Nikolaus Wachsmann

KL

Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager
Cover: KL
Siedler Verlag, München 2016
ISBN 9783886808274
Gebunden, 992 Seiten, 39,99 EUR

Klappentext

Nikolaus Wachsmanns lang erwartete, monumentale Geschichte der Konzentrationslager von den improvisierten Anfängen 1933 bis zu ihrer Auflösung 1945. Diese erste umfassende Darstellung vereint auf eindrückliche Weise sowohl die Perspektive der Täter als auch jene der Opfer, sie zeigt die monströse Dynamik der Vernichtungspolitik und verleiht zugleich den Gefangenen und Gequälten eine Stimme. Für seine Geschichte der Konzentrationslager hat Nikolaus Wachsmann eine enorme Menge an Quellen und Forschungsliteratur ausgewertet, Tagebücher und Briefe der Lagerinsassen, Prozessunterlagen, SS- und Polizeiakten, ein Teil davon erstmals hier verwendet. Auf diese Weise konnte er die Praktiken der Täter, die Einstellungen der Gesellschaft und die Welt der Opfer in einem großen epischen Rahmen zusammenführen, konnte das Leben und Sterben im Lager, die individuellen Schicksale schildern, aber auch die politischen, ökonomischen und militärischen Umstände, die Hintergründe der NS-Vernichtungspolitik. Beides, die Nahaufnahme wie die historische Entwicklung, vereint Wachsmann zu einer eindringlichen Erzählung - ein historisches Werk, das, wie Ian Kershaw schreibt 'kaum jemals übertroffen werden wird'.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.08.2016

Rezensent Cord Aschenbrenner ist voll des Lobes für die zehn Jahre lange archivalische Fleißarbeit des Historikers Nikolaus Wachsmann und das Resultat - laut Rezensent die erste Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Das Buch besticht für Aschenbrenner durch die Schilderung der Verknüpfung der NS-Gewaltherrrschaft in den Lagern mit dem Leben der deutschen Gesellschaft sowie der Analyse der Funktion der Lager innerhalb des Machtapparats der SS, ihrer Entwicklung und der Beziehungen der Häftlinge untereinander und zur SS. Wie der Autor seine Darstellung von Strukturen mit Einzelschicksalen verwebt, lässt vor den Augen des Rezensenten ein differenziertes Bild des Lebens und Sterbens in den Lagern entstehen. Ein gut strukturierter Anmerkungsteil, sprachliche und intellektuelle Güte auf Höhe der Forschung sowie die spürbare Empathie des Autors für das Leid der Opfer machen das Buch für Aschenbrenner zu einem der eindrucksvollsten Werke zum Thema.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2016

Auf dem noch immer langen Weg, das Grauen der Judenvernichtung zu begreifen, kommt Jürgen Zarusky mit Nikolaus Wachsmanns Buch einen Schritt weiter. Die Gesamtgeschichte der Konzentrationslager, die der Historiker vorlegt, schließt Zarusky zufolge eine Leerstelle. Weil der Autor Perspektivenvielfalt bietet, analytische Schärfe und menschliche Empathie walten lässt und über 700 Seiten einen Spannungsbogen aufrechterhält, ist das Buch für den Rezensenten außerdem ein Glücksfall. Die Themen Entwicklung des Lagersystems, Funktion und Struktur, Mentalität der Lager-SS, Kapos und Solidarität unter den Häftlingen entwickelt der Autor laut Zarusky konsequent und unter Einbezug von Zeitzeugenberichten.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.05.2016

Tief beeindruckt berichtet Rezensent Sven Felix Kellerhoff über dieses Buch, das für ihn auf fast paradoxe Weise eine Lücke schließt. Denn die Literatur über das KZ-System der Nazis ist inzwischen unübersehbar, eine lesbare Gesamtdarstellung aber fehlte bisher, weshalb wissbegierigen Lesern immer noch Eugen Kogons "SS-Staat" von 1946 als Überblick empfohlen wurde. Darüber geht Wachsmann nicht nur wegen der größeren Fülle des Materials hinaus, so der Rezensent. Er würdigt die Treue , mit der sich Wachsmann auf die Berichte der Leidenden stützt, mehr aber noch, dass er auch die Entstehung des Systems nachzeichnet, denn heute, so Kellerhoff, sei unser Blick so sehr vom Grauen der späten Jahre bestimmt, dass die Entwicklung und die ersten Jahre in Vergessenheit geraten seien. So werde auch die interne Dynamik des Systems deutlich, in dem nach und nach immer grausamere Kommandanten ausgewählt worden waren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2016

Als eine meisterhafte historische Erzählung und ein bleibendes historisches Standardwerk feiert Rezensent Paul Ingendaay auf einer ganzen Seite diese Neuerscheinung: Trotz aller Literatur über die Nazizeit, so Ingendaay, habe doch noch nie ein Historiker sämtliches Wissen über die Lager gebündelt. Und höchste Bewunderung hat Ingendaay dafür, wie Nicholaus Wachsmann sein uferloses Material bündelt: Das Buch sei sehr klar gegliedert, in große Kapitel und Unterkapitel, die wiederum in Kurzkapitel von etwa acht Seiten zerfallen. Auf diese Weise bleibe die Überfülle auch für den Leser beherrschbar. Ingendaay nimmt eine Menge Erkenntnisse aus dem Band mit, die ihm unter anderem auch möglich wurden, weil Wachsmann neben dem großen Ganzen immer wieder auch Einzelschicksale und -aspekte in den Blick nimmt. Aus der Tatsache, dass Gefangene und Wächter dem Grauen unterschiedlich begegneten, lernt Ingendaay, dass es kein absolut Böses gibt - und auch, dass es in gewissem Rahmen für Täter oder potenzielle Täter eine Wahl gab. Als besonderes Meisterwerk würdigt Ingendaay das Kapitel 10, das zeige, wie die Häftlinge selbst- etwa als Kapos - in den Schuldzusammenhang gezwungen wurden, so dass die im Nachhinein meist in tröstlicher Klarheit dargestellten Gegensätze von Gut und Böse verwischen. Wachsmann ist zwar deutscher Herkunft, lehrt aber seit zwanzig Jahren in Großbritannien: Sein Buch ist ganz der angelsächischen Schule verbunden, die an Strukturen interessiert sei, ohne die Opfer zu vergessen, lobt Ingendaay. Dabei enthalte sich Wachsmann jedes Tremolos oder Pathos'.
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