Laurenz Berges

Etzweiler

Eine photographische Dokumentation. Deutsch-Englisch
Cover: Etzweiler
Schirmer und Mosel Verlag, München 2005
ISBN 9783829601764
Gebunden, 108 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Laurenz Berges, 1966 geboren und einer der jüngsten Becher-Schüler, ist dem einmal gewählten Thema seit seinen Anfängen in den frühen 90er Jahren treu geblieben. Sein typologisches Interesse gilt Räumen und Häusern, die von ihren Bewohnern oder Nutzern verlassen wurden, der Tristesse und Ödnis leerstehender Behausungen. Waren es anfangs Kasernen im ehemals deutschdeutschen Grenzgebiet, die nach der Wiedervereinigung geräumt wurden, sind es jetzt die Geisterdörfer zwischen Köln und Aachen - Ortschaften und Wohnhäuser, die dem Braunkohletagebau weichen mussten -, die Berges mit einem untrüglichen Gespür für Ausschnitt und Komposition dokumentiert. Etzweiler, einem dieser verlassenen Dörfer, ist sein neuer Band gewidmet. Stellvertretend für gewesenes Leben sprechen die kargen Relikte menschlicher Präsenz ihre eigene, formal aufs äußerste reduzierte Sprache: nackte Zimmerwände, ausgebleichte Blumentapeten, verstaubte Einbauschränke, Gras, das zwischen Eternitplatten wächst, verwahrloste Vorgärten .

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2005

Einen heiter-nüchternen Fotoband, begleitet von einem Essay von Michael Lentz, legt Laurenz Berges, Schüler des Fotografen Bernd Becher, mit "Etzweiler" vor. Man möge sich zuerst die Fotos anschauen, bittet die Rezensentin, Andrea Gnam, danach erst dem Dichter sein Ohr leihen. Was gibt es zu sehen? Ansichten eines Dorfes, dessen Bewohner dem Tagebau weichen mussten. Zurück bleiben kahle Wände, "mit Raufaser tapeziert", außerdem "Kehricht, Glasscherben, Zigaretten, Federn" in leeren Räumen. Als Höhepunkt hat Gnam eine "zurückgelassene Einbauschrankwand in Nussbaumimitat" identifiziert. Daraus, dass Berges sich jede Form von Sentimentalität versagt, gewinnen seine Aufnahmen ihre Kraft, urteilt die Rezensentin: "Anrührend."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2005

"So sieht das Erhabene aus, wenn es keinen Schlafplatz finden kann und schon lange nichts mehr gegessen hat", schreibt Ulf Erdmann Ziegler über die Fotografien von Laurenz Berges, dem er große Ambition - die Ästhetisierung von Untergang, nämlich dem von ein paar Bergbauorten bei Aachen - bescheinigt, aber auch einen ausgeprägten Hang zur Verrätselung. Man kann sich ja wundern, schreibt der Rezensent, man kann auch Morbides ("Baumarkt-minus-X") inszenieren - nichts dagegen. Doch etwas wohlfeil wird es, wenn die "fotografische Erfahrung" verschleiert bleibt. Wenn einem bloß "mulmig" wird, und es das gewesen sein soll. Was übrigens auch, so der Rezensent, für den Text von Michael Lentz gilt.

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