Edward P. Jones

Im Labyrinth der Stadt

Erzählungen
Cover: Im Labyrinth der Stadt
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006
ISBN 9783455036985
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel und Hans-Christian Oeser. Die Hauptstadt Washington ist Schauplatz für die Geschichten von Edward P. Jones, aber was der Autor erzählt, hat nichts mit historischen Denkmälern und großer Politik zu tun. Jones führt seine Leser hinter die Kulissen der Stadt, in den Lebensalltag der schwarzen Bevölkerung, die hart gegen Widrigkeiten aller Art zu kämpfen hat. Da ist die Geschichte von Madeleine, deren Vater nach langen Jahren im Gefängnis am Sonntag nach Muttertag bei ihr auftaucht, oder die der Karrierefrau Lydia, die nachts vom Tod ihrer Mutter erfährt und sich daraufhin ziellos im Taxi durch das Labyrinth von Washingtons Straßen fahren lässt. Eine andere Geschichte erzählt von einer Mutter, die verzweifelt, aber letztlich vergeblich dafür kämpft, dass ihre Tochter auf eine bessere Schule gehen kann. All diese Charaktere suchen Halt in einer von Gewalt und Chaos geprägten Welt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.09.2006

Tolle Storys, lobt Rezensent Thomas Leuchtenmüller, "locker" erzählt und doch ausgefeilt geschrieben. Vor allem aber merke man ihnen einfach an, dass der Autor das Milieu, wovon er schreibe, wirklich kennt. Ein weiterer Vorzug von Edward E. Jones' Erzählungen aus den schwarzen Vierteln Washingtons sieht der Rezensent in einer gewissermaßen neutralen Sicht der Dinge. Der Autor verurteile die erschreckenden Lebensbedingungen der Menschen nicht einfach als soziale Ungerechtigkeit, sondern zeige sowohl die gesellschaftlichen als auch die individuellen Ursachen der Misere. Allerdings findet der Rezensent auch das eine oder andere Haar in der Suppe. In punkto Ironie könne Edward P. Jones bei seinem Vorbild Joyce noch einiges lernen und auch die Figuren gerieten mitunter leicht klischeehaft. Die Übersetzung ins Deutsche wiederum sei im Wesentlichen prima gelungen. Genauso wie die vielen wunderbaren lakonischen Formulierungen, die der Rezensent als besonderes Kennzeichen der Erzählungen und des Autors preist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.07.2006

"Hervorragend" findet Rezensent Eberhard Falke diese 14 Kurzgeschichten, die seinen Informationen zufolge 1992 Edward Jones' Debüt gewesen sind und nun im Fahrwasser seines Romanerfolgs auch auf Deutsch erschienen sind. Besonders beeindrucken den Rezensenten "die lapidare Sachlichkeit" von Jones' Erzählstil, genaue Milieuschilderungen und lebendige Figuren. Die Geschichten erzählen, wie wir lesen, aus dem Leben schwarzer, unterprivilegierter Amerikaner, und zwar undemonstrativ und ohne moralischen Zeigefinger. Vorbild dieser "individuellen Nahaufnahmnen" seien Joyces "Dubliner". Jones erzähle von Dealern, Müttern und "Rasta-Typen" und zwar quer durch alle Generationen. Größte Qualität der Erzählungen ist für den Rezensenten, dass Jones für seine unterprivilegierten Figuren nie die Opferrolle reklamiert.
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