Mely Kiyak

Frausein

Cover: Frausein
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446267466
Gebunden, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Was Frausein bedeutet, zeigt sich in jedem einzelnen Leben: Mely Kiyak erzählt von den Gesprächen über Weisheit und Nichtwissen, die sie als Mädchen mit dem Vater führte. Von den Cousinen, die vom Begehren erzählten. Vom Aufwachsen zwischen Ländern und Klassen, zwischen "Herkunftsgepäck" und Neugier auf unbekannte Erfahrungen. Vom Alleinsein, von Selbsterkundung, von Familie. Was ist Weiblichkeit, wenn man den öffentlichen Blick überwindet und zurückbleibt mit sich selbst? Aufrichtig, lebenslustig, zärtlich und entwaffnend klug erinnert Mely Kiyak daran, dass es die Verhältnisse sind, die einem beibringen, wie man liebt und lebt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2020

Rezensentin Carolin Gasteiger erfährt in Mely Kiyaks Buch etwas übers Frausein in Deutschland heute. Dass die Tochter eines kurdischen Einwanderers von ihren Erfahrungen unaufgeregt, ohne Verbitterung spricht, weder eine feministische Kampfschrift noch eine Abrechnung schreibt, aber an einigen Stellen dennoch scharf analysiert, wie Deutschland zu Menschen mit Migrationshintergrund steht, gefällt Gasteiger gut. Zusammen mit den episodischen, "liebevollen Erinnerungen" an ihre als Reinigungskraft arbeitende Mutter oder ihre Cousine in einem türkischen Bergdorf ergibt der Text für Gasteiger einen Bericht über das Aufwachsen zwischen den Kulturen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.08.2020

Rezensentin Marlen Hobrack verspricht, dass dieser Roman trotz des Titels und seiner sowohl weiblichen als auch migrantischen Perspektive kein "Benachteiligungsbuch" ist: Die autobiografisch unterfüttere Erzählung über den Bildungsaufstieg des Gastarbeiterkindes Mely Kiyak zeigt die Bewegung der Erzählerin zu sich selbst und hin zum Schreiben, so Hobrack. Außerdem verdeutlicht das Buch der beeindrucken Kritikerin zufolge den Unterschied zwischen Erzählen und Erklären und macht deutlich, dass ersteres Menschen mit Migrationshintergrund viel zu selten gestattet wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.08.2020

Höchst betört liest Arno Widmann die Folge dieser "aufschreckenden und heiteren Etüden", die unter dem wenig spezifischen Titel "Frausein" erschienen ist. Es scheint sich um Episoden aus Kiyaks Leben zu handeln, über die die Autorin und frühere Kollegin hier reflektiert. Beeindruckt ist der Rezensent etwa davon, wie Miyak von ihrer plötzlichen Beinahe-Erblindung erzählt, vor der sie die Ärzte dann noch retten konnten. Aber immerhin: Sie musste noch einen Blick in den Spiegel werfen und dabei befürchten, dass sich nun zum letzten Mal selber sieht. Es wäre ein trauriger Abschied geworden, denn wie sie in ihrem Buch gestehen muss: "Auf die ehrlich an mich selbst gestellte Frage, womit ich am zufriedensten und ruhigsten war, lautet die Antwort: mit mir." Ja, auch der Rezensent ist mir ihr zufrieden, er findet in Kiyaks Etüden sowohl ihre polemische, als auch ihre reflektierende und ihre erzählerische Ader. Es ist ihr bestes Buch, versichert er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.08.2020

Rezensentin Ursula März erlaubt sich eine Jubelarie auf dieses Buch von Mely Kiyak, ihrer Kollegin bei Zeit und Hanser Verlag. Oder nein, sie geht auf die Knie! Denn Kiyak, schwärmt März, erzähle in diesem Buch nicht nur die eigene Biografie als Autorin und Kolumnistin, sondern das Werden eines "weiblichen Ichs". Besonders anbetungswürdig findet März, dass Kiyak ganz bei sich bleibt, keinen Bezug zu gesellschaftlichen Diskursen nimmt und auf alle politische Einordnung verzichtet. Am Ende entdeckt März eine Offenbarung in dem Buch, dessen zentralen Satz sie zitiert: "Auf die ehrlich an mich selbst gestellte Frage, womit ich am zufriedensten und ruhigsten war, lautet die Antwort: Mit mir. Einfach nur mit mir."
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