Michael Gielen

Unbedingt Musik

Erinnerungen
Cover: Unbedingt Musik
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783458172727
Gebunden, 366 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Michael Gielen ist einer der großen Dirigenten unserer Zeit. Als Interpret weltweit bekannt und als Komponist hochgeschätzt, ist er eine Institution in der internationalen Musikwelt. Musik war für ihn nie "Beruhigungsmittel", provokativ wollte er sein. Offenheit und Mut zur direkten, freimütigen Äußerung kennzeichnen auch seine Erinnerungen - Erinnerungen eines erfolgreichen Musikerlebens.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.02.2006

"Überraschend amüsant" und "lesenswert", findet Harald Eggebrecht die Erinnerungen des Dirigenten Michael Gielen. Besonders gefällt dem Rezensenten, wie Gielen über seine Kollegen berichtet. Gielen urteile mit ausreichendem Abstand, bleibe dabei aber immer fair, selbst wenn es um andere Stilrichtungen als die eigene geht. Eggebrecht ist ganz angetan, wie Gielen über die Nachkriegszeit und ehemalige Mitläufer und Mitwisser schreibt. Er finde "nüchterne Töne" und beschreibe dadurch die eigenartige Stimmung aus Verdrängung, Melancholie und Aufbruch "überaus treffend". Besonders das "Understatement" des Autors fällt dem Rezensenten angenehm auf. Nur Druckfehler und der "Mangel sorgfältigen Lektorierens" stören den Rezensent, und auch der letzte Teil, in dem der Verfasser seine bisherige Stringenz verliere und etwas "zerstreut" werde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2006

Die Rezensentin Marianne Zelger-Vogt findet die Lebenserinnerungen des Dirigenten Michael Gielen, den schon "seine Biografie zum Außenseiter macht", auf jeden Fall lesenwert - zumal sie auch einige Überraschungen enthalten. Wie kritisch und ambivalent Gielen beispielsweise seine Zeit als Opernchef in Frankfurt bewertet, überrascht die Rezensentin etwas. Schließlich hat er die dortige Oper "zum Zentrum eines kritisch reflektierten Musiktheaters gemacht." Überhaupt lässt sich im letzten Teil des Buches "eine gewisse Resignation, eine wachsende Distanz zum Kulturbetrieb" feststellen. Da löst sich dann Zelger-Vogts Meinung nach die chronologische Erzählweise zusehends auf, die Biografie wird essayistischer. Schade findet die Rezensentin nur, dass das Lektorat nicht besonders genau gearbeitet hat - gerade unter dem Aspekt, dass Gielen ein so "auf Genauigkeit bedachter Künstler" ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.11.2005

Einen "souveränen Blick auf die Moderne" bescheinigt Hans-Klaus Jungheinrich dem Dirigenten und Komponisten Michael Gielen. In dessen Lebenserinnerungen spürt er in "auffälliger Unaufälligkeit" verstreute Bemerkungen über die musikalische Moderne und ihren Weg im 20. Jahrhundert auf, "die Ernüchterung signalisieren". Was Gielen über seinen interessanten familiären Hintergrund, über Kindheit und Jugend in Dresden, Wien und Südamerika, über eigene und fremde Kompositionen sowie über seine Frankfurter Jahre berichtet, erscheint Jungheinrich höchst aufschlussreich. Bemerkenswert findet er vor allem den Stil dieser Lebenserinnerungen. Er sieht ihn geprägt von "Nüchternheit und Skepsis" und "durchsetzt von Witz und Sarkasmus". "Selbstbeweihräuchernde Attitüden" oder "grandiose Sprachposen" lägen Gielen "ganz fern". Überhaupt beeindruckt Jungheinrich die ungewöhnliche "Ehrlichkeit und Offenheit" dieser Erinnerungen, auch wenn man dafür eine gewisse "Trockenheit, Glanzlosigkeit, gelegentlich auch Unbeholfenheit der Prosa" in Kauf zu nehmen habe, für die man freilich durch "erfrischend sachliche Einschätzungen von Personen und Situationen" entschädigt werde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2005

Standing ovations von Wolfgang Schreiber. Michael Gielen ist nicht nur im Konzertsaal ein ganz Großer, nein, er ist es auch als Selbst-Biograf. Überwältigend die "Präzision seines Erinnerungsvermögens", urteilt der Rezensent, "brillant", "dabei geradlinig" und "oft scharf zuspitzend" sein Darstellungsstil. Der geborene Dresdner Gielen beschreibt seine Kindheit in Südamerika - der Vater hatte vor den Nazis fliehen müssen -, die Beschäftigung mit Philosophie und Dichtung, die Begegnungen mit Furtwängler, Karajan und Kleiber, welchen Gielen nach wie vor rückhaltlos verehre. Dann die Intendantenjahre in Frankfurt, mit Ruth Berghaus und Hans Neuenfels. Auch Adorno mit seiner Schwäche für Blondinen, vor allem adlige, hat einen Auftritt in "Unbedingt Musik". Und mit dem Kapitel "Vom Dirigieren" legt der Stardirigent, Schreiber zufolge, beinahe so etwas wie eine "Magna Charta des Glücks und der Unerbittlichkeit eines Berufsethos" vor.
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