Jochen Schimmang

Altes Zollhaus, Staatsgrenze West

Roman
Cover: Altes Zollhaus, Staatsgrenze West
Edition Nautilus, Hamburg 2017
ISBN 9783960540359
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der geschasste Bonner Politikberater Gregor Korff hat sich abgefunden mit den Umwälzungen in seinem Leben, und er profitiert sogar davon: Eine Episode aus seiner Vergangenheit hat ihm in Form eines Bestsellerromans ein recht beachtliches Vermögen eingebracht, und so ist er heute, in den 2010er Jahren, Besitzer eines ehemaligen Zollhauses an der niederländischen Grenze, wo er zurückgezogen lebt. Lange Zeit ist ein pensionierter Zöllner sein einziger Kontakt, dann aber kommt frischer Wind in sein Leben: Er lernt einen enttarnten 'Landesverräter' kennen; zwei serbische Kinder besuchen ihn auf der Durchreise; übers Kino tritt er in Kontakt mit zwei jungen Leuten aus der nahen niederrheinischen Kleinstadt, und ein Freund aus Gregors aktiven Tagen stattet ihm einen Besuch ab. Der "alte Spinner vom Zollhaus" wird nach und nach wieder vergesellschaftet. Gregor Korff ist definitiv nicht auf der Höhe der Zeit, und eben dieser Abstand schärft seinen Blick.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.07.2017

Georg Korff ist älter geworden, stellt Detlef Kuhlbrodt fest. Jochen Schimmangs neuer Roman schließt für ihn an "Das Beste, was wir hatten" von 2009 an. Die Hauptfigur ist weiter in den Westen, in ein altes Zollhaus, gezogen und hat sich bis auf Weniges von gesellschaftlichen Leben verabschiedet, klärt Kuhlbrodt uns auf. Gebannt liest er, wie Korff seine Techniken des Alleinseins perfektioniert, nur ein paar handverlesene alte Freunde trifft und sich vor allem erinnert, an die Kindheit, einen guten Pass beim Fußball und an den deutschen Herbst. Komische Passagen, Traumberichte von surrealistischer Qualität und vor allem die "schöne" Komposition des Textes aus sich spiegelnden Motiven haben Kuhlbrodt viel Freude gemacht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2017

Laut Tilman Spreckelsen erzählt Jochen Schimmang in seinem an dessen Roman von 2010 anschließendem Buch vor allem dies: Wie jemand mit seinen Dämonen zu leben lernt. Auch wenn der Protagonist, ein skandalös gescheiterter Politikberater, sich vor klaren Aussagen hütet, wie Spreckelsen erklärt, und vieles im Text offen bleibt, scheint für die Figur am Ende doch immerhin die Gefahr vorüber, Leben mit Kunst zu verwechseln. Wie der Autor laut Rezensent unaufdringlich aber hartnäckig die Verantwortung für das eigene Leben thematisiert, hat Spreckelsen beeindruckt, auch wenn die Dichte der (Selbst-)Verweise im Buch ihn mitunter etwas nervt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2017

Burkhard Müller würde dem Autor gerne verzeihen, dass in seinem Roman Banker ergriffen über Schafe weinen. So recht will es ihm allerdings nicht gelingen. Jochen Schimmangs neues Buch über einen pensionierten politischen Berater der alten Bonner Republik scheint ihm nah am Kitsch gebaut. Ob der einzelgängerische Held mit seinen Nachbarn über Zoll und Grenzen, über Träume oder Arno Schmidt plaudert, bleibt dem Rezensenten reichlich egal. Die Leichtigkeit und Gelassenheit eines Alterswerks würde Müller dem Text ja gerne attestieren. Allein das Absichtslose der Begegnungen im Text scheint ihm doch allzu bemüht in Szene gesetzt und auf Rührung zu zielen.
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