Remco Campert

Das Herz aus Seide

Roman
Cover: Das Herz aus Seide
Arche Verlag, Zürich - Hamburg 2006
ISBN 9783716023655
Gebunden, 192 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg. In seinem Roman "Das Herz aus Seide" hat sich Remco Campert stark von persönlichen Erfahrungen inspirieren lassen. Wieder steht ein in die Jahre gekommener Künstler, diesmal ein ehemals erfolgreicher Maler, im Mittelpunkt: Hendrik van Otterlo hat mit dem Leben abgeschlossen. In grimmiger Gelassenheit erwartet er sein, wie er glaubt, baldiges Ende. Da erreicht ihn die Todesanzeige seiner einstigen Geliebten. Sie löst ungebetene Erinnerungen aus und setzt eine schonungslose Abrechnung mit dem Selbstbetrug der Vergangenheit in Gang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.12.2007

"Erfrischend und einfühlsam" fand Rezensentin Andrea Lüthi dieses Porträt eines alten Zynikers, dessen Autor sie als einen der bedeutendsten niederländischen Autoren vorstellt. Im Zentrum steht ihrer Beschreibung zufolge ein alter Künstler, der davon erfährt, dass die Liebe seines Lebens gestorben ist, die ihn vor Jahrzehnten verließ, weshalb er nun noch einmal einen Blick auf diese längst vergangene Liebe und ihre Kränkung wirft. Was die Rezensentin besonders für die Beschreibung dieses Protagonisten einnimmt, ist die liebevolle Ironie, mit der sich darin dem Weh und Ach des Alters genähert wird, der ruhige, leise Stil, mit der auch die anderen Figuren porträtiert werden, die Handlung insgesamt vorangetrieben wird. Auch mag sie, dass nie die Resignation überhand gewinnt und dass es am Ende doch so etwas wie Versöhnung gibt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.06.2007

Rezensent Jörg Sundermeier hat sich bei der Lektüre von Remco Camperts Roman "Das Herz aus Seide" amüsiert. Erzählt wird darin die Geschichte des egozentrischen Malers Van Otterlo, der sich von seinem fortgeschrittenen Alter erniedrigt fühlt, wie der Rezensent genüsslich ausbreitet. Dabei besteht von Beginn des Romans an kein Zweifel, dass der Maler "nichts weniger als ein alter Arsch" ist, so der Rezensent. Die Geschichte an sich sei deswegen auch nicht spannend, jedoch die Offenbarungen der Selbsttäuschungen und des ehemals selbstverliebten Charakters des Künstlers, der sich nun mit seiner Unzulänglichkeit auseinandersetzen muss, sind äußerst unterhaltsam, lobt Sundermeier. Jedoch hegt er Zweifel daran, ob diese Lesart vom Autor auch so gewollt ist. Doch da der Roman derart gut geschrieben ist, steht es dem Leser schließlich frei, auch gegen die Intention des Autors zu lesen, befindet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.04.2007

Wer sich Handlungsdichte und ein rasantes Erzähltempo verspricht, ist beim dritten ins Deutsche übersetzten Roman von Remco Campert an der falschen Adresse, warnt Bernd Rasche. Bei der Geschichte um den alternden Künstler Hendrik Van Otterlo, der sich an sein Leben und an seine so plötzlich abgerissene Beziehung zu seiner Geliebten Crissy erinnert, handelt es sich vielmehr um ein "Kammerspiel" in dem der gemessene Erzählfluss des Rückblicks und der Reflexion vorherrscht, erklärt der Rezensent. Ihm fällt auf, dass sich die autobiografischen Momente im Schreiben des niederländischen Autors häufen, denn er erkennt einige Ähnlichkeiten zwischen Campert und der Hauptfigur sowie dessen Lebensstationen. Insgesamt ist er von diesem feinfühlig und genau geschilderten Porträt eines Künstlers, dessen große Zeit im 20. Jahrhundert lag und der dahin melancholisch und dabei dennoch vergnüglich zurückblickt, sehr eingenommen.
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