Mechtilde Lichnowsky

Mechtilde Lichnowsky: Werke

4 Bände
Cover: Mechtilde Lichnowsky: Werke
Zsolnay Verlag, Wien 2022
ISBN 9783552072800
Gebunden, 1872 Seiten, 60,00 EUR

Klappentext

Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung ausgewählt und herausgegeben von Günter und Hiltrud Häntzschel, mit einem Essay von Eva Menasse. Die gesammelten Werke der unkonventionellen, sprachbewussten Autorin und Freundin von Rilke und Karl Kraus. Mechtilde Lichnowsky war eine auffallende Frau, eine "majestätische Erscheinung … mit großen blauen, neugierigen Augen" (René Schickele) und von einer "gespannten, herzlichen Wärme" (Oskar Loerke). Ihre Bücher - Romane, Erzählungen, Reiseberichte, Gedichte - erschienen in renommierten Verlagen, Max Reinhardt brachte eines ihrer Stücke in Berlin zur Uraufführung. Heute kennt man sie bestenfalls als Freundin von Rilke und Karl Kraus. Mit dem Erscheinen dieser Ausgabe wird sich das ändern. Sie zeigt eine unkonventionelle, streitbare und sprachbewusste Autorin, und sie enthält darüber hinaus einen bisher unpublizierten Roman aus dem Nachlass der entschiedenen NS-Gegnerin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2022

Redete man sie mit "Durchlaucht" an, antwortete sie mit "Durschnittlauch". Bei der Fürstin Lichnowsky schien es sich um eine recht unprätenziöse, dabei sehr talentierte und übrigens produktive Autorin gehandelt zu haben, deren Werke man hier nun nachlesen kann. Gut sah sie auch noch aus, berichtet Rezensent Paul Jandl, und verleitete Johannes R. Becher, den späteren Dichter der DDR-Nationalhymne, zu Stilblüten wie "Klaffen jäh die Lippen: Purpurwogen". Bekannt ist sie heute noch als Freundin Karl Kraus', dem sie auf ihrem böhmischen Schloss sommerliches Asyl bot. Aber sie war auch eine leidenschaftliche Hitler-Gegnerin und Meisterin scharfer Prosa, die auch über die Sprache der Diktatur nachdachte, berichtet der begeistert stöbernde Rezensent. Aus dem Kanon ist sie nur herausgefallen, weil sie nicht ins Schema passte, versichert er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.06.2022

Rezensent Jens Malte Fischer ergeht sich wortreich (und redundant) über die von Hiltrud und Günter Häntzschel besorgte Ausgabe der Werke von Mechthilde Lichnowsky. Seiner Meinung nach entreißt die Edition die Autorin in letzter Minute dem Vergessenwerden. Gut gefällt Fischer die "schöne" Ausgabe mit dem einführenden Essay von Eva Menasse. Lichnowskys Stil findet er "biegsam" und "kristallin", die versammeltenTexte (einen nachgelassenen Roman, Autobiografisches, Reiseberichte, Sprachkritisches zu Hitler, ein Hundebuch) langweilen ihn nie. Neben ihrem Weggefährten Karl Kraus kann die Autorin durchaus bestehen, findet Fischer.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2022

Rezensent Walter Schübler freut sich über die Wiederentdeckung von Mechtilde Lichnowskys Prosa. Die vorliegende von Hiltrud und Günter Häntzschel herausgegebene Edition in vier Bänden hält er für wohl kommentiert und mit biografischem und rezeptionsgeschichtlichem Abriss gut ausgestattet. Schübler liest hier Lichnowskys "exzentrischen" Reisebericht aus Ägypten, die Künstlernovelle "Der Stimmer" und den mit Tagebuch- und Briefpassagen aufwartenden Roman "Geburt", aber auch die Kindheitserinnerungen der Autorin von 1934, in der Lichnowsky laut Rezensent tief in die Wahrnehmungswelt des Kindes eintaucht. Dass ausgerechnet Lichnowskys Hauptwerk in der Edition fehlt, der Roman "Der Kampf mit dem Fachmann", in dem die Autorin sich scharfsichtig der "Tücke des Subjekts" zuwendet, findet Schübler allerdings bedauerlich.
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