Joachim Sartorius (Hg.)

Alexandria

Fata Morgana
Cover: Alexandria
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart 2001
ISBN 9783421054975
Gebunden, 316 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Von Alexander dem Großen gegründet, zu Zeiten der Ptolemäer ein zweites Athen, wuchs Alexandria im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu neuer Größe und wurde zum Fluchtpunkt ganzer Schriftstellergenerationen. In jahrelanger Sammlertätigkeit hat Joachim Sartorius literarische Zeugnisse zu Alexandria zusammengetragen - Reiseberichte, Erzähltes, Autobiografisches, Lyrik; von Flaubert, Kavafis, Ungaretti, Marinetti, Forster, Durrell, al-Kharrat; sie werden ergänzt durch poetische Rekonstruktionen von Durs Grünbein, Gerhard Falkner, Perikles Monioudis, Armin Senser, Raoul Schrott und abgerundet durch Karten und illustrative Fundstücke.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Eintausend Jahre lang war Alexandria eine der größten und bedeutendsten Städte der Welt. Den Frommen aber war sie ein Ärgernis. So sehr, dass sie sich eine neue, eine rein muslimische Stadt, die Stadt Kairo bauten. Das war im siebten Jahrhundert nach Christus. 1860 blühte Alexandria noch einmal für einhundert Jahre. Der Versuch, Ägypten zu modernisieren im Baumwollboom war der Auslöser, und dann kamen die Händler aus dem ganzen Mittelmeerraum, aus Afrika, Asien und Europa. In Alexandria wurden wieder viele Sprachen gesprochen und in vielen Sprachen gedichtet. Kavafis und Durrell sind nur die bekanntesten. Gamal Abdel Nassers Verstaatlichungspolitik, sein Nationalismus machte der Metropole Alexandria zum zweiten Mal den Garaus. Joachim Sartorius hat einen bewegenden Doppelnekrolog auf die Stadt geschrieben. In Prosa bildet er die Einleitung zu seiner Anthologie "Alexandria Fata Morgana" und als Gedichtzyklus schließt er sie ab. Man liest begeistert von einer Stadt, in der "viele Bürger mehrere Nationalitäten haben und sie wie Kreditkarten benutzen". Eine von Trauer gemilderte Wut brandet immer wieder auf über die großen Vereinfacher, die wollen, dass man Ägypter ist und nicht Grieche und nicht Engländer...
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.01.2002

Die vorliegende Anthologie, die den Mythos Alexandriens beschwört, hält Ludwig Ammann für eine runde Sache. "Überraschungsreich" nennt er den mit alten und neuen Schwarzweißphotographien "glücklich bebilderten Band" und meint damit einerseits die zwischen den aus den beiden Blütezeiten der Stadt stammenden Texten sichtbar werdenden Verbindungen, "wechselseitige Zitate, Echos und persönliche Begegnungen der Dichter" (darunter Kavafis und Durrell). Andererseits spielt er damit an auf Entdeckungen, wie die "mit antiakademischen Sottisen gewürzten Plaudereien" eines E. M. Foster oder den Gedichtzyklus des Herausgebers. Letzterer, so Ammann, schließe das Buch "ideal ab mit lakonischen Gesten der Imagination von Figuren, geschöpft aus Literatur und Leben".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.12.2001

Ulrich Baron bespricht diese Anthologie von Sartorius, die sich mit der Stadt Alexandria und dem um sie entstandenen Mythos beschäftigt. Er hebt lobend hervor, dass diese Sammlung überaus breit gefächert ist. So kommen zum Beispiel so berühmte Schriftsteller wie Flaubert, Gide oder Marinetti zu Wort, in Form von Gedichten, Briefen, Reisetagebüchern und anderem, schreibt er. Doch erfreulicherweise begnüge sich Sartorius nicht mit diesen literarischen Zeugnissen, sondern beziehe auch Schriftstücke von Nichtliteraten (unter anderem Fahrpläne von Schifffahrtsgesellschaften) in die Anthologie mit ein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Da in Zeiten des Massentourismus "Reisen in der Fantasie an exklusivem Reiz" gewonnen hätten, ist Martin Mosebach so begeistert von Joachim Sartorius' Alexandria-Anthologie. Eine "Traumreise" könne man mit diesem Buch unternehmen, freut sich Mosebach. Literarische Zeugnisse von der Antike bis in die Gegenwart habe Sartorius, Lyriker und Diplomat, zusammengetragen, so Mosebach. Dieser ist angetan von den versammelten Texten eines Gide, Marinetti, Ungaretti oder Flaubert, aber auch antiken Autoren wie Kallimachos, Theokrit und Kavafis verleihe der Herausgeber eine Stimme. Die gelungene "lyrische Beschwörung" lässt die Stadt in all ihren Facetten wiederauferstehen, lobt Mosebach. Ein "poetisches Äquivalent" zu einer aufregenden Stadt, findet er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2001

Hoch interessant dieser Band über das immer schon mythische Alexandria, so könnte man das Urteil von Stefan Weidner, zusammenfassen, aber die wirklich spannenden Momente fehlen. Was daran liegen könnte, meint der Rezensent, dass Alexandria selbst, das hier in echten und unter anderem von Joachim Sartorius selbst "rekonstruierten" Gedichten besungen wird, nur einen einzigen großen Dichter hervorgebracht hat: Kavafis. Der doppelte Mythos vor dem Hintergrund der "sagenumwobenen Bibliothek" einerseits, des "sagenumwobenen Sex" andererseits wird aber, findet Weidner, schön deutlich. "Phantasmen und Klischees" jedoch finden sich in den Texten von Durrell und Grünbein und allen anderen auf Schritt und Tritt, einzige Ausnahme: Perikles Monioudis. Sehr tauglich als "Allegorie" auf die Jetztzeit ist Alexandria nach Ansicht des Rezensenten aber allemal: als Ort der "Kompilation statt Innovation", des grundsätzlich Sekundären, vom ausufernden Gedächtnis Umlagerten.
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