Marko Martin

Der Prinz von Berlin

Roman
Cover: Der Prinz von Berlin
Quadriga Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783886793464
Gebunden, 559 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Voller Liebe zum skurrilen Detail erzählt Marko Martin in seinem Debütroman von einem Deutschland, einem Berlin, das ebenso nah wie fern erscheint. Und mit Jamal begegnen wir einer Figur, die sich frei und selbstbewusst über alle Klischees hinwegsetzt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.12.2000

Nett zu lesen, ist noch das Netteste, was Stephan Maus über Marko Martins Debütroman schreibt. Nett im Sinne von einfach, glatt, aber eben auch plakativ und vor allem frei von jeglicher literarischer Anstrengung: ein "Cinemaxx-Roman im Breitwandformat", so Maus, der im Stil eines Panorama-Romans das Berlin von heute und von unten abzubilden sich bemühe. Ein junger Libanese wird von der Familie nach Berlin geschickt, frönt freizügigen Schwulenpartys und schuftet später als Bauarbeiter für das neue gechromte Berlin, das der Autor nach Maus offensichtlich nicht mag. Das findet der Rezensent zwar ganz sympathisch, bloß dass ihm die "restaurative Geisteshaltung" des Autors auf die Nerven geht, der einen Roman im Stil eines Zola aus dem vorigen Jahrhundert schreibt, so als wolle man Berlin wieder in alter Pracht erbauen. Biederkeit unterstellt Maus dem Autor, der seinen Protagonisten als Folie nimmt, um sich über deutsche Psychomacken zu belustigen, was nicht weiter lustig ist, sondern von abgegriffenen Klischees strotzt. Ein "gut gemeinter, doch weitestgehend kunstfreier Verständigungstext", so Rezensent Maus abschließend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2000

Für Dieter Hildebrandt ist der Roman eine Enttäuschung. Der Autor, den der Rezensent wegen seiner "knappen, lakonischen" Texte schätzten gelernt hat, sei in diesem dickleibigen Buch "aufs Ganze" gegangen und gescheitert. Das Buch kommt seiner Ansicht nach den Klischees eines "Berlin-Romans", über die sich Martin selbst lustig macht, "gefährlich nahe". Die langen Auslassungen über die homosexuellen Erfahrungen eines jungen Arabers böten höchstens "Debattenstoff fürs Literarische Quartett", tadelt der Rezensent, und den wenigen Randfiguren, die als wirkliche Menschen geschildert seien, sieht er viele zum reinen "Namen" verkürzte Protagonisten gegenübergestellt, die blass bleiben. Und so kann er dem Roman, der im "Detail" hätte groß werden können, im Ganzen nicht viel abgewinnen.
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