Manfred Koch (Hg.), Angelika Overath (Hg.)

Schlaflos: das Buch der hellen Nächte

Ein literarisches Notturno für Schlafsuchende und Wache
Cover: Schlaflos: das Buch der hellen Nächte
Libelle Verlag, Lengwil 2002
ISBN 9783909081479
Gebunden, 316 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Es geht ein Riss durch die Menschheit, der trennt die Schlaflosen von den ruhevollen Schläfern. Unsere Anthologie umkreist den Kontinent der Schlaflosen und sucht ihre Leuchtfeuer aus Jahrhunderten. Von (sagen wir) Gilgameschs Klagen bis (etwa) zu den Gästen in Jochen Schimmangs Restaurant "Insomnia". Manfred Koch und Angelika Overath haben Nachtgeräusche und Nachtfurien gesammelt, wie sie nur die Zeitreisenden der Schlaflosigkeit kennen. Klagen vom Morgen danach und Halluzinationen der Hoffnung am Abend. Ein Buch der Emotionen: die Angst vor dem nächtlich Unfassbaren, die Kindern noch zugänglich ist. Die Strategien der Betäubung und der kleinen Aufbrüche, wie sie Erwachsene entwickeln, schlaflos in Großstädten, wach in Oasen. Die Ruhelosigkeit neben dem Nicht-mehr-Liebenden. Die Schlaflosigkeit und Rachsucht. Auch die lustvollen Erleuchtungen der einsam Wachgebliebenen-

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.06.2003

Als literarischen Trost für alle Schlaflosen bezeichnet Viola Schenz das vorliegende Werk. Alle möglichen Formen der Schlaflosigkeit würden erwähnt und am Ende wunderbar kommentiert. Jeder einsame Nachtaktive könne in der reichhaltigen Sammlung von Texten Mitleidender, welche von Rilke über Hesse bis zu Kafka reichen, sein Pendant entdecken und schließlich feststellen, das er doch nicht so alleine ist. So resümiert sie: Bei jenen, welchen "bei so viel Trost und Sympathie immer noch nicht die Augen zufallen wollen, erledigt das gewiss der kleine Schrifttyp dieser Anthologie."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2003

Schlaflosigkeit ist ein Problem, das nicht nur, aber auch, besonders die Dichter quält, die ohne Rast Zeilen, Worte und Gedanken wälzen. Entsprechend haben sie auch die Qual des Nicht-Schlafenkönnens beschrieben - und darüber hinaus nach Abhilfe gesucht. Die Herausgeber des Bandes haben nun Einschlägiges zusammengestellt, von Mörike bis Storm, von Jean Paul bis Pessoa. Am ausführlichsten findet in der Notiz des unter dem Kürzel "kru." auftretenden Rezensenten Jean Pauls in 14 Punkte gegliederter Vorschlag Platz, wie man sich selbst "zum einzigen schönen Selbstmord" bewegen kann, vulgo: wie man (wieder) einschläft ohne fremde Hilfe. Man müsse nur, sehr viel prosaischer gesagt als Jean Paul es formuliert, auf die körpereigenen Ohrgeräusche lauschen: schon geht's dahin in den Schlaf.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.11.2002

Nicht so spracharm, wie er es anderen vorwirft, redet Rolf Vollmann, gewissermaßen traumwandlerisch und schlaflos zugleich, über dieses Buch, das kaum für Schlaflose gedacht sein kann, findet er, bei so "kleiner Letter auf fast gedrängt bedruckten annähernd 300 Seiten" und macht den "irgendwie dickfellig Schlafenden" und denen, die am "Leid des Nichtschlafenkönnens" tragen gleichermaßen klar, dass diese Texte letzteres auf wunderbare und vielfältige Weise beschreiben und dass man die Texte dieses Buches, auch wenn man "wenig Ahnung" hat "von den noch nicht so schwarzen Tiefen" oder wenn es einem so geht, dass einem "dieses entsetzlich dünne Eis wegbricht unter dem Schlaf" wohl durchaus mit Gewinn lesen kann und man sich dabei "noch in derselben Nacht" zum Beispiel in Marie-Luise Kaschnitz verlieben könnte oder mit Fernando Pessoa klagen über den Tag nach der schlaflosen Nacht oder Beckett zunicken kann und womöglich machen könnte wie er, wenn man Glück hat: "...ich werde wieder in der Menschheit einschlafen mit knapper Not".