Michael Chabon

Telegraph Avenue

Roman
Cover: Telegraph Avenue
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2014
ISBN 9783462046175
Gebunden, 592 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer. Nat Jaffe und Archy Stallings führen gemeinsam den kleinen, aber exklusiv bestückten Jazzplattenladen Brokeland Records. Ihre Ehefrauen arbeiten gemeinsam als Hebammen. Der Ärger beginnt, als Gibson Goode, Footballlegende und fünftreichster Schwarzer Amerikas, gleich neben dem Plattenladen einen Megastore eröffnen will.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.05.2014

Michael Chabons "Telegraph Avenue" ist ein potenzielles Lieblingsbuch, berichtet Ijoma Mangold begeistert. Der Roman dreht sich um die zwei Besitzer eines kleinen Plattenladens in Oakland, den weißen Nat Jaffe und den schwarzen Archy Stallings, und überhaupt geht es viel um das eigentümliche Verhältnis von schwarzer und weißer Kultur in dieser Ecke der USA mit ihren diversen Subkulturen und um die wenigen Nischen, die der musikalische und gesellschaftliche Mainstream detailverliebten Anhängern der heutigen Kulturproduktion noch lässt, fasst der Rezensent zusammen. Jeder Satz dieses Buches kann "soziokulturell decodiert" werden, meint Mangold, in gewisser Weise erzählt Chabon mit dem gleichen feinen Gespür für subtile Distinktionen, die seine beiden Protagonisten der Musik entgegenbringen. Damit ist der Reichtum dieses Buches aber noch lange nicht erschöpfend dargestellt, so der Rezensent, weshalb er dringend empfiehlt, das Buch einfach selbst zu lesen - selbst wenn man nur einen Bruchteil der Nuancen entdeckt, die Chabon eingebaut hat, lohnt die Lektüre unbedingt, verspricht Mangold.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2014

Michel Chabons neuer Roman "Telegraph Avenue" spielt in einer Straße zwischen Downtown Oakland und der University of California in Berkeley, einer Straße, die lange Zeit eine Schnittstelle zwischen der Schwarzen Kultur des Arbeiterviertels und dem weißen Milieu rund um die Universität bildete, berichtet Ulrich Rüdenauer. Doch diese Linie war von Anfang an verwischt und - wenigstens kulturell - durchlässig, was zu einer fortlaufenden "Kreolisierung" auf allen Seiten führte, und gerade die Hybridität der Identitäten, die sich daraus ergibt, spielt eine besondere Rolle in diesem Roman, erklärt der Rezensent. Für ihn hätte Chabon seine Lust sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein wenig mehr zügeln können, wenn er es sich etwa nicht nehmen lässt, in einem 15-seitigen Satz "die Welt aus der Sicht eines jazzaffinen Papageis" zu schildern. Trotzdem kann er  über so wort- und bildgewaltiges Schreiben nur staunen, meint Rüdenauer, der auch deshalb noch einmal den Hut vor der Übersetzerin Andrea Fischer lupft.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2014

Jan Wiele hat Michael Chabons Roman um Nat Jaffe und Archy Stallings, die den Jazzplattenladen Brokeland Records führen, dessen Exiszenz durch einen neuen Megastore bedroht ist, mit großer Begeisterung gelesen. Der Gedanke an Nick Hornbys "High Fidelity" scheint naheliegend, doch der Rezensent macht deutlich, dass Chabons Roman in einer ganz anderen Liga spielt. Denn "Telegraph Avenue" ist für Wiele nichts weniger als ein großartiger Amerika-Roman, der das Verhältnis zwischen schwarzem und weißem Amerika sowie die Schmelztiegel-Kultur neu beleuchtet und tiefgründig analysiert. Zugleich liest er das Werk als "große Ballade von Patchwork-Familien und abwesenden Vätern". Besonders gefallen Wiele der Humor des Autors, sein filmisches Erzählen, der Wechsel von wirklichkeitssatten Beschreibungen und phantastischen Einfällen, die zahlreichen liebevollen Anspielungen und Bezüge auf den Jazz, die Popkultur, das Blaxploitation-Kino.  Für Wiele eine prall gefüllte Wundertüte Literatur.
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