein pechschwarzes Baby bekommt und darüber verzweifelt. Immer wieder bricht das Absurde in den Alltag ein und lässt den Leser so verstört wie fasziniert zurück.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.03.2007

Immer wieder gut, manchmal sogar sehr gut, findet Rezensentin Alexandra Kedves die Erzählungen dieses Bandes, in denen sie alles Mögliche vorkommen sieht, nur kein "nice big American baby". Denn das werde nie geboren, da seine "Mutter in spe" die "rettenden amerikanischen Gefilde" gar nicht erreiche. Den Schilderungen der Rezensentin zufolge muss das Amerika, das diese Autorin in ihren Geschichten schildert, ziemlich apokalyptisch sein. Krieg und Gewalt, Seuchen und Tod seien allgegenwärtig, lesen wir. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mutiert, wie der Rezensentin scheint, bei der 1973 geborenen Judy Budnitz immer wieder "zum Land der unbegrenzten Schrecken". Sie feiert diese Autorin als "Meisterin des Bilds". Manchmal allerdings sieht Kedves den Stift auch ins Platte "allzu gefällig Kritische, plump Missionarische" verrutschen. Aber meistens treffe sie mitten ins wunde Herz Amerikas.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2007

Wohlwollend äußert sich Christoph Haas über Judy Budnitz' Erzählungsband "Nice Big American Baby", auch wenn die Geschichten auf ihn einen unausgegorenen und ambivalenten Eindruck machen. Das Problem vieler ihrer Geschichten sieht er darin, dass ihnen zwar ein origineller, "oft witzig-schauerlicher" Einfall zugrunde liegt, der aber fast nie makellos umgesetzt werde. Zudem bricht das Phantastische für seinen Geschmack oft zu unmittelbar in den Alltag der Figuren ein, um zuvor "undenkbare Prozesse" in Gang zu setzen. Als echtes Highlight, um dessen willen sich schon die Anschaffung des Buchs lohne, lobt er demgegenüber die Geschichte "Besuch", in der die Handlung ganz allmählich vom Realen ins Surreale, Alptraumhafte gleite. Insgesamt bescheinigt er der Autorin großes Talent, das allerdings noch nicht ganz seinen "bündigen Ausdruck" gefunden habe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2007

Einen zwiespältigen Eindruck hat dieser Band mit zwölf Kurzgeschichten von Judy Budnitz bei Rezensentin Annette Zerpner hinterlassen. Neben einer Reihe von gelungenen Geschichten findet sie auch einige, die sie nicht wirklich überzeugen. Die Stärken der Autorin sieht Zerpner in der Darstellung von Generationenbeziehungen. Hier bescheinigt sie ihr, die Balance zwischen "schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung" souverän zu wahren. In diesem Zusammenhang lobt sie die Story "Besucher", in der eine Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Zurückhaltender äußert sich Zerpner über die Geschichten, in denen Budnitz ein Bild des "hässlichen Amerikaners" zeichnet. Bemerkenswert findet sie Budnitz' Sinn für Bizarres. Am Ende aber fragt sie ein "wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen".
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