Philip Roth

Nemesis

Roman
Cover: Nemesis
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446236424
Gebunden, 222 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Eine schreckliche Epidemie bedroht im brütend heißen Sommer von 1944 die Einwohner von Newark: Polio. Der Sportlehrer Bucky Cantor kümmert sich hingebungsvoll um seine Schüler. Nach Ausbruch der Krankheit versucht er, in einer von Angst, Panik und Leid gezeichneten Situation die Ruhe zu bewahren, doch vergeblich. "Nemesis" ist die Geschichte eines jungen Mannes in Amerika mit besten Absichten, der einen aussichtslosen Kampf führt. In seinem neuen Meisterwerk zeichnet Roth mit bestechender Präzision und großer Einfühlungsgabe jeden Schritt von Cantors Weg in die persönliche Katastrophe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2011

Philip Roth' jüngster Held hat alles, was eine geradezu klassische Heldenfigur ausmacht, und ist dennoch nicht stark genug, findet Christopher Schmidt, der deshalb bei aller "Begeisterung" Vorbehalte gegen den Roman "Nemesis" hat, dessen Inhalt er von Anfang bis Ende erzählt. Erzählt wird die Geschichte von Bucky Cantor, der wegen seiner Kriegsuntauglichkeit große Schuldgefühle hegt und als Sportlehrer in Newark allenfalls den Kampf gegen eine grassierende Polio-Epidemie führen kann. Als "Gegenfigur" zu Theodor Roosevelt, der bekanntlich in der Bekämpfung von Nazideutschland und Polio erfolgreich war, endet Bucky in totaler Verbitterung. Eine klassische Tragödie also, die meisterlich Roths Hauptthemen, autobiografische Wurzeln und die großen historisch-politischen Fragen in Amerika, verknüpft, wie der Rezensent preist. Allerdings möchte er bei aller Eingenommenheit anmerken, dass ihn die "literarische Motivation", die dem Helden ein derart übersteigertes Pflicht- und Schuldbewusstsein zuschreibt, nicht überzeugt und hier sieht er einen entscheidenden Makel des Romans, weshalb er selbst erstaunt ist, warum er von "Nemesis" so mitgerissen ist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2011

Für Markus Gasser ist Eugene "Bucky" Cantor ohne Zweifel der berührendste Held in Philip Roth' gesamtem Oeuvre. Für den Rezensenten stellt dieser Roman nicht nur zusammen mit den drei kurzen Romanen "Jedermann", "Empörung" und "Demütigung" eine Tragödie von altgriechischem Gewicht dar. Die Romantetralogie bietet für Gasser auch so etwas wie die Essenz des Roth'schen Werks, das nicht nur seine tiefe Traurigkeit, sondern auch echten "Trost" allein durch seine stilistische und strukturelle Schönheit bietet, wie er geradezu beschwörend schreibt. Roths Roman sei ihm "ein Stück Heimat", schwärmt der Rezensent, der selbst diejenigen Leser getröstet sieht, die von ihrer Traurigkeit "noch gar nicht wussten". Aber Vorsicht: Gasser verrät die Pointen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.02.2011

Leichte Verzweiflung beim Kritiker: Soll Ulrich Greiner schon wieder schreiben, dass Philip Roth einfach der Größte ist? Sein neuer Roman ein Meisterwerk, "wahrhaft großartig"? Ja, muss er. Er hat's schon x-mal getan, aber es geht nicht anders: Roth misslingt einfach nichts mehr, auch "Nemesis" nicht. Der Roman erzählt vom Sportlehrer Bucky Cantor, der während des Zweiten Weltkriegs zu Hause in Newark den Kampf gegen eine Polio-Epidemie in der jüdischen Community führt. Ein klassischer Held, der klassisch tragisch scheitert. Mit steigender Faszination verfolgte Greiner die Geschichte, ohne zunächst zu wissen, wofür und in wessen Namen hier Vergeltung geübt wird. Umso faszinierter registrierte Greiner dann, dass Roth seinen Zorn gegenüber seinem auch schon grandiosen Roman "Empörung" noch einmal gesteigert hat. Bedauerlich findet er nur die korrekte, aber etwas uninspirierte Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2011

Abgesehen davon, dass er New Jersey für eine Stadt hält, erweist sich Peter Michalzik als eingefleischter Philip-Roth-Fan: Kaum glauben kann der Rezensent, mit welch "juveniler Spannkraft" Roth noch schreibt, "Nemesis" sei ein wahres Meisterwerk geworden, von seinen Kurzromanen der beste. Er erzählt die Geschichte des Sportlehrers und Bilderbuchamerikaners Bucky Cantor, der sehr vergeblich den Kampf gegen die Götter und das unmenschliche Schicksal führt. Was für Michalzik den Roman so stark macht, das sind die "schriftstellerische Intelligenz" des Autors, seine gekonnten Dialoge und die machtvolle Unerbittlichkeit, mit der er Bucky Cantors Niederlage in die Wege leitet. "Ein gallebitteres, hoffnungsloses Buch", meint der Rezensent, der es fassungslos und belebt zugleich zuschlug.
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