Michael Light

100 Sonnen

1945-1962
Cover: 100 Sonnen
Knesebeck Verlag, München 2003
ISBN 9783896601902
Gebunden, 208 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Mit 100 farbigen und s/w-Abbildungen. Zwischen Juli 1945 und November 1962 testeten die USA 216 Atomwaffen in der Wüste Nevadas und im Pazifik. Ihr radioaktiver Fallout schädigte vor allem die eigene Bevölkerung, machte aber auch das Bikini-Atoll unbewohnbar. Welcher Schaden an Mensch und Natur im Namen wissenschaftlicher und militärischer Interessen tatsächlich angerichtet wurde, lässt sich auch nach Öffnung der Archive nur erahnen. In 100 Sonnen dokumentiert Michael Light das Unbeschreibliche anhand vormals geheimer Aufnahmen aus den Archiven in Los Alamos, Maryland und aus der Lookout Mountain Air Force Station in Hollywood.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2004

Florian Coulmas bereitet dieser ästhetisch ansprechenden Bildband Bauchschmerzen - auch wenn er die Fotos, die der Künstler und Fotograf Michael Light aus Archiven zusammengetragen und veröffentlicht hat, eindrucksvoll findet. Coulmas meint, dass die Dokumentationen der von den USA durchgeführten Atomtests - obwohl auf vielen der Bilder die darauf abgebildeten "kleinen Menschlein" "einen Kontrapunkt zu den spektakulären Aufnahmen der Explosionen darstellen" - die Enttabuisierung von Atomwaffen durch ihre Ästhetisierung vorantreiben. Trotzdem kann sich der Rezensent des "Eindrucks des Grandiosem", der von diesen Bildern ausgeht, nicht völlig entziehen. An manchen Stellen sehen die digital nachbearbeiteten Bilder einfach aus wie eine Naturerscheinung - auch wenn die hin und wieder mit abgebildeten Soldaten immer an den wahren Zweck der Übungen erinnern.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.10.2003

Dirk Knipphals lässt sich vom gruseligen Thema dieses Bildbandes nicht abschrecken. Für ihn sind die Fotos, die überirdische amerikanische Atomtests aus der Nachkriegszeit dokumentieren, voller Erhabenheit - deshalb zitiert er gleich eine Rilke-Sentenz, die den Schrecken und den schönen Schein zum Thema hat. Dank dieses starken Eindrucks ficht ihn auch der Begleit-Text des Fotografen nicht an, der "einem ein schlechtes Gewissen einreden" will. Eher freut er sich, dass "uns der reale Anblick dieser Explosion im Zuge des Ost-West-Konflikts erspart geblieben ist" und konzentriert sich auf eine ästhetische Betrachtung der Fotos. Denn wenn dieser Band eines zeigt, dann nach Knipphals Meinung "die eindrückliche Erfahrung, wie stark Schönheit und Moral auseinander zu fallen vermögen."