Lize Spit

Ich bin nicht da

Roman
Cover: Ich bin nicht da
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022
ISBN 9783103971248
Gebunden, 576 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Leo ist seit zehn Jahren mit Simon zusammen. Er ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben und viele andere sind da auch nicht. Als Simon eines Nachts völlig überdreht nachhause kommt, eine Tätowierung hinter dem Ohr, den Job gekündigt, erkennt sie ihn kaum wieder. Er schläft immer weniger und wird zunehmend paranoid. Eine manische Episode hat Leos große Liebe fest im Griff. Als sie begreift, wozu Simon jetzt fähig ist, ist es vielleicht zu spät. Zu lange hat Leo alles für ihn aufs Spiel gesetzt. Nun bleiben ihr genau elf Minuten, um eine Tragödie zu verhindern, die nicht nur ihr Leben für immer verändern würde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.10.2022

Außergewöhnlich und unerbittlich: So charakterisiert Rezensent Rainer Moritz die Autorin Lize Spit, die jetzt ihren zweiten Roman vorgelegt hat. Die Beziehung von Leo und Simon steht auf schwankendem Boden, eine Katastrophe scheint sich anzubahnen. Der Rückblick Leos erklärt, wieso: Simon befindet sich in einem psychischen Ausnahmezustand, der nach und nach alle Normalität verschlingt und die beiden in Schmerz und Wahn zurücklässt. Meisterhaft mache Spit das, beteuert Moritz, für ihn wird die ganze existenzielle Verzweiflung einer von Verfolgungswahn und Manie geprägten psychischen Krise deutlich spür- und erlebbar. So resümiert er: "Das ist großes Handwerk."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2022

Wenngleich dem Rezensenten Stefan Michalzik die Vergleiche von Lize Spit mit Tolstoi oder John Irving ein wenig übertrieben erscheinen, erkennt er doch eine bemerkenswerte Erzählerin in der flämischen Autorin. Es ist ein besondere "Dringlichkeit" in ihrer Sprache und eine Direktheit, die den Rezensenten auf den Gedanken bringt, dass es sich bei "Ich bin nicht da" um einen autobiografischen Roman handelt. Man kann für die Autorin nur hoffen, dass dem nicht so ist, denn was die Ich-Erzählerin mit nüchterner Akribie beschreibt, ist der Zerfall einer kleinen heilen Welt, die Zerrüttung eines privaten Glücks: Leos Partner Simon kommt plötzlich mit einem Tattoo nach Hause - ab diesem Zeitpunkt ist alles anders, er ist anders, und zwar immer wieder. Doch Spit schreibt nicht nur über das Leid des psychisch Erkrankten, sondern auch über jene, die mit diesem Leid umgehen müssen. Das und ein rätselhafter Anruf am Anfang der Geschichte erzeugen Spannung, so Michalzik, Spannung, die bis zur letzten Seite trägt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.09.2022

Für Rezensentin Bettina Baltschev strotzt Lize Spits Roman über eine Depression als Spaltpilz einer Beziehung vor literarischer Energie und Wahrhaftigkeit. Auch wenn die Einzelheiten einer Beziehung im Ausnahmezustand und der Depression ihres Partners, von der die Ich-Erzählerin detailliert berichtet, Baltschev an die Nieren gehen, findet sie die Präzision der Szenen und die Heftigkeit der Bilder faszinierend. Weil der Bericht über eine psychische Erkrankung und ihre Folgen auch ermüdend sein kann, hat die Autorin sich laut Baltschev eine spannende Parallelhandlung ausgedacht und geschickt in den Text integriert.
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