Karl Eibl

Kultur als Zwischenwelt

Eine evolutionsbiologische Perspektive
Cover: Kultur als Zwischenwelt
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518260203
Kartoniert, 218 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Kein ernstzunehmender Anhänger der biologischen Perspektive wird die Bedeutung der Kultur für das menschliche Verhalten leugnen. Und kein ernstzunehmender Anhänger der kulturwissenschaftlichen Perspektive wird die Bedeutung der Evolution für das menschliche Verhalten leugnen. Aber beide neigen dazu, die Bedeutung der jeweils anderen Seite so schnell wie möglich zu bagatellisieren, um sich wieder ganz der eigenen Perspektive zuwenden zu können. Für Karl Eibl steht die menschliche Kulturfähigkeit nicht im Gegensatz zur biologischen Ausstattung, sondern er versteht sie als Produkt der biologischen Evolution. Erst die Vergegenständlichungsfunktion der Menschensprache ermöglicht es, auf Nichtanwesendes zu referieren: auf Vergangenes, Zukünftiges, Abwesendes oder gar bloß Erfundenes. Sie erlaubt es überdies, kohärente eigene Welten zu entwerfen: Zwischenwelten. Kulturen als Zwischenwelten sind relativ autonome, riesige Relaisanlagen, in denen die vielfältig sich wandelnde Umwelt des Menschen auf sein altes, in Jahrmillionen evolviertes Nervensystem eingestellt wird. Das Buch legt die wichtigsten biologischen Bedingungen und kulturellen Binnenmechanismen solcher Konstruktionen dar und macht dabei auch die biologischen Bedingungen hochkultureller Phänomene wie der Religion, der Philosophie und der Künste sichtbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.08.2009

Den Autor nennt Lino Wirag den großen Darwinisten unter den Literaturwissenschaftlern. Karl Eibls Versuch, unser Kulturverhalten mit der Evolution zu erklären, überzeugt den Rezensenten allerdings nicht. Auch wenn sich Eibl kulturtheoretisch noch so sehr ins Zeug legt und jede Menge heilige Kühe schlachtet, um die Lust am Schönen erotisch zu begründen - Wirag scheint ermüdet von Eibls überbordender Erklärungskompetenz. Und Fragen bleiben für ihn auch offen: Etwa die, wieso Eibl sein Bild vom Geist als Körperfunktion eigentlich mit geisteswissenschaftlichen Mitteln erklären muss (was ließen sich da für Alternativen denken!). Für Wirag ist das ein Zeichen für die tiefe Krise, in der die Literaturwissenschaft steckt.
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