Klaus Theweleit

Der Pocahontas-Komplex

Buch 4:
Cover: Der Pocahontas-Komplex
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783878777540
                         , 230 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Arno Schmidts "Seelandschaft mit Pocahontas" erwies sich als Text, an dem sich der deutsche Nachkrieg, sein Verhältnis zu Amerika, zur Sexualität und zum Umgang mit der sogenannten Vergangenheit vorzüglich darstellen ließ. Für die Autoren zusätzlich das Vergnügen einer ausgedehnten Kanufahrt durch Arno Schmidts literarische Geographien.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.03.2000

Christian Schlüter bespricht in seiner Rezension den ersten und den vierten der auf vier Bände angelegten Reihe Theweleits. Dabei behandelt er weniger die Stärken und Schwächen der einzelnen Bände, sondern beschäftigt sich viel mehr mit dem, was unter dem Pocahontas-Komplex zu verstehen und was Theweleits Ansinnen im Allgemeinen hierbei ist. Der erste Band ist nach Schlüter vor allem als eine historische Einführung in die Thematik zu verstehen, wobei er anmerkt, dass ?die Quellen nicht unbedingt als zuverlässig gelten?. Zum Verständnis scheint es Schlüter unerlässlich, die Geschichte von der Indianerin Pocahontas in Eckpunkten wieder zu geben, weil Theweleit in ihrer (von Captain John Smith erzählten) Kooperation mit den Kolonisatoren den Gründungsmythos der Vereinigten Staaten sieht. Schlüter stellt fest, dass Theweleit sehr weitreichende Folgen damit verbindet. Als Beispiele nennt er nicht nur die Christianisierung und Kolonialisierung, sondern auch die ?optische Dramaturgie des Fortschritts?, die ?Sexualisierung des Opfers, der Gewalt und des Todes? sowie die ?vielfältigen Medialisierungen der Erzählung?. Schlüter findet zwar, dass Theweleits Assoziationen (der Pocahontas-Folgen selbst in Comics, Kinderbüchern, Arno Schmidts Seelenlandschaften, bei Neil Young und Präsident Wilson ausmacht) bisweilen ?an den Aberwitz? heran reichen. Dennoch gelinge es Theweleit, seine Herleitungen stets plausibel zu vermitteln. Wichtig scheint dem Rezensenten darüber hinaus, dass der Autor vor allem deshalb diese ungeheure Fülle an Material zusammen getragen hat, weil es ihm trotz seiner ausführlichen Assoziationen vor allem ?um das historische Material selbst? und weniger um Theorie geht. Ihm sei an geradezu sinnlicher Erfahrung gelegen. Und nicht zuletzt darum ist diese Darstellung für den Rezensenten ?historisch informierte Aufklärung im besten Sinne?.
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