Manfred Fuhrmann

Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters

Cover: Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters
Insel Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783458169789
                         , 220 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Die Zeit, in der die philosophische, künstlerische und wissenschaftliche Tradition lebendig, in der ein Bildungskanon allgemein verbindlich war, scheint vorbei - und doch ist beides prägend auch noch für unsere heutige Kultur. Manfred Fuhrmann untersucht diesen Kanon, an dem sich die Kulturträger in den jüngsten Epochen der europäischen Geschichte - von der Aufklärung bis zu den beiden Weltkriegen - orientiert haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999

Manfred Schneider fasst in seiner Rezension die beiden zeitgleich erschienenen Bücher von Dietrich Schwanitz ("Bildung", Eichborn Verlag) und Manfred Fuhrmann zusammen.
Beide, meint Schneider, versuchen, die alte Bildungsidee vom Beginn des 19. Jahrhunderts noch einmal zu beatmen. Wobei es, wie Schneider vorwegschickt, eine Beleidigung für Fuhrmann ist, beide Bücher in einem Atemzug zu nennen. Denn von Schwanitz Buch ist er sichtlich erschüttert. Schneiders Meinung nach schwingt sich da ein schlechter, aber prätentiöser Autor zu einem Schulmeister auf, ohne selbst den nötigen Hintergrund zu haben: "Stilblüte reiht sich an Stilblüte, Irrtum an Irrtum.`` Am meisten ärgert sich Schneider allerdings darüber, dass Schwanitz auch noch die falsch aus Kindlers Literatur-Lexikon von 1964 abgeschrieben hat. "Schamlosen Betrug`` nennt er das Werk. Dagegen sieht Schneider eine "wohltuend nüchterne Bilanz`` in Fuhrmanns Rückblick auf den europäischen Bildungskanon. Das Buch des "ausgezeichneten klassischen Philologen``, so Schneider, begnügt sich mit der pointierten Darstellung des Verlaufs der Dinge.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.1999

Nach Dietrich Schwanitz, selbst Autor eines Buches über den Bildungskanon, ist Fuhrmann mit seinem Anspruch, einem europäischen Bildungskanon auf den Grund zu gehen, gescheitert. Denn in Wirklichkeit stelle er lediglich den Deutschen dar, den er als Europäier ausgebe. Schwanitz räumt zwar ein, dass es Übereinstimmungen gibt, kritisiert jedoch, dass die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Spezifika in Fuhrmanns Abhandlung weitgehend unberücksichtigt bleiben. Dabei führt Schwanitz als Beispiel das unterschiedliche Humanismusverständnis in Deutschland und England an. Durch diese Unterlassungen mangele es dem Buch an "analytischer Tiefenschärfe" und dürfe dem zugerechnet werden, was man "the invention of tradition" genannt habe.