Mathias Enard

Das Jahresbankett der Totengräber

Roman
Cover: Das Jahresbankett der Totengräber
Hanser Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783446269347
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Für eine Dissertation über das Leben auf dem Land im 21. Jahrhundert zieht der Pariser Anthropologe David aufs Dorf, um Sitten und Bräuche der Landbevölkerung zu beobachten. Die Stille, die ständige Anwesenheit von Tieren aller Art, vor allem aber die überraschende Unangepasstheit sämtlicher Dorfcharaktere ziehen ihn in ihren Bann, und bald ist er viel involvierter in das Landleben, als er es sich je hätte träumen lassen. Doch nie wird er all die weitverzweigten Vorgeschichten kennen, die Mathias Enard erzählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2021

Wie es Mathias Enard in seinem neuen Roman gelingt das Große im Kleinen zu spiegeln, namentlich die große weite Welt in einem Kaff des Bas-Poitou, in Sumpf und Acker, hält Rezensent Niklas Bender für stark. Enards Held, ein gescheiterter Anthropologe, scheint Bender zudem genau der Richtige zu sein, um in seinem Feldtagebuch die Eigenarten des Landlebens und die Konstellationen der Dörfler festzuhalten, Reinkarnationen inklusive. Mit Assoziation, Kontrapunkten und verblüffenden Bezügen, etwa zur Volksliedtradition, hält der Autor den Rezensenten bei Laune. Und Enards Ortskenntnis und "Landschafts-Empathie" tun das Ihre, meint Bender.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.05.2021

Rezensent Roman Bucheli erläutert, warum der Leser das viele Blut im neuen Roman von Mathias Enard überhaupt ertragen kann, die vielen Toten und Todesarten, die der Text geradezu zelebriert: Weil Enard an die Seelenwanderung glaubt und an die rettende Kraft der Sprache. Ein toter Abt kann in der Literatur oder als Wildschwein wiedererscheinen, während sein Fleisch im Grab verwest. Das geht nur bei Enard, staunt Bucheli. Und nur Enard kann das "komisch Entlastende" so in Szene setzen, dass es die Erdenschwere verwandelt. Spielerei? Versponnen? Bei Enard macht es Sinn, versichert Bucheli, wenn Motive und Figuren im Roman stets wiederkehren. Eine wahre Wunderkammer des Erzählens, findet er.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.05.2021

Rezensentin Iris Radisch kämpft tapfer mit Mathias Enards Rabelais-Attitüde. Den neobarocken Puder im Text, der gern in der Beschreibung von Festessen schwelgt und von Sex auf dem Land, schüttelt sie lieber ab. Was bleibt, ist laut Radisch ein origineller wie unterhaltsamer, burlesker Roman über die Fallhöhe zwischen Stadt und Provinz, zwischen dem Ethnologen-Erzähler und den Tütensuppen kochenden Dörflern und zwischen Digitalsex und deftiger Leibesfreude.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2021

Rezensent Hubert Winkels hat sichtlich Spaß mit Mathias Enards Roman, der ihm wie ein Wimmelbild vorkommt mit allerhand zusammenhängenden Geschichten, zusammenhängend auch mit dem Handlungsort, Enards Heimat "zwischen Loire und Gironde". Die Geschichte eines Ethnologen, der zum Bauern wird, erzählt der Autor nicht als moralischen Landroman, stellt Winkels erleichtert fest, sondern mit Witz und jeder Menge historisch-kulturellem Hintergrundwissen. Dass der Schriftsteller und Universalgelehrte Enard das mächtig ausufernde Werk, das sich mit Napoleon wie mit Wildschweinen gleichermaßen auskennt, zu bändigen weiß, ist für Winkels das eigentliche Wunder.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.05.2021

Rezensent Dirk Fuhrig empfiehlt Mathias Enards Roman wegen seiner Wuchtigkeit und Farbigkeit. Unterhaltsam und witzig scheint ihm der Text um die Erlebnisse eines blasierten Ethnologen unterwegs im dörflichen Westfrankreich wegen seiner lebenssatten Figuren und Enards intimer Kenntnis der beschriebenen Gegend und ihrer Sitten. Durchaus als Herausforderung empfindet er, wie der Autor Zeit- und Stilebenen miteinander verschränkt und literarische Referenzen streut, Kartenspiel, Blutwurst, Mittelalter und existenzielle Fragen.

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