Nick Cave

Der Tod des Bunny Munro

Roman
Cover: Der Tod des Bunny Munro
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2009
ISBN 9783462041293
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs. Bunny Munro verkauft an der Südküste Englands einsamen Ehefrauen Kosmetikartikel und den Traum vom Glück. Durch den plötzlichen Tod seiner Frau aus der Bahn geworfen und aus Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, tut er das Einzige, das ihm sinnvoll erscheint: Er steigt mit seinem Sohn ins Auto und fährt einfach los. Während Bunny seinem Job nachgeht und bisweilen vor eifersüchtigen Ehemännern fliehen muss, sitzt der neunjährige Bunny junior geduldig im Auto und betrachtet die Welt durch die Augen seiner Enzyklopädie, die er eifrig studiert. Ihn tröstet allein seine Mutter, die ihm als guter Geist verheißt, dass alles gut werden wird. Als Bunny seinen altersschwachen Vater aufsucht, dessen Boshaftigkeit legendär ist, scheint der letzte Tag in seinem Leben gekommen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.11.2009

Für Manuel Gogos ist das zweite Prosawerk des "wohl finstersten Balladenmachers der Post-Punk-Ära", Nick Cave, in mehrfacher Hinsicht autobiografisch grundiert. Mit seiner Hauptfigur Bunny Munro, einem triebhaften Vertreter für Schönheitsprodukte, teilt der Autor die obsessive Leidenschaft für Frauen, meint der Rezensent. Dem nur auf die sexuelle Verführung seiner Kundinnen gierende und im Verlauf des Romans sich immer mehr ins Monströse wandelnden Bunny ist aber ein Sohn zur Seite gestellt, der in seiner "arglosen, entwaffnenden Präsenz" beim Leser den Glauben daran nährt, der Vater könne doch nicht völlig verdorben sein, teilt der Rezensent mit. Diese Hoffnung allerdings findet im Unfalltod des Vaters ein Ende, ein Schicksalsschlag, den auch Caves eigener Vater ereilte, wie Gogos weiß. Er hat den Roman deshalb auch als eine "verzweifelte" Liebeserklärung eines Sohnes an den Vater gelesen, dessen einzige Erlösungschance in eben dieser Liebe liegt, wie der Rezensent dem Roman entnimmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2009

Bunny Munro, der dunkle Held dieses finsteren Romans, ist Kosmetikwarenvertreter. Vor allem aber hat er seine Frau Libby so hemmungslos betrogen, dass diese sich eines Tages aufhängt. Nun muss sich der Vater um den Sohn, der ihn bis dahin wenig interessiert, kümmern, und schleppt ihn also mit sich herum auf seiner Vertreterreise durch den englischen Süden. Was aus dem ganzen, findet der Rezensent Tobias Rüther, eine Art "Road-Movie" macht - wenngleich mit voller Absicht ein "wüstes". An Sex wird dabei so wenig wie an Kitsch gespart, sprachlich eindrucksvoll ist das auch, so Rüther. Vor allem aber ist der Roman als "Sozialsatire" auf die Gegenwart in Nick Caves englischer Wahlheimat zu goutieren, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2009

Rezensent Thomas Winkler macht zwar einige Schwächen im zweiten Roman des Musikers Nick Cave aus, findet ihn aber alles in allem gelungen. Zumindest schafft es der Autor seiner Meinung nach, den Themen, die er auch als Musiker seit Jahrzehnten beackert - "Besessenheit und Verdammnis", "Sex und Tod" - immer noch etwas abzugewinnen. Deshalb stört es Winkler auch nur ein bisschen, dass etwa die Figur des Sohnes, der trotz seines jungen Alters als "Stimme der Vernunft" in Erscheinung tritt, "etwas unglaubwürdig" wirkt. Von Caves stilistischem Können und der Bandbreite seiner Prosa zeigt sich der Rezensent beeindruckt - vor allem in Anbetracht der Eindimensionalität, des "eingeschränkten Facettenreichtums" seiner Hauptfigur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.09.2009

Ein "im bestmöglichen Sinne monströser Text" ist dieser Roman für Alexander Menden. Die Geschichte um den hypersexuellen Bunny Munro, der sich Schritt für Schritt zu seinem Tod wälzt, ist, so Menden, ein finsteres Buch, wie man es von Nick Cave gewohnt ist. Im Gespräch mit ihm hat Menden von diesem nun allerlei Details über Entstehung und literarische Bezüge erfahren: Zum Beispiel dass Nick Cave den Roman während seiner Tour teilweise auf seinem iPhone geschrieben hat. Und dass Nick Cave als Vorbilder das Markusevangelium und Valerie Solanas "SCUM-Manifest" sieht. Leider, so erfährt man von Menden, büßt die deutsche Übersetzung im Vergleich zum Original einiges an Schärfe ein.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.09.2009

Höchst angenehm enttäuscht zeigt sich Rezensent Thomas Groß von diesem autobiografischen Roman. Denn obwohl der mit absolut erwünschten Ähnlichkeiten mit lebenden Personen spiele, sei es doch nicht die gängige Rockstar-Memoirensauce. Vielmehr handele es sich um eine "böse Satire auf den Rock'n'Roll-Lifestyle". Und zwar in Gestalt einer Erzählung vom "wundersamen Leben eines Serienfickers", einer Reise in die "Unterwelt des männlichen Begehrens", die der Autor - so der Rezensent- "in den eitrigsten Farben der Apokalypse" ausmale. Ein "veritabler Höllentrip" durch die archaisch-zeitlose Welt eines "von Verkehr zu Verkehr driftenden" Verkäufers seiner eigenen Seele. Allein sei das natürlich nicht abendfüllend, aber vergnügungsteigernd kommt für Groß hinzu, dass Nick Cave einen ganz eigenen Ton entwickelt hat, der den Rezensenten zwischen den Zeilen manchmal sogar Klaus Kinski vernehmen lässt, wie er Pornostellen aus dem Alten Testament deklamiert. Auch Passagen von "hinreißender Komik" gebe es, teilt Groß mit. Und sogar eine Moral. Denn dieses Buch, fällt dem Rezensenten schließlich auf, sei im Grunde ein "konservativer, ja geradezu mit christlicher Moral gesegneter Roman".
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