Manfred Fuhrmann

Bildung

Europas kulturelle Identität
Cover: Bildung
Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2002
ISBN 9783150181829
Kartoniert, 100 Seiten, 2,60 EUR

Klappentext

Die Bildungsdiskussion ist in vollem Gange: Der emeritierte Konstanzer Latinist legt dafür ein historisches Fundament und skizziert die Geschichte der Bildung von der Karolingerzeit bis zu den Reformen der vergangenen Jahrzehnte. Seine anschließende Auseinandersetzung mit aktuellen Bildungskonzeptionen zeigt: der humanistische und christliche Kanon kann und muss hier auch weiterhin eine tragende Rolle spielen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.05.2002

Ein kleines Bändchen, das man schneller liest als man "einen Videorecorder programmiert", lobt Gustav Seibt. Was will man mehr? Auf gut 100 Seiten über tausend Jahre europäische Kulturgeschichte: eine Geschichte des Lernens, des Lesens und der ästhetischen Anschauung. Fuhrmann führe uns die Welt vor Augen, die wir verloren haben, meint Seibt: den Kern der alteuropäischen Bildung, die sich am Lateinischen und an der Bibel orientierte und damit per se eine Zweisprachigkeit und gewisse Weltläufigkeit mit sich gebracht hätte. Fuhrmann werte dies nicht, aber man müsse schon hartgesotten sein, um dieser Welt der humanistischen Bildung, die erstaunliche Wandlungen verkraftet habe, keine Träne nachzuweinen, meint der Rezensent. Einzig den Verlust der Bibelkenntnisse als wichtigster Quelle zum Verständnis der europäischen Literatur und Künste beklage Fuhrmann wirklich. Dass dieser Bildungskosmos unwiederbringlich dahin ist, konstatiere auch Fuhrmann, der ausführlich und etwas an der Realität vorbei den Begriff der Erlebnisgesellschaft diskutiere. Schuld daran sind für ihn die vielen Schulreformen - eine etwas dünne Begründung, die Seibt unkommentiert lässt. Der Rezensent plädiert für einen Kanon, der nicht größer, sondern heterogener sein sollte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2002

Ob diese Geschichte der europäischen Bildung noch etwas zu retten vermag, daran hat Rezensent Lorenz Jäger massive Zweifel. Ihn beeindruckt angesichts der Bildungsmisere der "Ton der Mäßigung, des besonnenen Arguments", den der Autor an den Tag legt, und er verspürt bei der Aufsatzsammlung vor allem eine gewisse Melancholie ob der verlorenen Bildungsgüter. Der Rezensent stimmt dem Autor voll und ganz zu, wenn dieser beispielsweise die "Krise des Religionsunterrichts" in der Schule für den Mangel an Wissen um die Bibelgeschichten verantwortlich macht. Auch die Ausführungen über das Ende der humanistischen Gymnasien lese man "mit Gewinn", so der Rezensent angetan. Ob mit dem Hinweis Fuhrmanns auf die Individualisierung und die "Erlebnisgesellschaft" aber wirklich mehr als die bloßen "Marionetten" dieses Prozesses benannt sind, bezweifelt der Rezensent. Was ihm außerdem in dem Buch ein bisschen fehlt sind "erregte Gegengeschichten", die dem allgemeinen Niedergang der Bildung "Energie-Speicher" entgegensetzen könnten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Großes Lob spendet Ulrich Greiner dieser kleinen Schrift über Bildung und Europas kulturelle Identität. Das Buch zeige vor allem, dass die gegenwärtige Bildungsdebatte keine sei: weil sie nur über Methoden streitet, nicht aber über Inhalte. Altphilologe Fuhrmann jedoch, freut sich Greiner, widme sich der Frage, was Bildung ist und beantworte sie "ebenso entschieden wie klar", "in ebenso gedrängter wie eleganter Form": Bildung ist für Fuhrmann - und Greiner - vor allem "Kenntnis der eigenen Herkunft, des geistigen, historischen Zusammenhanges, in dem unsere Kultur steht". Greiner stimmt völlig mit Fuhrmann überein, wenn dieser bemängelt, dass die Zerstörung des deutschen Bildungskanons dazu geführt habe, dass die - antik-christlichen - Grundlagen der europäischen Kultur kaum noch gelehrt und gewusst werden.
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