Lutz Seiler

Turksib

Zwei Erzählungen
Cover: Turksib
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518419687
Gebunden, 48 Seiten, 12,80 EUR

Klappentext

Lutz Seiler wurde mit seinen Lyrikbänden "pech & blende" und "vierzig kilometer nacht" bekannt. 2007 trat er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb erstmals mit einer Erzählung an die Öffentlichkeit - und wurde für "Turksib" einhellig zum Sieger gekürt. Die in diesem Band ebenfalls enthaltene Erzählung "Die Anrufung" zielt auf den Ursprung dieser Sprache. Die Prüfungsfrage seines Professors nach dem Begriff "Schönheit" versetzt den Erzähler in eine akustische Sensation seiner frühen Kindheit: die Entdeckung der eigenen Stimme.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2008

Sehr eingenommen ist Angelika Overath von diesen beiden Erzählungen des Lyrikers Lutz Seiler, die sie als "Meisterstücke lyrischer Prosa" preist. In beiden Texten geht es in ihren Augen um die "Konstitution einer Gegenwirklichkeit". Die Erzählung "Turksib", für die Seiler 2007 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnet wurde, handelt von einer Zugfahrt durch die kasachische Steppe. Overath hebt hier besonders die Begegnung des Ich-Erzählers mit einem Heine zitierenden Heizer hervor. Auch die zweite Erzählung, "Die Anrufung", in der ein Literaturstudent in einer Prüfung über den Begriff "Schönheit" sprechen soll, hat sie beeindruckt. Beide Erzählungen zeichnen sich für sie durch ihre Poesie und die Intensität und Genauigkeit ihrer Bilder aus. Zudem schätzt sie sie als "dichtungstheoretische Miniaturen eines Lyrikers, der unter die Erzähler kam".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2008

Recht gewogen bespricht Rezensent Hubert Winkels das Buch des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers von 2007, das, wie er schreibt, neben der titelgebenden Siegererzählung noch einen weiteren Text enthält, die kurze "poetologische" Erzählung "Die Anrufung" nämlich. Es handelt sich, wie wir lesen, bei der Titelerzählung um einen "interkulturellen Infarkt der komischen Art" zwischen einem Heizer und dem Erzähler. Das Setting sei eine Zugfahrt bei Nacht und vierzig Grad Außentemperatur durch Kasachstan, und Fremdheit, Hitze und Einbildungskraft sorgten hier für allerlei Sinnüberschuss. Lutz Seilers Erzähler führe seinerseits einen Geigerzähler mit, und wir werden höflich darauf hingewiesen, dass es sich hier nicht so sehr um den Hinweis auf Urangewinnung als das versteckte Wort GeigERZÄHLER handelt. Allzu weit bringt dieser Hinweis den geneigten Rezensionsleser zwar nicht. Immerhin aber erfährt man, dass auf der Zugfahrt auch Heines Gedicht von der Loreley zur Sprache kommt, und zwar "semantisch schwergliedrig" vom russischen Heizer "erstottert". Es scheint, Seilers poetologische Ambitionen hätten dem Text den Garaus machen können, wenn ihn nicht der trockene Humor des Autors davor bewahrt hätte.
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