Olga Tokarczuk

Anna In

Eine Reise zu den Katakomben der Welt. Roman
Cover: Anna In
Kampa Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783311100744
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Lisa Palmes. Inanna, oder AnnaIn, Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Mondes, aber auch des Krieges, herrscht über das sumerische Uruk - ein mythischer, lichter Ort, wo Fahrstühle auch nach links und rechts fahren und Gärten vom Himmel hängen, ein Ort, der eher in der nahen Zukunft als in einer fernen Vergangenheit zu liegen scheint. AnnaIn ist schön, jung, verführerisch, aber auch ungestüm, unstet und machtbewusst. Eines Tages ruft ihre Zwillingsschwester, die Herrscherin der Unterwelt, sie zu sich. Und AnnaIn steigt hinab, in die Katakomben, ins dunkle Reich des Todes. Niemand ist je von dort zurückgekehrt. Welches Opfer wird AnnaIn bringen müssen, um wieder hinaufzusteigen, zu den Lebenden? Olga Tokarczuk erzählt in Frau Diesseits und Frau Jenseits einen 4000 Jahre alten Mythos neu. Mit viel Ironie und einer großen Portion Respektlosigkeit verbindet sie das Hohe und Erhabene mit dem Profanen, Allgemeinmenschlichen - und holt den altehrwürdigen Mythos so in unsere Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.06.2022

Rezensentin Tanya Lieske steigt gern in die aufregende Unterwelt ab, die Olga Tokarczuk in ihrem Roman entwirft. Er erzählt von der Göttin Anna In oder Inanna, die in die Unterwelt stieg und deren Mythos auf über den Globus verstreuten Tonscherben festgehalten ist, wie Lieske von Tokarczuk erfährt. Dabei schafft die Autorin eine Ober- und Unterwelt mit "Aufzügen, Plattformen und hängenden Gärten", so Lieske, die die Verschränkung verschiedener kulturgeschichtlicher Epochen bewundert. Spannend findet Lieske außerdem, dass Tokarczuk im Hinabstieg Inannas in die Unterwelt einerseits den "Urmythos aller späteren Hades-Erzählungen" sieht, ihm andererseits aber eine gewisse "postmoderne Beliebigkeit" dadurch verleihe, dass Inanna - im Gegensatz zu allen nachfolgenden vergleichbaren Figuren - kein eigennütziges Motiv habe. Eine aufregende Heldinnengeschichte und "Leuchtfeuer eines magischen Realismus", das von Lisa Palmes toll übersetzt wurde, schließt Lieske.
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