Pico Iyer

Sushi in Bombay, Jetlag in L.A.

Unterwegs in einer Welt ohne Grenzen
Cover: Sushi in Bombay, Jetlag in L.A.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783100439314
Gebunden, 319 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Carl Freytag. Wenn Pico Iyer so genannte Businessnomaden in Hongkong besucht, deren Visitenkarten kaum ausreichend Platz für all ihre Adressen bieten, oder ob er sich mit einem fließend Dänisch sprechenden Iraner bei einem Cafe au lait in der Chinatown in San Francisco unterhält, kommt er mit seinen detailgenauen Beobachtungen zu erstaunlichen Einsichten über das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in einer scheinbar grenzenlosen Welt. Aufgewachsen in den USA und Großbritannien, als Sohn indischer Eltern, mit einem italienischen Vornamen in Japan lebend, personifiziert Pico Iyer selbst diese neue Generation, für die die viel beschworene "Globalisierung" kein abgenutztes Schlagwort darstellt, sondern bereits Realität geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.07.2003

"Wo steckt der Autor?" fragt sich Burkhard Müller bei der Lektüre von Pico Iyers Buch - und gibt sich selbst die Antwort: Er ist abwesend, und leiht dem Gesicht des Buches allenfalls "sein freundlich benommenes Lächeln." Das rühre daher, dass er ohne Halt zwischen den Kontinenten hin und her pendele als einer, den die Globalisierung "in vollem Umfang schon erwischt hat". Über ein "traumgefangenes Staunen angesichts des Lebens, das er und seinesgleichen führen" kommt Iyer eigentlich nicht hinaus, bedauert der Rezensent. Er vermisst Reflexionen über die komplexen ökonomischen Verknüpfungen, die dieser neuartigen Existenzform zu Grunde liegen. Gar als eine "Schande für einen erwachsenen Mann" empfindet es Müller, wenn der Autor sich eine eigene Reflexion erspart, indem er sich hinter der Unschuld eines Kindes versteckt, das er in seinem Buch sagen lässt: "Wir gehen mit unseren Geschwistern so um - und mit Fremden anders. Aber könnten wir es nicht so sehen, dass die Fremden nur Geschwister sind, die wir noch nicht kennen gelernt haben?" Es ist ein "sentimentales" Buch, folgert unser Rezensent. Er findet es bezeichnend, dass Iyer sich in Japan niedergelassen hat: "Ein Ort, an dem man sich endgültig darauf verlassen kann, nicht dazuzugehören: es ist für Iyer das einer Heimat Ähnlichste, das er hoffen durfte zu finden."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2003

Als ausgewiesenen Diagnostiker der "globalen Seele" beschreibt Rezensent Georg Sütterlin den Journalisten und Schriftsteller Pico Iyer, dessen jüngste Essaysammlung vor allem um Menschen kreist, die in mehrere Kulturen hineingeboren wurden oder durch die Lebensumstände genötigt sind, sich in verschiedenen Kulturen zurechtzufinden. Die sieben Essays des Bandes sind zur Freude Sütterlins "randvoll Erfahrung und sehr persönlich gehalten". Am deutlichsten enthülle Iyer seine eigene globale Seele in seinem Essay über Japan, wo er Vor- und Nachteile des Unverwurzeltseins, des Nichtdazugehörens umreißt, hält Sütterlin fest. Am meisten hat ihn Iyers "von kuriosen und unglaublichen Fakten flirrende Reportage" über den Flughafen als "essenziellen Aufenthaltsort der globalen Seelen" fasziniert. Mehrere Wochen habe Iyer dafür im Flughafen von Los Angeles verbracht, berichtet Sütterlin. Er hebt lobend hervor, dass Iyer stets konkret und anschaulich bleibe und sich, wenn er sich in die Reflexion und in die abstrahierende Deutung erhebe, des "pompösen Schwadronierens", wie es Baudrillard und andere Theoretiker des postmodernen Lebens so glänzend beherrschten, enthalte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Als "Indo-Anglo-Kalifornier", der viele Heimaten in sich vereint, beschreibt Thomas Kastura den Journalisten und Schriftsteller Pico Iyer, der sich selbst als "global village on two legs" sieht. In den sieben essayistischen Reportagen seines neuen Reisebuches berichtet der Vielgereiste über den Flughafen von Los Angeles und über Hongkong ebenso wie über Toronto oder Atlanta. Und besticht Kastura zufolge durch jede Menge kluger Beobachtungen und scharfsinniger Analysen. Leider münde der gute Ansatz des Buches in die "allzu simple" Konklusion "Jedem das seine", findet Kastura. Aber auch wer nicht dort ankommen mag, wo Iyer seinen "verdächtig eskapistischen Frieden" gefunden hat, schließt der Rezensent, "erfährt auf dem Weg dorthin eine Menge über die Spannungen und Widersprüche einer globalisierten Existenz, über die Entstehung von Heimatidealen und ein fragwürdiges Mobilitätscredo".