Martin Mosebach

Stadt der wilden Hunde

Nachrichten aus dem alltäglichen Indien
Cover: Stadt der wilden Hunde
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446230262
Gebunden, 171 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Büchner-Preisträger Martin Mosebach auf der Reise in Indien: Das überraschende Porträt eines Landes und seiner Menschen, das zeigt, was die Erfahrung der Fremde für das eigene Leben bedeuten kann. Mosebach berichtet von seinen Eindrücken und Begegnungen aus einer Provinzhauptstadt im Bundesstaat Rajasthan: von dem Sandsturm in der Wüste und dem Rattentempel in Deshnok, vom Gott der wilden Hunde und dem Heiligen des Shivatempels, von den Kasten und der Konfrontation mit dem uralten Königtum, aber auch von der Einladung zum Essen bei einer indischen Familie, von den Frauen und Töchtern, die das Leben im Haus bestimmen. Nur wenige deutsche Schriftsteller der jüngsten Zeit haben sich so tief eingelassen auf die verstörende Erfahrung einer ganz und gar anderen Tradition.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2008

Sehr eingenommen ist Stephan Speicher von Martin Mosebachs Buch über Indien. Erfreulich scheint ihm, dass der Autor auf die typischen, aus den Medien bekannten Berichte um Computerexperten, Callcenter-Agenten, Reichtum und Armut verzichtet. Mosebach, Gast einer wohlsituierten Familie in einer Provinz im Nordwesten des Lands, vermittelt für ihn vielmehr einen Eindruck von der "Seinsfülle Indiens". Seine Beobachtungen der Mentalität der Menschen, der gesellschaftlichen und religiösen Eigentümlichkeiten scheinen Speicher immer von Sympathie getragen. Fasziniert folgt er Mosebach Schilderungen eines Besuchs des Rattentempels von Deshnok, der religiösen Praktiken seines Gastgebers oder eines Picknicks am Rande eines Sportplatzes. Besonders hebt er die Beschreibung des religiösen Kultus hervor. Hier zeigt sich für ihn auch, "wie man unter beengten Verhältnissen, gesellschaftlich hoch reguliert und materiell knapp, Freiheit erwirbt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.05.2008

Martin Mosebach ist nach Indien gereist. Davon, was ihm dort widerfuhr, ist nun in in diesem Band zu lesen. Nicht in Essays, nicht in Erzählungen, sondern in Form von Notat und Bericht. Darin sieht die Rezensentin Pia Reinacher die Methode des Autors: Mit großer Genauigkeit schildert er, was er sieht, was ihm passiert, auch, was er anrichtet, weil er nicht weiß, was er im Kontext der fremden Kultur eigentlich tut. Exemplarisch sichtbar wird letzteres in der Suche des Autors nach einer Gürtelschnalle, mit der er diejenigen, die er darum angeht, von einer Verlegenheit in die nächste stürzt, weil das erwünschte Rindsleder der Heiligkeit der Kühe wegen ein schlimmes Sakrileg wäre. Auch sehr ausführlich geht Reinacher auf Mosebachs Anwesenheit bei der exzessiven Geburtstagsveranstaltung zu Ehren eines Bollywoodstars ein - dass der ganz offensichtlich gemeinte Amitabh Bachchan allerdings immer nur Amindab Bachan genannt wird, lässt an der Schärfe von Mosebachs - oder Reinachers? - Aufmerksamkeit dann doch ein wenig zweifeln. Die Rezensentin aber ist von diesem Band, soviel steht fest, mehr als nur angetan.
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