Julia Wolf

Alte Mädchen

Roman
Cover: Alte Mädchen
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2022
ISBN 9783627002985
Gebunden, 288 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Es sind immer die Töchter, die fragen! Die drei "Mädchen aus Ostpreußen", Anni, Else und Hannelore, sollen für eine Imagekampagne ihrer Seniorenresidenz Modell stehen. Während "Germany's Next Topmodel" läuft, verhandeln die drei Mittneunzigerinnen, was sie über ihr Leben erzählen wollen - und was nicht. Im Auto unterwegs nach Polen schickt Gudrun eine Sprachnachricht. Ihre Nichte soll vom Tod der Großmutter erfahren. Doch Gudrun schweift ab, erzählt von der Flucht bei Kriegsende, ihrer Kindheit in den 1950ern. Plötzlich wird klar: Sie muss etwas gestehen.. In drei Teilen, "Marjellchen", "Neue Heimat, altes Haus" und "MILF", porträtiert Julia Wolf drei Frauengenerationen, indem sie den Wunden, Werten und Erfahrungen der Kriegszeit nachspürt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.01.2023

Fokke Joel findet Julia Wolfs dreigeteiltes Buch "Alte Mädchen" absolut lesenswert: Im ersten Teil, verrät er, geht es um drei alte Frauen im Altersheim, die sich über ihre interessanten Lebensgeschichten austauschen. Sie würden im zweiten Teil abgelöst durch eine Road-Story, die sich wiederum mit drei Frauenfiguren um die Themen Erbe, Vergangenheit, Moral und Familiengeschichte drehe. Der dritte und letzte Teil widme sich dann drei sehr unterschiedlichen jungen Frauen und ihren verschiedenen Erfolgen und Problemen. Was diese Figuren vereint, ist nicht nur der gleichbleibende Erzählstil, sondern auch der Titel "Alte Mädchen", schildert der Rezensent, alle seien nicht in der Lage, dieses Mädchenhaft-Kindliche abzulegen. Manchmal verliert Joel zwar den Überblick über die Perspektiven, aber ihm gefällt, wie realistisch die Protagonistinnen Problematiken begegnen und daran arbeiten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.12.2022

Rezensentin Miriam Zeh findet lesenswert, wie Julia Wolf in ihrem Roman die Kriegs- und Krisenerfahrungen dreier Frauengenerationen aus Ostpreußen, Vietnam und heutigen Kriegsgebieten episodisch schildert. Die Vielstimmigkeit und die Zeitsprünge im Text erscheinen ihr als komplexe literarische Annäherung an das Thema, die Sachbüchern oft nicht gelingt. Auch wenn der Roman mitunter allzu programmatisch daherkommt, wie Zeh kritisiert, wirft er wichtige Fragen nach vererbten Erfahrungen und Aufarbeitung auf, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2022

Julia Wolfs Roman macht es sich zu einfach, meint Rezensentin Wiebke Porombka. In drei Romanteilen geht es zuerst um drei ältere Frauen in einem Altersheim, in deren Wahrnehmung sich Kriegserinnerungen mit dem Fernsehprogramm vermischen, dann um eine verschwundene Erbin, die den Kontakt zur Familie aufgrund von Geheimnissen um deren NS-Vergangenheit abgebrochen hat, und dann um eine junge linke Mutter, die auf Partys auf ihren Großvater und seine Zeit bei der Wehrmacht angesprochen wird. Dass es dabei um "transgenerative Traumatisierung" gehen soll, wird für die Rezensentin sehr deutlich, sonderlich gut umgesetzt findet sie es aber nicht - so scheint es ihr etwas platt, dass sich etwa die Erzählperspektive von einem anfänglichen "Wir" im ersten Teil zu mehreren "Ichs" im dritten Teil wandelt. Auch andere "plakative Setzungen" fallen ihr unangenehm auf, und der parataktische Satzbau erzeuge eine "unfreiwillige Homogenität". Trotz vielversprechenden Romananfangs so leider kein Lektüregenuss für die Kritikerin.
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