Kristin Höller

Leute von früher

Roman
Cover: Leute von früher
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783518474006
Gebunden, 316 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Marlene hat gerade ihr Studium beendet und fängt als Verkäuferin in einem Erlebnisdorf an, in dem alles so ist wie um 1900 - Brauchtum, Handwerk, Kleidung. Die aufwändige Inszenierung wird von zahlreichen Saisonkräften aufrechterhalten, die jenseits der "Kostümgrenze" in einfachen Baracken wohnen. Bald lernt Marlene Janne kennen, die hier aufgewachsen ist, und fühlt sich ungewohnt stark zu ihr hingezogen. Doch nicht nur die Gefühle für sie, auch die Insel selbst scheint Marlenes Wahrnehmung zu verändern. Im Watt erinnern die Überreste der versunkenen Stadt Rungholt ständig daran, welches Unheil durch den steigenden Meeresspiegel droht. Je näher sie und Janne sich kommen, desto deutlicher spürt Marlene, dass Janne ein Geheimnis hat, das weit in die Vergangenheit der Insel reicht. Und sie ist nicht die Einzige. Immer öfter beobachtet Marlene merkwürdige Vorfälle, bis sie schließlich einen Zusammenhang erahnt. Strand war eine Insel in der Nordsee, von der heute nur Pellworm und Nordstrand übrig sind. "Leute von früher" erzählt vom Bewahren und Verschwinden, von Abschied und Neubeginn. Von alten Legenden und moderner Lohnarbeit, vom Verliebtsein und von der Suche nach einem Platz im Leben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.04.2024

Kristin Höller vermag es, in ihrem neuen Roman die sagenumwobene Geschichte einer versunkenen Stadt an der Nordsee mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens zu verknüpfen, freut sich die überzeugte Rezensentin Eva-Christina Meier. Anstatt nach ihrem endlich beendeten Medien-Studium in diesem Bereich zu arbeiten, wird Marlene vom Erlebnisdorf "Strand" angestellt, das der realen Insel Pellworm ähnelt und in dem für Touristen das Inselleben um 1900 nachgestellt wird, erfahren wir. Dabei lernt sie Janne kennen, die auf der Insel aufgewachsen ist, und mit ihr erkennt sie auch die Bedrohungen des Klimawandels, die in einem "filmreifen Finale" kulminieren, schließt die Kritikerin zu dem vielschichtigen Buch.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.04.2024

Rezensent Jan Drees geht geschockt aus der Lektüre von Kristin Höllers Roman hervor. Was ist das nur für ein Buch, scheint er sich zu fragen angesichts einer Geschichte, die bald als Climate Fiction, bald als Millennial-Panorama, bald als symbolträchtige Kulissenschieberei daherkommt, in der es vor "Glitches" nur so wimmelt. Drees merkt, sicher ist hier gar nichts. Was die Protagonistin als Schauspielerin in einem Freilichtmuseum auf der eigentlich untergegangenen Nordseeinsel Strand erlebt, ist laut Drees voller Menetekel, Vorspiegelungen und persiflierender Momente. Ein postmoderner Alptraum, aber fantastisch inszeniert, findet er.