Karl Schlögel

Die Mitte liegt ostwärts

Europa im Übergang
Cover: Die Mitte liegt ostwärts
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446201552
Gebunden, 254 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Zwischen dem Fall der Berliner Mauer und den Anschlägen von New York lag nur ein gutes Jahrzehnt trügerischer Ruhe. Karl Schlögels Erkundungen in der Mitte Europas setzen Orientierungszeichen für die Position unseres Kontinents in einer Zeit des Übergangs. Die europäischen Angelegenheiten scheinen ungeordnet, sekundär. Doch Europa wird noch gebraucht. Die Deutschen haben eine Chance, die sie nutzen, aber auch verspielen können. Davon handeln die Essays, die Karl Schlögel in Vorahnung von 1989 und im Jahrzehnt zwischen Befreiung und Bedrohung geschrieben hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2002

Ilma Rakusa ist voll des Lobes ob des neuen Essaybandes des Slawisten, Historikers und Soziologen Karl Schlögel, der sich auch hier wieder mit seinem zentralen Thema, Städten und Landschaften zwischen Vergangenheit und Gegenwart besonders in Osteuropa beschäftige. Innerhalb dieses Themas sei das Spektrum in den Aufsätzen aus über zehn Jahren allerdings breit gefächert: von der Wichtigkeit des Ostens auch im Rahmen der EU-Osterweiterung, der allerdings ohne seine Geschichte nicht zu haben sei, über Russland in Alltag und Intelligenz, auch im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika, bis hin zur Migration in Europa durch Krieg, Vertreibung oder Erfordernisse des Arbeitsmarktes. Die Rezensentin ist wahrhaft begeistert von diesem Autor, der es verstehe, mit Blick auf die Geschichte und detailliertem, breit gefächertem Wissen eine Flexibilität des Denkens zu vermitteln, die das Lesen eines solchen Buches "zum Abenteuer" mache.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2002

Wer mehr darüber erfahren will, warum die Osterweiterung der EU in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eines der zentralen Themen Europas sein wird, sollte die Essaysammlung des Osteuropa-Historikers Karl Schlögel lesen, empfiehlt Klaus Bednarz. Die Gedanken und Ideen des Autors, die er in den Aufsätzen aus den letzten 15 Jahren entfaltet, nimmt der Rezensent zwar nicht ganz unwidersprochen hin, hält sie aber trotzdem für so wesentlich, keineswegs veraltet oder einseitig, dass man an Schlögel einfach nicht vorbeikomme. Ein Teil der Essays sei "brillant", so "Die Mitte liegt ostwärts", in dem Schlögel einen "neu entstehenden Raum im Herzen Europas" beschreibe, lobt Bednarz. "Bestechend" genau findet er auch Schlögels Schilderung des russischen Alltags vor dem Zerfall der Sowjetunion. Kritik übt der Rezensent allerdings an Schlögels Blick auf das Leben im "postsowjetischen" Russland. Da versuche der Autor, meint Bedarz, den schlechten Lebensverhältnissen der Russen doch ein bisschen zu viel Gutes abzugewinnen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2002

Harald Eggebrecht schätzt den Autor für seine "Aufklärungsarbeit" über Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa und begrüßt auch diesen Sammelband mit zwischen 1986 und 2000 entstandenen Vorträgen und Aufsätzen, die die dunklen Flecken auf der europäischen Landkarte etwas erhellen. Den Titel des Bandes findet Eggebrecht zwar "nicht ganz glücklich" gewählt, weil er den Anschein gibt, es handele sich dabei lediglich um die Neuauflage eines einzelnen älteren Textes, der in dem Band enthalten ist. Doch hat der Rezensent das Buch ansonsten mit großem Interesse gelesen. Auch die Kategorien Schlögels, der vom "Nomaden" und vom "Krieger" als den zentralen Gestalten der aktuellen Geschichte schreibt, findet Eggebrecht sehr aufschlussreich. Und den Essay "Planet der Nomaden" über die Migrationbewegungen unserer Zeit preist er gar als "brillant formulierten und wahrlich erhellenden" Aufsatz. Auch kann er dem Autor in seiner Aufforderung, angesichts der Völkerverschiebungen "heroische Gelassenheit" zu bewahren, nur zustimmen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de