Kader Abdolah

Das Haus an der Moschee

Roman
Cover: Das Haus an der Moschee
Claassen Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783546004213
Gebunden, 400 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby. Ein altes Haus in Senedjan. Es ist Teil der Moschee, und die Moschee ist Teil des Hauses, und so ist es immer gewesen. Oberhaupt der Gemeinschaft aus Frauen und Kindern, Kaufleuten und den aufeinander folgenden Imamen ist der wichtigste Mann des Basars, der Teppichhändler Aga Djan. Seit 800 Jahren zählt seine Familie zu den einflussreichsten der Stadt. Aga Djan ist ein strenggläubiger Muslim, der liebevoll und fürsorglich über Haus und Moschee wacht. Unter seiner Obhut leben die Menschen in Senedjan in einträchtiger Harmonie. Bis die von Teheran und den Aufständen gegen das korrupte Regime des Schahs ausgehende Unruhe im Land auch sie erreicht. Im Hintergrund droht bereits der Krieg mit dem Irak, während Aga Djan hilflos mit ansehen muss, wie um ihn herum Familienmitglieder und Freunde ermordet, ins Exil gezwungen oder zu wütenden Fundamentalisten werden. Völlig verändert begegnen ihm alte Bekannte wieder und bestätigen am Ende, dass das Paradies, aber eben auch die Hölle, immer die anderen sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2008

Sehr eingenommen zeigt sich Elisabeth Kiderlen von Kader Abdolahs Roman "Das Haus an der Moschee", der in Form einer Familiengeschichte von der explosiven Situation im Iran am Vorabend der islamischen Revolution 1979 erzählt. Sie attestiert dem im niederländischen Exil lebenden Autor, die Risse in der iranischen Gesellschaft eindringlich vor Augen zu führen, indem er die verschiedenen Strömungen der Zeit - Sozialisten, Vertreter des Islams als Lebensform, politisierte Islamisten,  Liberale - auf dem Anwesen der Familie Farahani aufeinander prallen lässt. Abdolahs Buch ist für Kiderlen der "Roman seines Lebens", ein Werk, das in ihren Augen höchst gekonnt iranische Geschichte, autobiografische Erlebnisse und die Freiheit der Dichtung verknüpft.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2008

Kader Abdolah hat mit seinem Buch "Das Haus an der Moschee" nun schon den zweiten Roman vorgelegt, der sich mit der jüngeren Geschichte Irans beschäftigt, stellt Angela Schader angeregt fest. Im "Haus an der Moschee" versammelt Abdolah neben dem Hausherrn Agha Djan, Vorsteher der Moschee und Oberhaupt der reichen Händler im Ort, den Imam und den Muezzin des Gotteshauses und schafft damit eine Art "Scharnierstelle" zwischen traditionellen und modernen Strömungen, konstatiert Schader. Auch wenn sie den fiktiven Charakter des Buches hervorhebt, findet die Rezensentin es doch ein wenig befremdlich, wie sich Abdolah die Geschichte mitunter zurechtbiegt, beispielsweise, wenn der fanatische Imam Galgal zu den afghanischen Taliban geschickt wird. Angesichts der damaligen erbitterten Feindschaft zwischen Schiiten und Taliban dürften solche historischen Absurditäten Leser, die mit dem Thema nicht vertraut sind, nur verwirren, kritisiert die Rezensentin, die dennoch diesen Roman wegen seiner insgesamt erhellenden Darstellung der Geschichte Irans wärmstens empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2008

Der im niederländischen Exil lebende iranische Autor Kader Abdolah hat mit dem Roman "Das Haus an der Moschee" eine Familientragödie vorgelegt, in der zugleich die Geschichte des Iran in den 60er und 70ger Jahren erzählt wird, informiert Sabine Berking. Anhand der Familienangehörigen um den Patriarchen Agha Djan, zu denen genauso fanatische religiöse Fundamentalisten wie Anhänger des Schahs Reza Pahlewis gehören, erzählt der Autor die Wandlung des Irans vom westlich orientierten Land zum "grimmigen Gottesstaat". Bei aller Eindrücklichkeit so mancher Szene und trotz eingeräumter "orientalischer Opulenz" kann sich Berking für das Buch dennoch nicht so recht erwärmen, zu undurchsichtig erscheinen ihr die Handlungsmotive der einzelnen Figuren. Abdolah selbst habe in einem Interview erklärt, dass Buch speziell für westliche Leser geschrieben zu haben, um ihnen etwas über die Geschichte seines Landes mitzuteilen, und so scheint der Rezensentin auch, der Autor versuche die Sehnsucht nach Exotik beim anvisierten Lesepublikum zu bedienen. Außerdem spürt sie allenthalben eine Nostalgie aus dem Buch heraus, die zwar eindruckvoll das Heimweh ihres Autors illustriert, mit der er aber, wie die Rezensentin glaubt, der Realität im Iran nicht wirklich gerecht wird.
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