Lisa Halliday

Asymmetrie

Roman
Cover: Asymmetrie
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446260016
Gebunden, 320 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Stefanie Jacobs. Es beginnt mit einer Eiswaffel, auf einer Bank im Central Park. Hals über Kopf stürzt sich Alice in eine Lovestory mit dem berühmten Schriftsteller Ezra Blazer. Sie ist 25, er in seinen Siebzigern. Ein erotisches, tragikomisches Kammerspiel - doch dann setzt eine ganz andere Erzählung ein. Amar, ein amerikanisch-irakischer Doktorand auf dem Weg nach Nahost, wird am Londoner Flughafen in Gewahrsam genommen. Und landet im Vakuum von Wartesälen und endlosen Verhören.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.01.2019

Lisa Halliday macht kein Geheimnis aus der Nähe zwischen den Figuren in ihrem Roman und denen in ihrem Leben, erklärt Rezensentin Judith von Sternburg. So gibt es unleugbare Parallelen zwischen einem gewissen Ezra Blazer und dem Schriftsteller Philip Roth, mit dem die 1977 geborene Amerikanerin ein Liebesverhältnis hatte. Trotzdem ist "Asymmetrie" nicht autobiografisch, betont von Sternburg. Es handelt sich um reine Fiktion, die jedoch mit ihrer Nähe zur Realität spielt. Im wahren wie im fiktiven Leben trennte Roth und Halliday ein großer Altersunterschied - eine der vielen kunstvoll entworfenen Asymmetrien des Romans. Weitere Asymmetrien entstehen im zweiten Teil des Buches, wenn der Ich-Erzähler wechselt und plötzlich aus dem Leben eines gebürtigen Irakers erzählt wird, der am Londoner Flughafen aufgehalten wird und dort beginnt, über sein Leben zu reflektieren. Auch dieser Abschnitt ist hervorragend geschrieben, meint die Rezensentin, und offenbar sehr gut recherchiert. Ein filigranes Konstrukt sei dieses Buch, das seine "Konstruiertheit" als ästhetisches Prinzip darstellt, statt sie zu verbergen, so die hingerissene Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2018

Ein "ambitioniertes Erzählprojekt" nennt Rezensentin Angela Schader Lisa Hallidays Romandebüt. Zu Teilen geht dieses Projekt auf, findet Schader - insbesondere im letzten Teil des Romans, in dem Halliday die Beziehung eines Schriftstellers mit seiner sehr viel jüngeren Lektorin schildert. Mit ihren hinreißenden Situationsbeschreibungen, den feinsinnigen und leichtfüßigen Dialogen, dem "beschwingten Schweigen" ihrer Heldin und der Art, Emotionen nur vorsichtig, aber sehr treffend anzudeuten, wird sie die Leser überzeugen, versichert Schader. Dass dieser autobiografisch geprägte Erzählstrang jedoch einen Großteil der Aufmerksamkeit vom Mittelteil des Buches abzieht, war wohl nicht von der Autorin beabsichtigt, fährt sie fort. Hier unternimmt Halliday den Versuch, sich in einen männlichen Muslim hineinzudenken, der im Laufe einer Flughafenkontrolle seine Geschichte erzählt, die sich geschickterweise nicht allzu stark von der eines  amerikanischen Mannes gleichen Alters unterscheidet, erklärt Schader. Abgesehen von  Arrangement und Gewichtung der Themen und Motive ist Schader aber weitgehend zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.07.2018

Rezensent Andreas Isenschmid lässt sich von dem als erotischer Schlüsselroman über Patrick Roth gelesenen Teil des Romans von Lisa Halliday nicht ablenken. Das Buch hat mehr zu bieten, findet er, die education sentimentale der Heldin zur Schriftstellerin nämlich. Die Promistory versteht Isenschmid als Köder für einen raffiniert geschriebenen, aktuellen Roman, eine Liebesgeschichte und die Lebensgeschichte eines Irakers, die die Autorin geschickt und unter Verwendung unterschiedlicher Stillagen miteinander verzahnt, so der Rezensent. Nicht zuletzt ist das Buch für Isenschmid auch ein erstklassiger Roman über den Irakkrieg von einer hochbegabten Autorin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2018

Meisterwerk!, jubelt Rezensent Felix Stephan über diesen Roman der amerikanischen Schriftstellerin und einstigen Philip-Roth-Geliebten Lisa Halliday, der eben jene Affäre mit dem 45 Jahren älteren Autor zum Thema macht. Aber das Buch ist natürlich wesentlich mehr als der erwartete Philip-Roth-Schüsselroman, verspricht der Kritiker, der in dem aus drei Teilen bestehenden Text zwar zunächst der Beziehung einer jungen New Yorkerin namens Alice mit einem wesentlichen älteren Schriftsteller in allen pikanten Einzelheiten folgt. Wenn die junge Literatin im zweiten Teil dann aber eine politische Erzählung aus der Sicht eines in die USA emigrierten Muslims erzählt, dabei allerdings reflektiert, was es bedeutet, sich als junge Weiße diese Perspektive anzueignen und im letzten Teil den alternden Schriftsteller schließlich ausgiebig über sich und sein Beziehungsleben tratschen lässt, kommt Stephan Halliday auf die Spur: Hier wird nicht nur die Selbstreferenzialität auf die Spitze getrieben, sondern auch geschickt die amerikanische Buchwelt entlarvt, meint er
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.07.2018

Rezensentin Sarah Pines hat Lisa Hallidays Debüt "Asymmetrie" gehörig überrascht: Im ersten Teil beschreibt Halliday laut Pines die Beziehung der jungen Schriftstellerin Alice zu dem berühmten alternden Schriftsteller Ezra Blazer, eindeutig biografisch geprägt von ihrer eigenen Beziehung zu Philip Roth. Der zweite Teil handelt von einem amerikanisch-irakischen Doktoranden, der am Flughafen Heathrow in Gewahrsam genommen und fortan von einem Wartesaalverhör ins nächste gezwungen wird. Im dritten Teil wird Blazer von einer attraktiven BBC-Journalistin interviewt, mit der er ins Bett will, fasst die Rezensentin zusammen. Während sie zuerst glaubte, ein "sensationslüsternes" Stück Autofiktion in den Händen zu halten, bescheinigt Pines Halliday nach der Lektüre einen "brillanten Coup": Zuerst habe sie die "chauvinistisch-voyeuristische" Erwartungshaltung der Leser geschürt, um ihnen dann den Spiegel vorzuhalten. Eigentlich gehe es nämlich allein um Alice' Schicksal, die zunächst als schmückende Nutznießerin erscheint, dann als Autorin des zweiten Teils auftritt, und zuletzt von der Kritik zugunsten eines "Roth im Morgenmantel" überlesen wird.