Leander Scholz

Fünfzehn falsche Sekunden

Roman
Cover: Fünfzehn falsche Sekunden
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446205963
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Celeste, Austauschstudentin in San Francisco, lernt dort Christopher kennen, der nach einem gemeinsamen Ausflug in die Wüste Nevada spurlos verschwindet. Bei ihrer Suche erfährt Celeste nur, dass sich Christopher nach einem Streit mit seinem Bruder versteckt hält. Als sie in ihre Wohnung zurückkehrt, ist diese völlig leer geräumt, nur im Kühlschrank liegt ein menschliches Gehirn ... Je weiter Celeste in die Geheimnisse um Christopher und seinen Bruder einzudringen versucht, desto stärkere Veränderungen bemerkt sie an ihrem eigenen Wesen. Zu spät begreift sie: sie selbst ist der Gegenstand eines gefährlichen Experiments. Ein spannender Thriller über die Manipulation des menschlichen Bewusstseins.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2005

"Fünfzehn falsche Sekunden" erzähle von einem neurophysiologischen "Experiment" und sei auch seinerseits eine Art Experiment am lebenden Roman, wägt Maike Albath ihr Pro und Kontra als Rezensentin. Inhaltlich sei das Thema einer durch rätselhafte Psychopharmaka beeinflussten Persönlichkeitsstruktur, wie es einer deutschen Studentin auf ihrer Reise in eine amerikanische Wüste widerfährt, hochinteressant. Leander Scholz habe in seinen "Thriller" neueste Erkenntnisse der Wissenschaft über den so genannten freien Willen und Körpergrenzen implantiert; das Ganze aber wiederum in eine Rollenprosa aus der Innensicht der Studentin Celeste. Und genau dieser Mimikry der Sprache und Perspektive an eine von Psychopharmaka manipulierte Heldin wird man auf die Dauer "überdrüssig", schreibt Albath. Gleichwohl billigt sie gerade dem ersten Drittel ein "klassisches Polanski-Gefühl" zu und offeriert atmosphärische Vergleiche zu Alfred Hitchcock und David Lynch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.03.2005

Leander Scholz' neuer Thriller ist "einfach so spannend", dass Rezensent Stephan Maus nach der Lektüre glaubte, plötzlich "grässliche Schreckensfratzen" zu sehen und sich selbst als Teil eines "diabolischen Bewusstseinsexperiments" sah. Der Roman erzählt die Geschichte einer Austauschstudentin in den USA, die innerhalb kürzester Zeit den Tod ihrer Eltern und das Verschwinden ihres Freundes verkraften muss. Auf der Suche nach ihm wird sie zur "Spielfigur" in einem perfiden Komplott, gerät in "rätselhafte" medizinische Experimente und verliert zunehmend den Bezug zur Realität und zu sich selbst. Die Paranoia der Protagonistin spiegelt sich dabei in der "netzartigen Struktur" des Textes wieder, der "dicht und poetisch" daherkommt. Beeindruckt zeigt sich der Kritiker von den Bildern und Metaphern, die allesamt vom "klinischen Horror" der Selbstentfremdung zeugen. Dabei bleibe das Buch bis zur letzten Seite spannend - Scholz hält die Geschichte nämlich bis zum Ende "sehr geschickt in der Schwebe" und macht seinen Roman so zu einem "phantastischen Schocker".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2005

Ach, hätte sich Leander Scholz nur darauf beschränkt, die Geschichte der Austauschstudentin Celeste zu erzählen, die in die Fänge der "Hallizunationsindustrie" gerät, seufzt Christoph Bartmann. Dann wäre ihm "fast ein spannender Roman" gelungen. Aber so muss sich der Rezensent mit Scholz' "gehirnfeuilletonistischen" Fantastereien herumschlagen, die ihm die Lektüre "spätestens" in einigen Passagen des zweiten Teils zum Missvergnügen" werden lassen. Bartmann hätte auf den "leicht angeberischen Thrillerstoff" nach eigener Aussage gut verzichten können, aber so muss er mitlesen, wie die Protagonistin Prüfungen ausgesetzt wird, "wie sie sonst nur für blonde Frauen in Hitchcock-Filmen vorgesehen sind". Da krabbeln schwarze Insekten in einen Wüstenpool oder liegt ein Gehirn im Kühlschrank der bis auf diesen plötzlich leergeräumten Wohnung. Nichts davon wird aufgelöst, und der Rezensent möchte schließlich nur noch fliehen, an einen Ort, wo "keine Mysterien erst sorglos aufeinandergestapelt und dann nicht ordentlich entsorgt werden".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.02.2005

Oliver Pfohlmann kann mit dem neuen Roman von Leander Scholz nicht viel anfangen. "Kopflos" und "alles andere als sorgfältig komponiert" erscheint ihm die Geschichte, die Scholz erzählt - es geht um eine verliebte Austauschstudentin in San Fransisco, die sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Nachbarn macht und dabei allerlei Unheimliches erlebt. Wie auch immer man versuche, die Informationen, die die Ich-Erzählerin bekommt, zusammenzusetzen, so Pfohlmann, "stets bleiben Ungereimtheiten und Absurditäten." Das spräche seines Erachtens nicht unbedingt gegen den Text - wenn dieser "mit Geist und Sorgfalt" komponiert wäre und aufgrund seiner sprachlichen Qualitäten überzeugen könnte. Beides ist leider nicht der Fall und so kommt Pfohlmann zu dem doch recht ernüchternden Urteil, dass der Roman wenig mehr biete als ein "albernes Gemisch aus Versatzstücken aus diversen Hollywoodfilmen, blinden Motiven, vorschnell gekappten Spannungsbögen, klischeehaften Dialogen und jeder Menge Pseudophilosophie".
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