Mark Hertsgaard

Im Schatten des Sternenbanners

Amerika und der Rest der Welt
Cover: Im Schatten des Sternenbanners
Carl Hanser Verlag, München - Wien 2003
ISBN 9783446202856
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. Wie kann ein Land dem Rest der Welt so ahnungslos begegnen und zugleich so genau wissen, was für die Menschheit das Richtige ist und was nicht? Amerikaner denken wenig über die Welt außerhalb der Vereinigten Staaten nach. Mark Hertsgaard, einer der profiliertesten unabhängigen Journalisten der USA, hat auf seinen Reisen mit Menschen in der ganzen Welt gesprochen - Konzerndirektoren, Jugendlichen, Fundamentalisten, Taxifahrern und Intellektuellen, und alle hatten eine dezidierte Meinung über die USA. In zehn Kapiteln zu den gängigsten Urteilen beleuchtet und kommentiert Hertsgaard die amerikanischen Auffassungen von Demokratie, Presse, Reichtum, Bildung und dem sozialen Netz; dabei sucht er nach den Ursachen für die oft frappierenden Unterschiede zwischen dem, was in und außerhalb der USA gedacht wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.06.2003

Weltweit werden die Amerikaner sehr ambivalent wahrgenommen. Der Autor hat sich vorgenommen, Menschen weltweit nach ihrer Meinung zu den USA und ihrer Bevölkerung zu fragen. Wenig Neues sei dabei herausgekommen, meint Elke Schubert und bezeichnet den Erkenntnisgewinn als gleich Null, wenn etwa der hohe Energieverbrauch, die Ignoranz gegenüber der Armut in der Welt, die Allgegenwart des Fernsehens und "zum hundertsten Mal die Ungereimtheiten bei der Wahl des Präsidenten" thematisiert werden. Nach Meinung von Schubert listet Hertsgaard all die Ansichten mehr oder weniger gut informierter Nicht-Amerikaner auf, um sie dann im Raum stehen zu lassen. Dabei biete er nicht mehr als eine "Fülle von Binsenweisheiten" und belege eher selten seine daraus resultierenden Hypothesen. Ein Ärgernis sei das Buch gar an den Stellen, wo persönliche Erlebnisse verallgemeinert werden, etwa die Beobachtung amerikanischer Touristen im Ausland und der daraus folgende Rückschluss auf deren Ängste und "Deformationen". Selten fühle man sich inmitten der Pauschalisierungen informiert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2003

In einer Doppelbesprechung befasst sich Susanne Oswald mit Büchern über Ursache und Folgen des Antiamerikanismus. Über das Buch von Mark Hertsgaards, der in Interviews mit Menschen im "Nahen und Fernen Osten" versucht hat, ein Stimmungsbild gegenüber den USA einzufangen und sich zudem über die Globalisierung und ihre Auswirkungen Gedanken macht, hat sie nichts Gutes zu sagen. Sie moniert, dass der amerikanische Autor für seine Reportagen nicht mit Fragen, sondern vor allem mit "vorgefertigten Antworten" unterwegs gewesen sei und so allein Bestätigungen für bereits bestehenden Ansichten gefunden habe. Die Rezensentin findet, dass Hertsgaard seine Interviewpartner höchst zufällig ausgesucht hat und dadurch gar kein repräsentatives Bild der Meinungslage bieten kann. Eine Auswertung von "seriöseren Quellen" und eine Verknüpfung seiner "Thesen mit der amerikanischen Geschichte" hat sie vergeblich gesucht, und sie ärgert sich über das "eindimensionale Amerikabild" und die klischeehaften "Gemeinplätze", die so entstehen. Hertsgaards Behauptung, die amerikanische Presse biete ausschließlich "Pseudo-Nachrichten" findet Oswald "absurd" und unhaltbar. Dass dies alles auch noch in einem "penetrant-moralistischen", mitunter auch "anbiedernd-flapsigen Ton" dargeboten wird, wie die Rezensentin verärgert feststellt, macht die Lektüre für sie gänzlich ungenießbar.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.03.2003

Wohlwollend nimmt Daniel Haufler den Amerika-Essay von Mark Hertsgaard zur Kenntnis, den er als Dokument des guten alten, sprich liberalen, Amerikas wertet. Höchst kritisch setzt sich Hertsgaard mit den Schattenseiten der Amerikaner und der amerikanischen Politik auseinander, rügt den "hemmungslosen Konsumismus" seiner Landsleute und demontiert den Mythos einer freien Presse, schreibt Haufler. Die Amerikaner wüssten über den Rest der Welt nicht Bescheid, resümiert der Rezensent Hertsgaards Auslassungen. Doch warum sollten sich die Amerikaner anders verhalten, wenn sie besser informiert wären, merkt Haufler zweifelnd an. Seiner Meinung nach hat Hertsgaard auch keine überzeugende Antwort auf die Frage gefunden, warum man im Ausland noch immer soviel von den Amerikanern hält. Denn Hertsgaard hat sich zwar auf Reisen begeben und kann so wahlweise südafrikanische Busfahrer, chinesische Restaurantbesitzer oder sizilianische Kellner zitieren, die alle zwischen den Amerikanern und der amerikanischen Politik zu unterscheiden wüssten, doch klare Antworten auf inneramerikanische Fragen lassen sich Haufler zufolge auf diese Weise nicht gewinnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.03.2003

Paul Nolte fühlt sich in die Zeit der "muckrakers", der "Mistkratzer" des vorigen Jahrhunderts zurückversetzt. Denn ganz in der Tradition dieses sozialkritischen Journalismus sei das Buch von Hertsgaard geschrieben. "Sogar die Themen sind häufig die gleichen geblieben", was laut Nolte zeigt, dass diese Tradition in Amerika immer noch lebendig ist. Die "Grundidee" des Buches, die Eigenarten der Vereinigten Staaten durch eine Außenperspektive einzufangen, ist zwar provokativ, "im Kern" geht es dem Autor jedoch nicht um "Fremdwahrnehmung", sondern um die amerikanische Realität, analysiert Nolte. Also enthält das Buch viel Kritisches, aber leider schrecke der Autor nicht vor den "banalsten Klischees" zurück. Denn nach den Ereignissen des 11. Septembers kann die Forderung, weniger McDonald-Imbisse zu eröffnen, wohl kaum die einzige Konsequenz sein, ärgert sich der Rezensent. Diese "Kapitulation vor dem Terrorismus" sei nicht verwunderlich, da Hertsgaarden laut Nolte zu den Anhängern von Verschwörungstheorien gezählt wird, die glauben, amerikanische Eliten hätten von den Anschlägen im Vorfeld gewusst, sie aber aus Kalkül nicht verhindert. Trotz oftmals fragwürdiger, "poröser" Argumente hält Paul Nolte das Buch jedoch durchaus für lesenswert, zeige es doch ein Amerika, das "aus europäischer Sicht fast ganz auf Außenpolitik und militärische Macht" verengt scheint, aus einer anderen Perspektive.
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