Marcel Reich-Ranicki

Sieben Wegbereiter

Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts
Cover: Sieben Wegbereiter
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2002
ISBN 9783421055149
Gebunden, 304 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Was wird bleiben von der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts? Zunächst die drei Genies, die in der Epik, der Lyrik und im Drama das Jahrhundert auf den Begriff gebracht haben: Thomas Mann, Kafka und Brecht; dann, zumindest teilweise, das Werk der Romanciers Döblin und Musil, des Erotikers Schnitzler und des Feuilletonisten Tucholsky. Marcel Reich-Ranicki zieht in seinen Essays die Bilanz einer lebenslangen Passion, aus der eine Profession wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.08.2002

Berufung verfehlt: Willi Winkler sieht in Marcel Reich-Ranicki einen Seelenarzt am Werke, der hingebungsvoll Krankschreibungen vornimmt und postum Diagnosen stellt, die häufig zu dem Ergebnis kommen: Leben verfehlt - Kanon verfehlt. Der Gegenpaar krank-gesund sei seit Goethe ein hartnäckiges Kriterium zur Beurteilung von guter und schlechter Literatur, führt Winkler aus: Nur das Klassische nämlich galt Goethe als gesund, das Romantische dagegen wurde als krankhaft verunglimpft. Dieses Motiv spielt Reich-Ranicki nun an sieben Autoren durch, die längst zum Klassikerkanon zählen, Reich-Ranicki hin oder her: Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Alfred Döblin, Franz Kafka, Robert Musil, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht. Bis auf den Text über Musil sind alle Texte älteren Datums, was Winkler noch mehr das Gefühl vermittelt, dass die Zeit beim Grandseigneur der Literaturkritik stehen geblieben ist. Angst, Selbstzweifel, Selbsthass gar, masochistische Anwandlungen, all das muss der Hauspsychologe bei seinen Patienten konstatieren. Winkler empört dabei vor allem, dass Reich-Ranicki solcherlei seelische Befindlichkeiten in negative Klammern setzt: dass wer manisch schreibt, auch "zuchtlos" lebt, findet Winkler mehr als eine fragwürdige Behauptung, schlimmer aber noch ist für ihn die Sortierung in gute und schlechte Texte anhand solcher trivialpsychologischen Kriterien. Reich-Ranickis Essays kennen allesamt nur ein Motiv, eine Diagnose, lautet Winklers hartes Urteil, und strotzen nur so vor Banalität.
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