Christoph Schmälzle
Laokoon in der Frühen Neuzeit

Stroemfeld Verlag, Frankfurt/Main und Basel 2018
ISBN 9783866002548
Gebunden, 870 Seiten, 98,00 EUR
ISBN 9783866002548
Gebunden, 870 Seiten, 98,00 EUR
Klappentext
Zwei Bände. Wie kaum ein anderes Kunstwerk regt die antike Laokoon-Gruppe zu divergierenden Deutungen an. Das von Plinius d. Ä. hochgeschätzte Meisterwerk zeigt den
Todeskampf eines Priesters und seiner Söhne, die am Altar von gottgesandten Schlangen überwältigt werden.
Für Winckelmann und Lessing verkörpert die 1506 in Rom wiederentdeckte Gruppe ein durch Beherrschung und Schönheit gemildertes Leiden. An den Akademien
der Frühen Neuzeit dagegen ist sie das Muster des Affektausdrucks, so dass dem sterbenden Priester auch jene Schmerzensschreie zugeschrieben werden, die Vergil in der Aeneis erwähnt.
Die 'barocke' Sichtweise bleibt über einen Zeitraum von 250 Jahren stabil, bevor sie durch das neoklassizistische Ideal der Affektdämpfung abgelöst wird. Erstmals
stellt nun eine Monografie diese weitgehend vergessenen Schichten der Überlieferung im Zusammenhang dar. An die Seite des semiotischen Kunstvergleichs, der die Debatte erst ab dem 18. Jahrhundert prägt, tritt eine Fülle weiterer Gesichtspunkte und Fragen.
Das Buch behandelt die künstlerischen Reflexe des Laokoon-Mythos vor der Wiederentdeckung der Gruppe ebenso wie die Herausbildung einer vom antiken
Vorbild unabhängigen Laokoon-Ikonografie im 16. und 17. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht die hohe Bedeutung, die das Laokoon-Exemplum sowohl in der
Kunst und Kunsttheorie der Gegenreformation als auch an den Kunstakademien von Rom und Paris eingenommen hat.
Besonders hervorzuheben ist die Aufarbeitung breiter, bisher unberücksichtiger Materialbestände sowie die Publikation entlegener Bildquellen. Quellenzitate aus
dem Lateinischen, Italienischen, Französischen und Englischen wurden durch den Verfasser vollständig ins Deutsche übertragen.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2018
Als "längst fälligen" Beitrag zur Laokoon-Rezeption würdigt Rezensent Michail Chatzidakis Christoph Schmälzles zweibändiges Werk zu der berühmten antiken Statuengruppe. Der Kritkier taucht hier ein in eine üppige Anzahl von Bild- und Textzeugnissen, freut sich über Untersuchungen zu "sensationellen Artefakten" wie Vincenzo De Rossis Nachbildung oder Alessandro Alloris Darstellung, lobt Kontextualisierung, Referenzfülle und Überblick zu kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen und kann deshalb auch einen Mangel an tiefergehenden Einzeluntersuchungen gut verschmerzen. Nicht zuletzt lobt der Kritiker Schmälzles Studien zur Beschäftigung der Kunstakademien des siebzehnten Jahrhunderts mit dem Laokoon, in der Theorien der Skulptur, des Affektausdrucks und der Anatomie im Zentrum standen.
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