Kenzaburo Oe

Der nasse Tod

Roman über meinen Vater
Cover: Der nasse Tod
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103972184
Gebunden, 432 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Ein großes Lebensrätsel treibt Kenzaburô Ôe seit Jahrzehnten um: der mysteriöse Tod seines Vaters, der im Sommer 1945 während eines mächtigen Sturms in ein Boot stieg und im Fluss unter ungeklärten Umständen umkam. In seinem Roman schickt Ôe sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, in sein japanisches Heimatdorf. In einem geheimnisvollen roten Lederkoffer lagern Dokumente, die ihm dabei helfen sollen, die Geschichte des Vaters zu verstehen und endlich aufzuschreiben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.04.2019

Der Roman im Roman kommt nie zustande, es gibt über lange Strecken viele Erzählungen, die um "den nassen Tod" des Vaters kreisen. Aber ein Nacherzählen würde nicht funktionieren, so Rezensent Stephan Wackwitz. "Eigentümlich schwebend" sei die Bedeutung des Romans -, falls es überhaupt ein Roman sei, dieses Knäuel aus verschiedensten Erzählweisen und eines Labyrinths, die "teils tagebuchartige, teils dialogische, teils essayistische" Passagen enthalten. Aber wer bereit ist, sich in diesem Buch zu verlieren, der, so entnimmt man Wackwitz' Besprechung, kann ihm auch etwas abgewinnen. Und am Ende hält der Text vielleicht sogar eine Art Sinn bereit, wenn der behinderte, musikliebende Sohn der Hauptfigur - also des Schriftstellers, dem der Roman über den Vater nicht gelingt -, ein berührendes musikalisches Memento für den Großvater zustande bringt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2019

Rezensent Karl-Markus Gauß kann nicht sagen, dass ihn Kenzaburo Oes nah an der Biografie des Autors entlang geführtes Alterswerk überzeugt. Zwar setzt Oe in der Geschichte um einen alternden Schriftsteller, der mit seinem Opus Magnum endlich die letzten Geheimnisse seines Vaters und seiner Familiengeschichte zu lösen gedenkt, daran aber scheitert, laut Gauß durchaus reizvolle Akzente, wenn er die Fährnisse des Alters schildert, eine innige Vater-Sohn-Beziehung oder die Verbrechen des japanischen Nationalismus anspricht. Allerdings überfordert der Autor mit seiner "kunstvoll" gebauten Geschichte den Rezensenten mit allzu vielen quälenden Exkursen und Abhandlungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.10.2018

Rezensent Jonas Lages kennt Kogito Choko, den Helden aus "Der nasse Tod" und Alter Ego des Autors, bereits aus anderen Romanen von Kenzaburo Oe. Insofern weiß der Kritiker, was ihn erwartet - wenig Handlung, im eigentlichen Sinne kein Roman, stattdessen eine besondere Form der Autofiktion, die der Rezensent durchaus schätzt: Er liest hier die Geschichte eines alternden Schriftstellers, der den mysteriösen Tod seines Vaters aufklären und in einem Roman verarbeiten will. Lages staunt, wie Oe persönliche Lebensstationen und Traumata mit seinen "prägenden" Themen wie Pazifismus, japanischer Nationalismus und Kaiserkult verknüpft, und bewundert, wie der Autor die unzähligen Referenzen und Motive zu bändigen weiß. Dieses Buch ist Oes "Vermächtnis", schwärmt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.10.2018

Als hätte der Text einen Stock verschluckt, kommt es Hubert Spiegel beim Lesen von Kenzaburo Oes neuem Roman vor. Nett gesagt. Im Detail bedeutet das, der Autor kann zwar prima vom Hölzchen zum Stöckchen springen und aus (s)einer Familiengeschichte heraus die Geschichte Japans entwickeln und umgekehrt, menschlich, intim, politisch, die Dialoge im Text aber sind spröde, dass es knackt, die Sprache ist "verstörend" schlicht. Da hilft laut Rezensent auch Oes formale Offenheit nichts. Wie Oes alter ego sich auf die Suche nach der Geschichte seines Vaters, seiner eigenen Kindheit und allerhand mehr macht, findet Spiegel einfach recht mühsam zu lesen.
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