Kristin Ross

Luxus für alle

Die politische Gedankenwelt der Pariser Kommune
Cover: Luxus für alle
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751803243
Gebunden, 204 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Felix Kurz. Ein Experiment, wie es die Welt noch nicht gesehen hat: eine Gesellschaft, errichtet von sich befreienden Arbeitenden.72 Tage trotzten die Aufständischen der Pariser Kommune nach dem Abzug der preußischen Truppen, die die Stadt im Winter 1870/71 eingekesselt hatten, der nationalen Restauration.Die Pariser Geschehnisse vom 18. März bis zum 28. Mai, die sich 2021 zum 150. Mal jähren, sind seitdem oft erzählt worden. In ihrem bahnbrechenden Essay Luxus für alle löst Kristin Ross sie aus ihrer ereignis- oder sozialgeschichtlichen Beschreibung und geht dem Unabgegoltenen des Pariser Aufstandes nach: dem Vorstellungshorizont seiner Akteure und Akteurinnen und damit auch all jenem, das in der kurzen Dauer des Bestehens der Kommune keine Möglichkeit auf Verwirklichung bekam. Indem Ross den Blick weg von Revolte und blutiger Niederlage hin zur Reform des Bildungswesens, den Plänen zur Umgestaltung von Kunst und Handwerk und der Neuerfindung der politischen Willensbildung in Klubs und Volksversammlungen lenkt, wird die erstaunliche Modernität der Gedankenwelt der Kommunarden sichtbar: die Idee einer Weltrepublik, das Bemühen, die hierarchische Trennung von Kopf- und Handarbeit ebenso zu überwinden wie die Unterdrückung der Frau und nicht zuletzt die Vorstellung eines luxe communal als eines Luxus für alle.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13.06.2021

Rezensent Cord Riechelmann empfiehlt ein Buch der amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Kristin Ross, weil es eine Geisteshaltung einzufangen versucht, die ihm aktuell erscheint. Wenn Ross sich dem Thema Demokratie zuwendet und ihn mit den Anliegen der Pariser Kommune von 1871 verbindet, weiß Riechelmann zwar, wie wenig den Kommunarden der Begriff passte, dass und wie die Autorin ihn dennoch in der Kommune vorgebildet fand, in "gemeinschaftlichen Bedürfnissen" etwa, scheint ihm aber dennoch des lesenden Nachvollzugs wert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2021

Rezensentin Sonja Asal entdeckt den sozialrevolutionären Impuls der Pariser Kommune im Buch der Literaturwissenschaftlerin Kristin Ross. Allerdings nicht in Form einer Vereinnahmung, sondern im Gegenteil als libertäre Sicht auf die geschichtlichen Ereignisse und Verlängerung ihrer Wirkung bis in die ökologischen Bedingungen der Gegenwart. Dass Ross zwar Ideen von Gemeinschaftlichkeit bei Kropotkin und Morris aufnimmt, aber keine konkreten Manifestationen der Pariser Kommune im Jetzt vorstellt, enttäuscht Asal allerdings etwas. Der Leser muss sie wohl selbst suchen in Ross' "Konstellation" aus Kommunarden, Anarchisten wie Kropotkin und Marx, vermutet die Rezensentin.
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