Luciano Canfora

Caesar

Der demokratische Diktator. Eine Biografie
Cover: Caesar
C.H. Beck Verlag, München 2001
ISBN 9783406466403
Gebunden, 491 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Rita Seuß. Mit 3 Karten. "Er beteuerte mit lauter Stimme, dass man ihn wider seinen Willen zum Volk hintreibe, dass des Senates Übermut und Härte ihn zwängen, dort einen Rückhalt zu suchen." So schreibt es Plutarch in seiner Biografie des Gaius Iulius Caesar - und das Urteil Luciano Canforas weist in dieselbe Richtung. In seiner Caesar-Biografie rekonstruiert er die Auflösung der römischen Republik und beschreibt anschaulich, wie sich Caesar bemühte, die auseinanderstrebenden Machtfaktoren neu zu formen und zu ordnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2001

Caesar polarisiert. Und weil das schon immer so war, kann eine historiographische Annäherung an den Römer für den Rezensenten überhaupt "nur über die Synthese von akribischer Quellenexegese und rezeptions- und wissenschaftsgeschichtlicher Reflexion erfolgen." Hat sich auch der Autor gedacht und legt ein "eindrucksvolles Porträt" vor, dem, so schreibt Stefan Rebenich am Schluss seiner Besprechung, "nur wenige Biographien intellektuell und literarisch ebenbürtig" sind. Vermisst hat Rebenich eigentlich nichts: vom Aufstieg Caesars über die Mechanismen sozialer und politischer Kommunikation der späten römischen Republik und die ökonomische Realität (die Canfora mit Marx und Brecht angeht) bis hin zu "eindrücklichen Charakterskizzen" römischer Zeitgenossen Caesars und zur finalen Verschwörung - alles spannend und im wesentlichen treffend gefasst (und übersetzt!). Einzig über die institutionelle Verankerung des römischen Staates sowie seine sozialpolitischen Ressourcen hätte Rebenich gern mehr erfahren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2001

Der Mann kann Geschichten erzählen, die den Leser klüger machen. Und er kann "fabelhaft" historische Ereignisse und Persönlichkeiten schildern. Andreas Puff-Trojan weiß das von anderen Bücher des Autors. Wie also steht es hiermit, dem Zentrum des neuen Canfora, wie es hier heißt: Cäsar - ein "demokratischer Diktator" und Totengräber der republikanischen Verfassung? Mit Genugtuung scheint der Rezensent zunächst zu registrieren, dass es hier einmal nicht um den Menschen Cäsar geht - keine Bisexualität, keine Cleo, oder nur am Rande. Und dann, so Puff- Trojan, dann hat er recht, der Autor! Oder sagt es derart "historisch exakt und argumentativ brillant", dass man es ihm abnimmt: Die Machtgier des Senats ist es gewesen, die Cäsar zur absoluten Macht hindrängte. Cäsar, republikanisch, volksnah, so der Rezensent mit neuem Wissen strahlend, "richtete sich gegen den Senat und nicht gegen die Verfassung der Republik." Und darum, darum gehört das Buch für den Rezensenten auch "mit Sicherheit zum Besten, was seit langem zu diesem Thema erschienen ist."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.05.2001

Die Biografie des italienischen Altphilologen Luciano Canfora, der sich auf dem Gebiet der antiken Historiografie und Wissenschaftsgeschichte bereits einen Namen gemacht hat, über den großen römischen Staatsmann Caesar hat Barbara von Reibnitz sehr positiv aufgenommen. Denn das Buch ist für die Rezensentin mehr als eine Biografie: Es ist vor allem eine Auseinandersetzung mit antiken Quellen und der damit verbundenen Tradition in der Geschichtsschreibung. Dem Autor unterstellt sie quellenkritischen Spürsinn und einen kombinatorischen Scharfblick sowie eine außergewöhnliche Originalität in seiner Methode der Biografieforschung. Reibnitz übt aber auch Kritik. Dem weniger informierten Leser etwa dürfte die Lektüre über manche Strecken etwas schwerfällig erscheinen, mutmaßt die Rezensentin. Häufig greife Canfora mit seiner Diskussion der Fakten den Fakten selbst voraus, liefere den Hintergrund erst später oder gar nicht. Wer sich also mit der römischen Sozial- und Politikgeschichte nicht auskennt, hat hier das Nachsehen und muss selbst nachschlagen, moniert die Rezensentin. Aber bei aller Kritik hat sich nach der Lektüre für Reibnitz ein klar konturiertes Porträt von Caesar ergeben, das zwar keine wesentlich neuen Züge aufweise, aber die Rezensentin wegen seiner Nüchternheit jenseits jeder Heroisierung für sich eingenommen hat. Ein Porträt, für das sich Reibnitz einen Platz in der Diskussion über den umstrittenen Staatsmann wünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.05.2001

Dietrich Schwarzkopf scheint zunächst skeptisch gewesen zu sein, gibt es doch erstens schon eine große Anzahl von Cäsar-Biografien, und dazu wurde die vorliegende nicht von einem Historiker, sondern von einem Altphilologen verfasst. Doch diese Skepsis scheint bald verflogen zu sein, denn Canfora hat - wie der Leser erfährt - nicht nur die wissenschaftlichen Gepflogenheiten beachtet (Bibliografie, Glossar, Register, Chronologie etc.), sondern auch einen genauen Blick in Cäsars Psyche ermöglicht, so Schwarzkopf. Dass Canfora als Altphilologe besonderen Wert auf die "genaueste Wortdeutung antiker Schriften" gelegt hat, erweist sich nach Ansicht des Rezensenten hier als besondere Stärke des Buchs, nicht nur was "politische Einsichten" betreffe. Zwar findet Schwarzkopf nicht jede These Canforas wirklich neu, etwa die von Cäsars Anstrengung, das 'Volk in seine Politik einzubinden'. Doch insgesamt lobt er das Buch nicht nur als Cäsar-Biografie, sondern gar als "Nachschlagewerk über Cäsars Epoche".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2001

Der Titel ist ein krampfhafter Versuch, originell zu sein, meint Wolfgang Will über die Caesar-Biografie des italienischen Altphilologen, auf die er ansonsten aber große Stücke hält und die er nicht als Gegenentwurf, sondern am ehesten als Vertiefung zu Christian Meiers Caesar-Biografie empfiehlt. Das große Kapital des Buches stellt für Will die Quellennähe des Buches dar, was zwar seiner Meinung nach zu einer gewissen Kleinteiligkeit führt und den großen historischen Bogen gelegentlich vermissen lässt, dafür aber ein Porträt "von hoher Dichte und Plastizität" entstehen lässt. Canfora verfalle auch nicht dem Fehler, den römischen Politiker zu romantisieren, er verschweige nichts von dessen Machtwillen, auch wenn Bewunderung durchschimmere. Was Will eher stört, ist die fehlende Ironie des Autors, und das, wo doch die "Geschichte seines Helden mit Grotesken gespickt" sei.
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