Lisa Taddeo

Animal

Roman
Cover: Animal
Piper Verlag, München 2021
ISBN 9783492070935
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen Englisch von Anne-Kristin Mittag. Viel zu lange hat Joan die Grausamkeiten von Männern ertragen. Den einen liebt sie, aber er bleibt kalt. Und der, der sie liebt, gibt sich eines Tages vor ihren Augen die Kugel. Joan flieht aus New York und sucht nach der Frau, die ihr helfen kann, ihre Vergangenheit zu überwinden. Während Alice ihr zuhört, muss Joan einsehen, dass sie selbst sich vor den Männern ihres Lebens erniedrigt hat. Jetzt will sie mehr als nur Opfer sein. Selbst wenn sie dafür zur Täterin werden muss. Lisa Taddeo erzählt von weiblichem Schmerz und weiblicher Wut, von Rache, Solidarität und Selbstermächtigung, mit der für Joan ein neues Leben beginnt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.2021

Rezensent Burkhard Müller schwelgt in Lisa Taddeos Roman mit seiner träumerischen, haltlosen Protagonistin, die sich dem Leser so ungescheut offenbart. Rätselhaft erscheint Müller nicht so sehr die Hauptfigur, die sich in eine Holzhütte in einem kalifornischen Canyon zurückzieht, als ihr Adressat, dem sie ihre Geschichte beichtet. Dass die Heldin jemanden umbringen wird, sorgt für Spannung, erklärt Müller, der das Buch als "Krimi, der auf dem Kopf steht", liest. Besonders faszinierend findet er die Sprache der Figur, eine Sprache im Zeichen des Schmerzes, so Müller.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.10.2021

Lisa Taddeos erster Roman ist für Rezensentin Tanja Rest eine Herausforderung. Denn die Geschichte um die männer- und eigentlich auch frauenhassende Jean, die nach dem Suizid eines ihrer Geliebten aus New York nach L.A. flüchtet, irritiert Rest erst einmal in ihren Krassheiten: eine vermeintlich emanzipierte Protagonistin, Typ "bitch", die dir den Mann ausspannt, dann aber doch mit daddy issues und Kindheitstrauma ausgestattet werden muss, umgeben von Männern, die allesamt dauergeile Schweine sind und eigentlich "der letzte Witz, wenn sie nicht so eklig wären" - da wird einem mindestens der letzte Funken Romantik ausgetrieben, so Rest; und eigentlich hat sie nach der Lektüre auch auf alles andere keine Lust mehr. Neben eigentlich misslungenem Plot und Personal entwickle wenigstens Taddeos rapartiger Schreibstil einen Sog, sei dabei aber auch "erschöpfend" und "eitel", seufzt die Kritikerin. Wäre da nur nicht diese leise Befriedigung angesichts der ungehemmten Hass-Entladung all des weiblichen "Fruststaus", wie Rest abschließend gesteht.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.10.2021

Rezensentin Ursula März verwirft die "Maßstäbe des literarischen Realismus" für Lisa Taddeos Debütroman und orientiert sich stattdessen an popkulturellen Werken wie den Kinofilmen von Quentin Tarantino, deren Hauptwerkzeuge Übersteigerung und Provokation sind. So gesehen ist "Animal" ein echtes Kunststück, findet die Rezensentin. Schon in ihrem viel diskutierten Buch "Drei Frauen" beschäftigte sich die Autorin mit Aspekten des weiblichen Begehrens, die so gar nicht ins Bild der aufgeklärten, selbstbestimmten Frau passen wollen. Vor allem: Die Bereitschaft, die eigene Lust der- bzw. desjenigen zu unterwerfen, von dem man bzw. frau begehrt werden will. In "Animal" erzählt Taddeo nun von einem ähnlichen Konflikt, lesen wir. Ihre Protagonistin Joan kennt nur zwei Beziehungsmodi: Absolute Hingabe oder absolute Ausnutzung. Grund für diesen emotionalen Extremismus ist ein Trauma aus Kindheitstagen: Die Vergewaltigung ihrer Großmutter, die eigene Missbrauchserfahrung am nächsten Tag, der Eifersuchts-Mord ihres Vaters durch ihre Mutter und deren anschließender Selbstmord am dritten Tag. Eine höhere Katastrophen-Dichte ist kaum denkbar. Und Joans Gegenwart, über die Taddeo mit aller angemessenen Drastik schreibt, ist nicht minder brutal, erklärt die Rezensentin, die schon gespannt ist auf die Debatten, die dieses Buch auslösen wird.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.10.2021

Schwerer Verriss. Rezensentin Insa Wilke regt sich richtig auf Lisa Taddeos Roman. Stärker noch als ihr vorheriger Bestseller "Three Women" behaupte diese Geschichte um die traumatisierte Joan und ihre Stiefschwester Emanzipation, wende die sexistische Denkweise dabei aber nur umgekehrt auf Männer an und liefere Klischees idyllischer Frauengemeinschaften, flache Ansichten zum Geschlechterkampf und sprachlich peinliche Beschreibungen von Küchenzutaten ("adrette Perlzwiebeln", stöhnt Wilke), die die Rezensentin schon vermuten lassen, die Übersetzerin Anne-Kristin Mittag habe satirische Absichten verfolgt. Sex und Gewalt garniert mit etwas Oberschichts-Flair, schimpft Wilke - für sie "Unterhaltung der niedrigsten Stufe".
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